Trombolina d’Albenga – eine Entdeckung

Tromboncino

Immer auf der Suche nach neuem,schmackhaften Lagergemüse bin ich Anfang des Jahres im Dreschflegel-Katalog über den ‚Trombolina d’Albenga‘ gestolpert. Er wird dort Keulenzucchini ‚Trombetta di Albenga‘ genannt und beschrieben als „rankend. Viele, keulenförmige, meist zum Kreis gebogene Früchte mit kleiner Samenhöhle und viel Fleisch“ und sollte gut lagerfähig sein. Also wurde er gekauft und ausgesät in einem Anzuchttopf.

Als ich Mitte/Ende Mai meine Zucchini, Rondini, Kürbisse und Gurken auspflanzte, überraschte mich ein Hagelschauer, die Hagelkörner zerschossen von vielen Pflanzen die Blätter und nicht alle kamen durch. An eine frei gewordene Stelle pflanzte ich vermeintlich einen Butternut-Kürbis. Später im Jahr beobachtete ich argwöhnisch die Früchte und konnte sie so gar nicht zuordnen. Grün gestreift wie eine Zucchini aber laaaang und gebogen. Zuerst hatte ich den Verdacht, dass das Butternut-Saatgut verunreinigt war, dass ich eine Kreuzung aus irgendetwas gepflanzt hatte. Diese Pflanze rankte wie verrückt, eroberte mit ihren Schlingen benachbarte Beete und bildete massenhaft Fruchtansätze. Vehement versuchte ich sie im Zaum zu halten und kappte fast täglich meterlange Triebe mit Fruchtansätzen. Später kam die ‚seltsame Zucchinifäule‚ und raffte etwa die Hälfte der verbleibenden Früchte dahin.

Neulich besuchte ich eine Forenbekannte und erzählte ihr, dass ich einen mir unbekannten Kürbis im Garten habe und nicht so recht weiss, wie ich ihn identifizieren soll. Sie gab mir den Link zum Kürbis-Lexikon, wo ich den unbekannten dann fand. Der Geschmack soll „süß, fruchtig, nussig“ sein und das durchschnittliche Gewicht wurde mit 1-4 Kg angegeben. Weit gefehlt, das Exemplar oben im Bild (neben einer Feige) ist eines der kleineren und wiegt schon 4 Kg!

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Kurz weiter recherchiert fand ich heraus, dass dieser Kürbis in den USA weit verbreitet ist, dort überwiegend ‚Tromboncino‘ genannt wird und sowohl im unreifen Zustand wie Zucchini als ’summer squash‘ Verwendung findet, als auch ausgereift als ‚winter squash‘. Besonders verständlich wird die unbändige Wuchskraft und Produktivität dieses Kürbisses in dem Artikel der Dervaes-Familie.

Anders als die Zucchini und andere ’summer squashs‘ gehört der Trombolina d’Albenga zur Familie der Cucurbita moschata. Den Moschuskürbissen wird ein sehr guter Geschmack nachgesagt, in diesem Fall soll der unreife Kürbis weit besser schmecken als der ausgereifte. Hauptsächlich wird er dann wohl für Süßspeisen, Desserts und Kuchen verwendet. Während man im deutschsprachigen Raum kaum Rezepte findet, hat man im englischsprachigen Raum naturgemäß mehr Glück, wobei viele Quellen einfach darauf verweisen, die ‚Trompete aus Albenga‘ immer dann zu benutzen, wenn ein ’summer squash‘ verlangt wird. Vielleicht findet man noch mehr Rezepte, wenn man unter den anderen geläufigen Bezeichnungen für die ‚Trompete‘ sucht, „Zucchetta rampicante“, „Zucchino rampicante“ oder eben „rankende Zucchini“.

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Wir haben von der einen Pflanze nun 11 Kürbisse geerntet, was eine Summe von etwa 50 Kilogramm ausmachen müsste. Eine Menge Gelegenheit also, Kochrezepte und Backrezepte zu probieren und die Lagerfähigkeit des nicht ausgereiften Tromboncino zu testen.

Sollten die Ergebnisse zufriedenstellend sein, böte es sich an, diese Pflanze im nächsten Jahr an einem stabilen Spalier wachsen zu lassen, wo sie zum einen ranken kann wie es ihr beliebt und zum anderen die Früchte hängen können – dann wachsen sie schön lang und bilden nicht diese Schlangen, was positive Auswirkungen auf die Positionierung der wenigen Samen haben soll.

