Da wo ich herkomme, wachsen Wildrosen am Strand. Natürlich nicht nur dort, aber wer würde ernsthaft auf die Idee kommen, Hagebutten von Feldwegen zwischen gespritzten Feldern oder am Rande von Schnellstrassen zu ernten?
Eben. Und genau das ist hierzulande, in meiner neuen Heimat das Problem. Ich kenne hier nur potentiell verseuchte Standorte von Wildrosen und auch die bessere Hälfte ist eher ratlos, wo man sie reinen Gewissens ernten könnte – und er kennt eine Menge Feldwege und abgeschiedene Plätze.
Am Vortag von Silvester begaben wir uns also in meine alte Heimat Südholstein, um uns am Elbstrand etwas durchpusten zu lassen. Natürlich bin ich nicht ohne Hintergedanken losgefahren und habe – nicht nur für vom Nachwuchs gesammelte Muscheln und Steine – Tüten mitgenommen.
Hagebutten wachsen an diesem Strandabschnitt im Überfluss und es wurden bislang eher wenige geerntet oder von Tieren gefressen. Das Elbwasser, welches die Wildrosen regelmässig überflutet, hat heute auch wieder eine gute Qualität, dazu sollten die Pflanzen durch den stetigen Wild und die rauhen Lebensbedingungen voller Abwehrkräfte stecken.
Zumindest gehe ich davon aus, dass sie ‚gesünder‘ sind als ihre Schwestern in den Knicks* rund um die Felder und an den Landstrassen.
Beim Sammeln dürfen auch die Hagebutten mit, die vom Frost schon etwas matschig geworen sind. Ohnehin finde ich, dass sie sich sehr viel besser verarbeiten lassen, wenn sie Frost hatten. Ich habe die gesammelten Hagebutten geputzt und 1:1 mit Zucker aufgesetzt, dabei einen guten Schuss Zitronensaft zugegeben.
Nach etwa 30 Minuten leichtem Köcheln wurde die Masse durch ein Sieb gestrichen, um die Kerne und Schalenreste zu entfernen. Den Rückstand im Sieb kann man noch einige Zeit nachtröpfeln lassen, um kein Fruchtpürree zu vergeuden.
Das aufgefangene Hagebuttenpürree habe ich nochmal kurz aufgekocht und dann in ein sterilisiertes Schraubglas gefüllt. Fertig ist die höchst leckere und gesunde Marmelade.
Vermutlich heisst es heutzutage gar nicht mehr Marmelade, sondern Konfitüre … andererseits, man ‚darf‘ doch Marmeladen, in denen Zitrusfrüchte vorkommen Marmeladen nennen oder?
In dem Fall dürfte es durch die Zugabe von Zitronensaft vielleicht doch eine Hagebuttenmarmelade anstatt einer Hagebuttenkonfitüre sein. Viva la EU-Norm.
*Hinweis für Menschen südlich der Elbe oder sogar des Weisswurstäquators: Knicks sind die traditionellen Wallhecken in Schleswig-Holstein, sie frieden Felder und Äcker ein und dienen als Wehre, bieten Schutz vor Erosion und Wildverbiss durch Dornensträucher und einzelne Bäume. Seit Jahrhunderten prägen sie unsere Kulturlandschaft. Wichtig ist ihre Funktion als Rückzugsort für Wildtiere, pro Kilometer Knick existieren dort etwa 1700 verschiedene Tierarten! Insgesamt besiedeln sogar 7000 verschiedene Arten Knicks, die auch als Wildkorridore dienen, die mittlerweile oftmals die einzige Chance für die Tiere sind, verstreut auseinander liegende Reviere zu erreichen. In Schleswig-Holstein beläuft sich die Gesamtlänge der Knicks auf etwa 46.000 Kilometer, in den letzten Jahren allerdings werden ausgesprochen viele Knicks im Rahmen der ‚Knickpflege‘ geschändet und viel zu weit zurück geschnitten – was verboten ist. Aber das wäre Stoff für einen eigenen Artikel.
Tolle Gegend an der Elbe , gefällt mir , ich spüre den Wind . Seit ich mal in Greetsiel war möchte ich immer mal wieder nach Norden an die See .
