Ein Vormittag im Watt

Lahnung
Manchmal ist es notwendig, im größten Trubel stehen zu blieben. Entweder um sich einen Überblick zu verschaffen oder um dem Hirn eine Ruhepause zu gönnen. In der Natur können wir auf unser wirkliches Maß zurückschrumpfen; dass wir vergänglich sind ist uns nur allzu schmerzlich bewusst dieser Tage. Dass die Welt sich weiter dreht, die Gezeiten kommen und gehen wie immer, aus den Elementen Pflanzen, dann Tiere, dann wieder Nährstoffe werden und sich im großen Kreislauf unendlich weiter wandeln werden, begreife ich am besten, wenn ich abseits von Menschen in der Natur bin. Früher habe ich stundenlange Spaziergänge durch die Wälder rings um das Haus gemacht. Hier und heute bietet es sich natürlich eher an, an das Meer zu fahren. Vielleicht gefällt dem einen oder anderen ein kleiner virtueller Ausflug an die Nordsee, die ruhige Weite klärt üblicherweise den Geist. Ein Blick auf den Gezeitenkalender und los geht es.

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Aber gerade wenn einen eine gewisse Traurigkeit und Beklemmung befallen hat, ist man doch auch empfänglicher für die Schattenseiten. Und man muss sich wirklich nicht anstrengen oder ein sonderlich miesepetriger Mensch sein, um vom kalten Grauen gepeitscht zu werden. Überall findet man flächendeckend die Spuren der menschlichen Egomanie. Warum bloss ist der Mensch so ein besonderes Tier?

Leider ist die Weite nicht mehr so weit wie früher, monumentale Bauwerke am Horizont zeigen uns jederzeit deutlich, dass wir alle Lebensbereiche in Beschlag genommen haben, um daraus Energie zu ziehen, die Elemente auszusaugen für unsere Zwecke. Zurück gibt es dann Plastikmüll und surreal anmutende Bilder von deplatziert wirkenden Schafen.
Schafe am Meer

Und trotzdem wirkt ein Tapetenwechsel. Auch wenn es nur wenige Stunden sind. Wundersam, man muss sich manchmal nur aufraffen, ein paar wilde Früchte im nächsten Feldweg sammeln, einen Berg besteigen, ins Arboretum gehen, durch das Watt stapfen, mal wieder ein Museum besuchen, sich auf das Fahrrad setzen und dort abbiegen, wo man noch nie entlang gefahren ist.

Nehmt ihr euch auch heilsame klitzekleine Auszeiten wenn die Seele zu schwer wird?

 

26 Gedanken zu „Ein Vormittag im Watt

  1. ichkoche- Jacktels Rohkost

    Hi Oli, tolle Bilder. Jetzt hast Du mir mit voller Gewalt vermittelt das ich auch mal so einen Tag einbauen muss.Hoffe, das die Stärkung die Du dir gestern geholt hast ,lange hält. LG Jacob

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    1. Oli@Landidylle Autor

      Danke, ja. Ich habe zum Glück mittlerweile gelernt, dass kleine Auszeiten ganz wichtig sind – und manchmal setze ich die Erkenntnis auch um. 🙂
      Ich wünsche dir, dass du ganz bald schon einmal weg vom Alltag und allem was dazu gehört für ein paar Stunden abschalten kannst.
      Liebe Grüße, Oli

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  2. Wili

    ja, sehr schöne Bilder, die mich gerade sehr angenehm an meine Tage vergangenen Sommer auf Neuwerk erinnern. Danke dafür 🙂
    Zu Deiner Frage, wenn bei mir die Seele zu schwer geworden ist oder ich keine Idee habe, wie ich ein Problem angehen kann, hilft es mir sehr aus der Situation heraus zu gehen und etwas ganz anderes zu tun.

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    1. Oli@Landidylle Autor

      Ich freue mich, dass ich angenehme Erinnerungen wecken konnte.
      Aus der Situation herausgehen funktioniert bei mir in aufbrausenden Situationen gut, wenn etwas nagt und quält prokrastiniere ich und es nagt und frisst innerlich weiter. Zusätzlich ein Ortswechsel bringt es dann meist.
      Wie gut, wenn man irgendwann die Mechanismen kennt, die einem das Leben leichter machen können!