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7 Gedanken zu „Trombolina d’Albenga – eine Entdeckung

    1. Kürbisfreund

      Ich habe die Samen vor 20 Jahren in Albenga, einer Kleinstadt an der ligurischen Küste erstmals entdeckt und baue diesen Kürbis seitdem an. Anfangs war es fast unmöglich, die Samen in Deutschland zu bekommen, aber inzwischen gibt es doch einige Anbieter. Sehr gute Samen habe ich zuletzt von Reinsaat gekauft.
      Ich lasse die Pflanze an einem freistehenden 2m hohen Gittergerüst hochranken und da werden die Früchte gerade und über einen Meter lang.
      Wir bereiten sie am liebsten als herzhaftes Gemüse zu:
      Kürbis mit Schale (solange sie noch hellgrün und weich ist) in grobe Stücke schneiden und mit Zwiebeln in der Pfanne anbraten. Dann Tomaten, Kräuter und Gewürze dazu und das Ganze nicht zu lange weiterbraten Der Kürbis muss noch etwas Biss hat. Schmeckt sehr gut als kalte Beilage zum Grillen.
      Um reife Früchte zu bekommen (sie werden dann gelb), muss man sie schon bis in den späten Herbst hängen lassen. Wir ernten sie immer im unreifen Zustand und bereiten sie frisch zu. In diesem Zustand kann man sie 4-6 Wochen lang lagern. Danach fangen sie an, schrumpelig zu werden.
      Viel Spass noch mit diesem interessanten Kürbis!

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      1. Oli@Landidylle Autor

        Wow, da bist du sozusagen der Entdecker dieses beeindruckenden Gewächses für das Gebiet nördlich der Alpen!
        Meine Trompeten sind hier natürlich nie ausgereift, wurden aber im Lager gelblich und süßer. Ich konnte sie im kühlen Vorflur etliche Wochen lagern und habe sie im Winter als Kaninchenfutter benutzt. (Irgendwo hier auf der Webseite habe ich vielleicht den maximalen Lagerzeitraum unter meinen Bedingungen notiert). Die Anbaumethode mit frei stehenden Gerüsten hatte ich für dieses Jahr auch vor. Eine Art Pergola bauen und alle 2m oder so eine Pflanze hochwachsen lassen. Mal sehen, ob das noch was wird, die zeit rennt mal wieder.
        Herzlichen Dank für deinen Erfahrungsbericht, das ist wirklich spannend!
        LG Oli

      2. gartenkuss

        Danke für den Tipp mit Reinsaat 💚. Das klingt sehr, sehr lecker. Kommt auf meine Liste für den neuen Garten 😊. LG zum Wochenende von gartenkuss 🙋☀🐝

  1. Salmandra

    Oli hast Du noch Samen davon übrig, die würde ich dieses Jahr sehr gern anbauen.
    Übrigens haben Deine Funkien den Umzug gut überstanden, sie spitzen jetzt aus der Erde. Brauchst Du wieder welche zurück? Ich hatte den Eindruck, in dem Kübel waren alle Pflanzen Deines Garten versammelt!

    Antwort
    1. Oli@Landidylle Autor

      Ein paar Funkien habe ich noch aber dein Eindruck ist schon nicht so verkehrt. Der Boden war ja noch gefroren und ich im Zugzwang eine Tauschware zu bringen – also habe ich mir den ganzen Kübel geschnappt. 🙂
      Aber alles ist gut, ich säe dieses Jahr zum ersten Mal seit über 20 Jahren wieder welche aus und wenn das noch genauso gut funktioniert wie früher, dann habe ich in einigen Jahren Funkienflut. Eine andere Sorte zwar aber da würde ich dir dann wieder welche abgeben.

      Saatgut vom Trombolina habe ich bestimmt noch, ich sehe morgen nach und stecke das gleich in einen Umschlag dann.

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  2. Fietse

    Hallo, bin auch ein TROMBETTI-Fan. Zwar haben nur 2 Pflanzen den Umzug ins Freie überlebt, aber die sind munter dabei, viel „kleine Trompeten“ zu entwickeln. Bis jetzt hab ich sie meist (im jugendlich-grünen Zustand, ungeschält) in 1 1/2 cm dicken Scheiben in der Pfanne in Öl gebraten und mit Zitronensaft, Salz, Pfeffer und rotem Basilikum oder Thai-Basilikum serviert. Das kommt warm oder kalt gut an. Natürlich kann man sie auch als Sommergemüse zusammen mit Zwiebeln, Knofel, Paprika, Kartoffeln, Tomaten, Chili, Thymian… schmoren. Wäre interessiert an weiteren Rezepten. Wir lassen übrigens eine Frucht ausreifen zur Samengewinnung. Gruss aus Köln

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