Meine Hagebutten pflücke ich auf einer Halde , das ist der Abraum von unter Tage . Die Halde ist etwa 120 m hoch und fast bis oben bepflanzt worden . Da kann man außer Hagebutten auch Sanddorn sammeln , riesige Büsche stehen dort . Ebereschen , in den letzten 2 Jahren konnte ich leider keine ernten , die waren weg , Kirschen , juchuu , Traubenkirschen , Schlehen ,Walnüsse , Kornelkirschen , Felsenbirnen , ein paar Apfelbäume und wilde Mirabellen .. Wahrscheinlich noch mehr .
Mehr als ein Glas gab es nicht ? Ein paar Hagebutten ausgekernt und mit Rotwein und Apfelsaft gekocht ist sehr gut zu Ente oder zu Wild sicher auch .
Deine Halde hört sich traumhaft an, welch ein Reichtum an Schätzen der Natur. Diese Fülle gibt es hier so nicht, obwohl man in den Knicks gut Kornelkirschen, Holunderbeeren, Weissdorn, Schlehen, Haselnüsse und eben Hagebutten finden kann. Aber das Gift von den Feldern … Wild gewachsene Walnüsse wären mein Traum, aber dafür wohne ich wohl in der falschen Gegend.
Ich konnte nicht sehr viel sammeln, weil meine Kleine noch erkältet war und irgendwann fror – leider! Ich möchte dringend noch mehr haben, auch für Tee. Dein Rezept klingt auch schmackhaft. Viel Ernteerfolg morgen für dich!
Von den Walnüssen sehe ich nicht viel , die sind schnell weg . Es kommen Leute mit langen Stangen und brechen auch schon mal Äste ab . Darüber könnte ich mich tierisch aufregen . Irgendwann sind die Bäume hoffentlich mal groß genug das man mit Stangen nicht dran kommt . Frische Walnüsse schmecken gut , man schmeckt das sie frisch sind . Ich habe bei mir auf der Terrasse in einem Kübel einen jungen Walnussbaum . Kannste haben : ) irgendwann wird der für den Kübel zu groß sein . Jetzt ist der so etwa 1,20 m . In der Nachbarschaft steht ein großer Walnussbaum und die Eichhörnchen verbuddeln die Nüsse überall .
Ich glaube , manche sammeln Hagebutten bis in den Februar hinein .
Wie weit erreichen die Spritzmittel die Knicks ? Gibt es Bodenproben ? Ich weiß nicht ob das möglich ist , sind die Spritzmittelrückstände im Winter weniger geworden ?
Manches möchte ich gar nicht überlegen , nicht wissen . Meine Halde steht mitten im Ruhrgebiet , ob da Schadstoffe sind weiß ich nicht . Sammeln darf ich, da habe ich mich an offizieller Stelle vergewissert .
Ja gerne, bringste mir den dann mit, wenn du mal eine Norddeutschland-Tour machst? 😉
Also durch den Wind würde ich mal davon ausgehen, dass die Spritzmittel schon weit reichen, ausserdem sind die Knicks ja nur wenige Meter breit und die Wurzeln reichen (zum Ärgernis der modernen Landwirte) bis zur verseuchten Kulturfläche. Ich muss nochmal in mich gehen, ob ich da sammeln will. Schlimmer als konventionelle Nahrung wird es nicht sein vermutlich, aber wer weiss …
Die Halde ist ja ’ne krasse Gegend, tolle Gegensätze da und der Sanddorn hängt so übervoll, dass ich schon wieder neidisch werde.
Irgendwann guck ich mir deine Gegend sicher auch mal an.
Aber , Du bringst mich auf die Idee morgen zur Halde zu laufen , da sind bestimmt immer noch Hagebutten .
Jo , ich bin zur Halde gelaufen , das Wetter war bestens . Oben habe ich ein paar Butten gesammelt und ein paar probiert , aber die waren pfui . Die weichen Hagebutten sind absolut nichts mehr , einige waren bitter , andere habe müffig geschmeckt . Ich habe dann nur die festen gesammelt .
Also , ich finde das sammeln jetzt nicht empfehlenswert . Kann sein das es am leichten Frost im November lag und dann der viele Regen .
Witzig war , ich stand an einem Busch und kaute ich grade an einer Hagebutte , da wurde ich von einem Familienvater gefragt ob man die Beeren essen kann . Ich sage , das sind Hagebutten , er , die kann man roh essen ?