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      1. Wili

        ja 🙂 und noch besser, wenn man sie dann auch gut umsetzen kann. Es freut mich, wenn sich jetzt deine Welt wieder freundlicher dreht.

  3. gartenstreifzug

    Hallo Oli, danke für die Bilder vom Meer. Das Meer ist für mich ein Sehnsuchtsort. Und wie es der Zufall will, heute fahr ich aus dem selben Grund noch ans „Bayrische Meer“ den Chiemsee.
    Nur ein kleiner Ersatz aber der Blick übers Wasser tut der Seele gut. Liebe Grüße Arlene

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  4. Doris

    Seit ich zum ersten Mal bewußt Urlaub an der Nordsee gemacht habe , habe ich immer wieder Sehnsucht dort mal wieder hinzufahren. Mit dem Zug sind es 3 1/2 Stunden nach Norddeich. eigentlich reicht das schon für einen Tagesausflug.
    Wie es dort oben im Spätherbst ? Kann man die Jahreszeit in einer Ferienwohnung aushalten ? Vorher kriege ich keinen Urlaub.
    Ach, die Fotos bestärken mich wieder .
    Ich bin eigentlich gut dran mit entspannen, das mache ich oft indem ich raus und in den Wald laufe , Beeren sammel, da kann ich wirklich gut abschalten . Manchmal steh ich auch ne Weile und schau den Waldboden an.
    Jaaa, Muscheln kann ich auch lange Zeit betrachten.

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    1. Oli@Landidylle Autor

      Bei uns gibt es im Oktober meist nochmal richtig schöne Tage, aber garantieren würde ich es eher nicht bei den Kapriolen, die das Wetter neuerdings schlägt.
      Der echte Nordseeliebhaber mag aber auch im Ferienhaus am Kamin sitzen während draussen der Herbststurm tobt und tagsüber im Ostfriesennerz in Schräglage am Deich entlang kämpfen. 😉
      November ist dann meist schon eklig.
      Da würde sich eine Ferienwohnung anbieten, wo man ganz nah an der Natur ist sodass man direkt losstiefeln kann, wenn das Wetter es zulässt und auch sonst einen schönen Ausblick hat und nicht nur auf Nachbars Acker guckt.

      3 1/2 Stunden finde ich grenzwertig, wenn man im Zug entspannen kann geht es ja, ich könnte es eher nicht. Da würde ich lieber einmal übernachten und so eine Aktion auf 2 freie Tage legen.

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  5. Doris

    3 1/2 Stunden finde ich grenzwertig, wenn man im Zug entspannen kann geht es ja, ich könnte es eher nicht. Da würde ich lieber einmal übernachten und so eine Aktion auf 2 freie Tage legen.
    Ja, stimmt.
    Mit Auto wäre die Fahrt nicht so lang und dann würde ich eher die holländische Küste nehmen, ist noch näher. Es gibt auch organisierte Tagesausflüge , dann wiederum ist man zeitlich gebunden.
    Ach ja, seufz.
    Diese billig Busfahrten hatte ich mir näher angesehen, ist ja wirklich günstig, nur kann man nicht denken das sich Tagesausflüge lohnen. Nachmittags gehts los und zurück muß man am nächsten Tag früh morgens.
    Ich schau die Webcam von Greetsiel immer wieder. Da kann ich auch schön etwas sehen.

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    1. Oli@Landidylle Autor

      Ich habe spasseshalber mal geguckt. Von Essen Hbf nach Meldorf (dort war ich im Watt, ist aber auch nicht unbedingt die schönste Ecke) fährt die Bahn 5 Stunden+, die Busse auch, beide kosten um die 55€.

      Boah, das ist eine lange Zeit und so richtig günstig finde ich das auch nicht, für den Preis verpesten viele ja schon auf Kurzstreckenflügen 2x die Luft.

