… alternativ könnte man in Hinblick auf aktuelles Weltgeschehen sagen: das Leben ist bunt.
Man nehme einen Ausflug zum regionalen Hofladen, kaufe schwarze Karotten, hierzulande sagt man an sich ‚Wurzeln‘, was mich schon immer gestört hat obwohl ich damit groß geworden bin. Wurzeln sind alles mögliche! Geht es etwas präziser bitte?
Ich lasse mich zugunsten einer üblichen regionalen Bezeichnung für dieses Gericht für diesen einen Beitrag dazu hinreißen, ‚Möhren‘ zu sagen.
Gut, man mache also diesen Ausflug, kaufe schwarze Möhren und allerhand anderes Zeugs, was im eigenen Garten nicht, nicht ausreichend oder anders vorhanden ist. Dann fahre man ein paar Kilometer weiter zum nächsten Hofladen, der gemüsemässig zwar nur Standardsortiment führt, aber fleischmässig dafür gut dasteht. Man wähle zu diesem Zwecke Lammbratwurst mit Uthlande-Siegel und erinnere sich, wie die Uthlande früher aussahen und was heute davon übrig ist. ‚Globale Erkältung‘ hin oder her, ihre geliebte Heimat im Meer versinken zu sehen war für die Menschen damals sicher ebenso unschön, wie die Angst vor weiterem Wandel heute. Mindestens.
Wir haben also regionale Lammbratwurst von Deichlämmern und Möhren, Kartoffeln haben wir auch; die Frühkartoffel ‚Erstling‘ aus dem Frühhochbeet liegt noch im Kurzzeitlager, Zwiebeln ebenfalls vorhanden. Man kann noch eine Pastinake zufügen, das ist aber weder notwendig noch original.
Kartoffel-Möhren-Stampf ist ja ebenso wie Steckrübeneintopf und viele andere regionale Gerichte ein einfaches Arme-Leute-Essen, was günstig war und ist, den hart arbeitenden Menschen gut sättigt und wärmt und relativ schnell und leicht zuzubereiten ist, wobei es für Zungen, die der Hausmannskost etwas abgewinnen können immer sehr gut schmeckt. Finesse und persönliche Note kann ja trotzdem untergebracht werden. Oder Geschichte und Politik.
Die Möhren und Kartoffeln werden geschält und zusammen mit Gemüsebrühe gekocht. Die Zwiebeln angebraten bis sie sich bräunen. Das Gemüse wird nun nicht zu breiig gestampft. Die echte Arme-Leute-Variante ist fast fertig, es werden nur noch die angebratenen Zwiebeln über die gestampften Möhren und Kartoffeln gegeben. Die Mittelschicht kann sich zusammen mit den Zwiebeln Speckwürfel anbraten. Sehr zu empfehlen. Wir schöpften heute aus dem vollen und griffen auf das zuvor geopferte Deichlamm als Fleischbeilage zurück. Das Ganze in bunt und mit erstklassigen regionalen Zutaten, so wie es früher Standard war. Ganz einfach und normal. Bei den armen Leuten.
Tipp: Pessimisten können die Wurst umdrehen und so ein herrlich miesepetriges Gesicht auf dem Teller erzeugen!
ich bin kein pessimist und wenn ich einer waere so wuerde ich es nicht wagen ins bild zu grapschen um die wurst zu drehen!!!!:)
Hehe, und dabei ist die Botschaft heute noch aktueller als damals wo ich den Beitrag geschrieben habe. Ohje.