Unglaublich wie unwissend die Menschen sind .
Hm schade, also ich habe vor dem Winter hier ein paar schwarze Hagebutten gesammelt weil die an exponierter Stelle wuchsen und ich unbedingt welche davon abhaben wollte. Die haben sich so gut wie war nicht verarbeiten lassen. Die sind so fest geblieben, dass ich sie nicht durchs Sieb streichen konnte.
Tja, das Wissen um Wildpflanzen ist den meisten verloren gegangen. Glücklicherweise gibt es ja auch die Gegenbewegung.
Schwarze Hagebutten hatte ich einmal , danach kam ich nicht mehr dran . Die schwarzen fand ich besonders lecker . Bei mir machten die keine Schwierigkeiten . Manchmal ist es gut wenn man die Hagebutten Zuhause noch ein paar Tage liegen läßt , dann werden die weich . Mir fällt auch gerade ein das ich vor ein paar Jahren die Butten immer alle entkernt habe , eine Mordsarbeit , deshalb machten die keine Schwierigkeiten beim kochen . Die Arbeit mit dem entkernen ist unglaublich , ich brauchte TAGE dafür .
Die ich heute gesammelt habe werde ich teilweise entkernen , den Rest trocknen für Tee . Sind nicht so viele .
Ich werde mir die schwarzen auf jeden Fall nochmal holen, es hängen sogar noch welche dort – leider stehen die Büsche an einem Parkplatz. Die schwarzen hatte ich damals komplett gekocht, dieses Mal hatte ich die Butten wenigstens halbiert. Vielleicht ging es deswegen besser, ja.
Liegen lassen scheint mir ein guter Tipp, mal sehen, vielleicht überprüfe ich den Bestand die Tage nochmal.
Am Wochenende machte ich Tee aus Hagebutten . Einen Teil meiner Ernte hatte ich getrocknet indem ich sie auf den Heizkörper gestellt hatte . Es dauert eine Zeit bis sie durchgetrocknet sind . Die Butten hatte ich ganz gelassen . Trockene habe ich mit den Fingern zerdrückt. Ja, da sind natürlich auch die Juckhaare dabei .
Tee mache ich so : Beliebige Menge kommt in ein Kochtopf mit Wasser . Nach dem aufkochen einfach etwa 10 Min. stehen lassen . Dann schütte ich den Tee durch einen Teefilter . So bleiben die Juckhaare draußen .
Der Tee schmeckt in etwa so wie gekaufter , aber ich finde gekaufter Hagebuttentee schmeckt immer staubig .
Wie man größere Mengen von Hagebutten trocken kriegt weiß ich nicht , Backofen ist ja so ne Sache , da muß man vorsichtig sein . Zu heiß ist nicht gut .
Ich denke, wir werden irgendwann einen Solartrockner bauen. Alles andere, was wir hier improvisieren ist für grössere Mengen ungeeignet.
Und was Buttrn angeht habe ich beschlossen, dass ich einmal im Jahr in die alte Heimat fahren werde, um dort zu ernten, sollte ich hier nicht einen Bestand finden, der sauber ist.
Hab ich’s doch geahnt, dass ich bei dir einen Beitrag zu Hagebuttenmarmelade finde, liebe Oli. 🙂
Ich werde das heuer endlich mal ausprobieren; in den letzten Jahren hab ich meine Hagebutte (wir nennen die „Hetschibetschi“ hihi) nur zum Aromatisieren von Likör verwendet, aber seitdem ich letztes Jahr mein Likör-Ansetzglas versehentlich zerschlagen und die ganze Speisekammer überflutet habe (heul) gehe ich heuer andere Wege. 😉
Herzlich und wie immer Danke
Katharina
Hetschibetschi klingt nett! 🙂
Ich mag Hagebuttenmarmelade so gerne, es ist so ein voller, runder, etwas herzhafter aber trotzdem weich-cremiger Geschmack, herrlich. Bestimmt passt die auch gut auf Kuchen – sofern man genug produzieren kann. Es ist ja schon etwas Materialaufwändig. Hier kommt eben dazu, dass ich den Standorten nicht vertraue und kaum vernünftig sammeln kann. Ich habe dieses Jahr einige Pflanzen gekauft und werde nun zuhause aufforsten.
Liebe Grüße und bitte, sehr gerne! 🙂