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  6. Doris

    Feierabend.
    Ich hatte eine Fahrt nach Winterberg im Auge. 9 € glaube ich ,genau weiß ich das aber nicht mehr.Hat mich dann nicht weiter interessiert.
    Zuhause bleiben wenn man im Spätherbst Urlaub hat ist doof. Vielleicht doch nach Norden. Dick eingemummelt und Tee trinken , sichs gemütlich machen .Günstig wird das wohl auch 😉

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    1. Oli@Landidylle Autor

      Denke auch. Und die Touristenmassen sind weg. Muss man mögen, ich mag es ja lieber ruhig und finde es anstrengend, wenn die Leute so supergestresst im urlaub sind. 🙂

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  7. Susi

    Hatten jetzt auch grade Urlaub und sind aber immer nur tagweise weg gewesen. Habe auch immer schrecklich Sehnsucht nach dem Meer, leider ist es zu weit weg von uns. Ich versuche auch zur Zeit mir immer kleine Auszeiten zu schaffen.Es ist lustig,was du geschrieben hast. Ich habe heute mal mein Fahrrad rausgekramt und habe an einem Feldweg angehalten und mich durch die wilden Obstbäume genascht und so getan als würde die Zeit keine Rolle spielen.Ich habe mich wie früher als Kind gefühlt.Ganz frei und für kurze Zeit ganz unbeschwert. Schön,das auch andere solche Gedanken haben.
    Ganz liebe Grüße Susi

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    1. Oli@Landidylle Autor

      Vielen Dank für deine Erzählung Susi, das ist genau das was ich meine. Und es tut unheimlich gut, die Zeit zu verlieren nicht?
      Lasst uns versuchen das beizubehalten.

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      1. Susi

        Hatte heute meinen ersten Tag nach dem Urlaub in der Klinik. Ich bin immer gaaaaanz traurig , wenn ich mein “ Räuberliesschen- Dasein“ wieder abgeben muss.War heute aber auch mit dem Rad unterwegs und hab noch wilden Meerettich ausgebuddelt,um noch mehr Gurken einzulegen😃Habe mir aber auch vorgenommen mehr davon mit in den Alltag rüber zu retten. Viele in meinem Umfeld können das gar nicht verstehen,das eigentlich diese Dinge unbezahlbar sind. Schade.
        LG Susi

      2. Oli@Landidylle Autor

        Ist schade für die, ja. Aber viele kommen ja auch erst später oder durch persönliche Krisen darauf, dass die so genannten kleinen Dinge einen grösseren Wert haben als das Gerenne hinter dem Geld, dem Prestige, dem neuesten Handy und immer chic sein. 🙂
        Ich wünsche es jeden und dir wünsche ich, dass du tatsächlich viel in den Alltag retten kannst, vielleicht direkt Rituale einbauen?
        Ich könnte sehr gut ohne diese ganzen Beeinträchtigungen von aussen, die ich oft als Störung wahrnehme, etwas wilder leben. Hach wäre das entspannend!
        GLG Oli

  8. Doris

    Sach ma, in einem englischen Kochbuch ist die Rede von Tang , Perltang der gesammelt wird. Der wird gewaschen und getrocknet . Hast daran schonmal gedacht ? Soll sehr gesund sein.

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    1. Oli@Landidylle Autor

      Ja, ich habe über diese ganzen Meeres- und Salzwiesengewächse schon nachgedacht, aber ich kenne mich damit überhaupt nicht aus und dadurch, dass hier überall die Lahnungen und ansonsten Steinaufschüttungen an der Küste sind, ist da wenig Natur. Gut, Tang wird natürlich ständig angespült, da muss ich mich einfach informieren und die Augen offenhalten.
      Ich habe immer noch die Hoffnung mal einen Küstenabschnitt zu finden, wo es nicht so karg ist aber trotzdem gut zugänglich und nicht überlaufen. Naiv bin ich.

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  9. diebildermacherkochen

    irre gute bilder!!!!! menschen und muell, da drehe ich durch. wie haben vor einigen wochen einen see in der wueste gefunden. er ist nicht kuenstlich angelegt. es ist wunderschoen dort. leider haben auch anddere menschen den see gefunden und ordentlich zugemuellt.
    gruss susab

    Antwort
    1. Oli@Landidylle Autor

      Ich bekomme richtig Beklemmungen wenn ich sowas höre. Wunderschöne Orte in der Natur und Trampeltiere von Menschen entweihen diese Stätten indem sie sie verschandeln und vermüllen. Warum bloss? Wer Proviant oder ähnliches dorthin tragen kann wird nicht zusammenbrechen wenn er die Verpackung wieder mitnimmt. Sehen diese Menschen die kleinen Wunder der Natur wirklich nicht? Ein Jammer.

      Und vielen Dank für dein Lob, aus deinem Munde ist das natürlich eine Ehre.

      Antwort
  10. Pingback: Kurzurlaub – für eine Stunde! – Gartenstreifzug

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