Kochen damals und heute. Rückblick auf die Baustellen-Küche

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DAS waren Zeiten! Aber nicht die schlechtesten. Zuvor habe ich nämlich auf einer Elektroplatte im Rohbau gekocht. Es dauerte sicher eine Stunde bis ein Topf voll Wasser kochte und die umliegenden AKWs fuhren Extraschichten. Im Spätherbst in einem Rohbau ohne Fenster, mit Bau-Tür und bei Außentemperaturen zu kochen ist wahrlich kein Spaß – das kann ich euch versichern. Also überlegt gut, ob ihr jemals auf eine Baustelle in diesem Zustand zieht. Im Nachhinein klingen die Schilderungen vom Leben auf der Baustelle ja immer recht romantisch wie ich finde und letztlich sind es auch Erfahrungen, die einem keiner nehmen kann.

Die nächsten 3 Jahre habe ich dann im Eingangsflur gekocht. Ungeheizt, mit zugiger Eingangstür, zunächst auf der Elektroplatte. Dann haben wir aufgerüstet und ich hatte 2 (ZWEI!) Elektroplatten zur Verfügung. So konnte ich immerhin, während der Stunde die zum Beispiel das Nudelwasser kochte, das Gemüse zu einer Sauce verarbeiten, was ich schon einmal am Wohnzimmertisch geschnippelt habe. Ganz recht: am Wohnzimmertisch. Eine Arbeitsplatte gab es im Eingangsflur nicht. Aber immerhin benutzte ich später den einen Meter Oberfläche einer Kommode. Wird knapp mit ein paar Schüsseln und Töpfen. Irgendetwas musste immer umgeschichtet werden und zum Glück besteht der Fußboden aus Terrazzo, sodass ich hier heiße Töpfe abstellen konnte.

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Abgewaschen wurde in einem 80er-Jahre Handwaschbecken im Nebenraums des Stalls, aber wie ich immer mit Schüsseln voll schmutzigem Geschirr durch den Eingangsflur, durch den mittleren Flur durch die mit Decken gegen Zugluft verhangende Stalltür durch den Stall gestolpert bin, um endlich in besagten Feuchtraum abbiegen zu können ist definitiv eine andere Geschichte.

Irgendwann – viel zu spät – gab es dann ein Upgrade auf einen Campingkocher mit Gas. 2 Platten! Zwar war der Abstand zwischen den Platten so gering, dass beim Gebrauch von 2 grösseren Töpfen beide nur zu 2/3 auf der Platte standen und man höllisch aufpassen musste, dass kein Topf herunterfällt, aber einen Topf voll Wasser konnte ich jetzt in nur 15 Minuten oder so zum Kochen bringen.

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Letztes Jahr war es dann soweit und mein Traumherd wurde im ehemaligen Stall, der jetzigen Küche, aufgestellt. Betrieben mit Flaschengas weil ich 1. anfangs ohnehin keinen Gasanschluss am Haus wollte und 2. man so Gasbuddeln auf Vorrat haben kann, was im Zweifelsfall eine gute Sache ist. Wahrscheinlich ist es etwas teurer als Gas aus der Leitung, aber man kann 3. sehr gut nachvollziehen, wieviel man wirklich verbraucht hat.

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Und das ist das gute Stück: 6 Kochplatten und 1 Fry-Top, 1 großer Backofen, in dem man wahrscheinlich sogar knapp eine Pute am Spieß drehen könnte und 1 kleiner, der eigentlich für den normalen Gebrauch komplett ausreicht. Das erklärt auch, warum ich in den Rezepten manchmal von einem ‚kleinen Backblech‘ schreibe. Den Aufkleber bitte ich wegzudenken, obwohl er mich täglich störte, habe ich es wirklich und tatsächlich erst nach vielen Monaten geschafft, ihn zu entfernen. Es ging ganz einfach. Schlimm wenn man so ist oder?

In jedem Fall genieße ich glaube ich jeden Tag, den ich auf diesem Herd kochen kann. Endlich mal ausreichend Kochplatten (auch wenn es aus irgendwelchen Gründen noch Probleme gibt, alle 6 auf einmal zu benutzen). Außerdem ist er unheimlich stylisch und ich gebe zu, dass ich mich gerne mit Dingen umgebe, die ich ästhetisch finde. Vielleicht bereinige ich mein Karma irgendwann noch einmal und komme von dieser Art Materialismus ab, aber ich denke eher, dass meine Interpretation so aussieht: Wir haben schlicht viel zu wenig Geld, um billigen Schund zu kaufen. Ich hoffe, dass dieser Herd mich und meine Abkömmlinge bis ans Ende der Tage begleitet und gegebenenfalls repariert werden kann, so wie man es bei wertigen Geräten erwartet. Ich betreibe ja auch eine Kitchen Aid und kein plastikummanteltes Konkurrenzprodukt, was dafür auch bunt blinken und Mittelwelle empfangen kann. Mir reicht es, wenn ein Gerät die grundlegenden Funktionen belastbar erfüllt, langlebig, reparierbar und schön anzusehen ist.

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2 Gedanken zu „Kochen damals und heute. Rückblick auf die Baustellen-Küche

  1. Bea

    Klasse – noch jemand der mit Flasche kocht!
    Da wir nur für das Kochen 15 Euronen monatliche Grundgebühr für den Gasanschluss entrichten sollten, war die Entscheidung mit Flasche zu kochen die eindeutig preiswertere.
    So zahlen wir ungefähr alle 3 Monate ca. 7,50 bis 9,00 Euro für die 5 kg Flasche.

    Wir konnten auch schon andere Menschen „missionieren“… 🙂

    Antwort
    1. Oli@Landidylle Autor

      Genau so ist es. Wir haben zwar mal einen Gasanschluss bis zum Haus legen lassen, aber es nie angeschlossen. Ein Zähler wurde geliefert und liegt hier noch originalverpackt im Karton rum. Dafür zahlen wir 10€ Miete im Monat! Verrückt. Selber kann man die Abholung des Zählers als Verbraucher nicht beantragen, das muss ein Klempner machen – sagte die Frau von der Gasfirma (die mir im übrigen auch dazu riet, den Mist abzumelden) 🙂

      Lieber flexibel, unabhängig und sparsam wirtschaften, das ist das Wahre.

      Antwort

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