Baumfrau: Grundofen statt Zentralheizung – geht das?

Grundofen statt Zentralheizung – geht das?
Und wenn ja, wie?
(Kosten, Nutzen und Gefühle)

Als ich vor 11 Jahren mein 100 qm Holzhaus plante, war ich noch voll berufstätig mit vielen – auch mehrtägigen – Dienstreisen. Daher entschied ich mich für eine Gasheizung (mit Fußbodenheizung und Warmwasser) und schaffte mir einen wunderschönen kleinen gusseisernen Morsö-Kaminofen für die zusätzliche Wärme und die Gemütlichkeit an.

Die Jahre vergingen, die Arbeit außer Haus wurde weniger – erste Reparaturen der Gas-Brennwerttherme  (und erste Ausfälle im Winter) fielen an. Mein Kaminofen hielt sich wacker – heizte aber natürlich nur den Raum, in dem er stand und morgens war es dementsprechend kalt im Haus.

Da die Reparaturen der Gasheizung (eine nicht ganz billige Markenheizung) anfingen, ins Geld zu gehen, informierte ich mich endlich mal gründlich. Sozusagen: Besser spät als nie! Die alten Gasheizungen hielten ja mitunter über 30 Jahre mit wenigen Erneuerungen. Die neuen Brennwertthermen aber offenbar nicht. Von Bekannten und Nachbarn bekam ich unterschiedliche Auskünfte – 8 bis 12 Jahre schienen der Durchschnitt zu sein, und das auch bei teuren Markenthermen. Der Heizungsbauer erzählte mir von Lebenslaufzeiten so zwischen 4-12 Jahren, mit Glück und bei guter regelmässiger Wartung auch etwas länger. Ich hatte in den ersten 9 Jahren schon Reparaturkosten von über 2.500 €.  Neupreis so ab 5000 € plus Einbau. Gesamt incl. Wasserspeicher waren es bei mir damals 7000 €.

Also gerechnet:

7.000 € Brennwerttherme
2.500 € Reparaturen auf 10 Jahre, also gesamt
9.500 €.
Das macht pro Jahr 950 €. Hinzu kamen jährliche Wartungskosten von 140 €. Die jährlichen Verbrauchskosten lagen bei 900 € (75 € monatlich). Macht zusammen knapp 2.000 € im Jahr bzw. rund 165 € im Monat. Nicht gerechnet habe ich hierbei das Holz für den Kaminofen als Zusatzheizung und die 2jährlichen Pflichtmessungen des Schornsteinfegers.

Eindeutig zu viel für mich als angehende Mini-Rentnerin!

Da „lief“ mir mehrfach die Idee eines Grundofens über den Weg. In Gesprächen mit Oli, in Berichten von anderen Selbstversorgern, in der Recherche über kalte Gegenden (Alpen, Sibirien). Und die Entscheidung fiel: Ein Grundofen sollte es werden und für das Warmwasser ein möglichst einfacher Durchlauferhitzer. Und vor 2 Jahren ging es los: Der Ofenbauer zeichnete ein Modell das mir gefiel, brachte rd. 1,5 Tonnen Schamottsteine ins Haus und brauchte 2,5 Tage um den Ofen zu mauern.

(Traditioneller sibirischer Grundofen, Foto aus dem Regionalmuseum in Krasnoyarsk)

Letzten Winter dann der erste Praxistest: Gasheizung nur noch im Bad und für Warmwasser und ansonsten mit Grundofen heizen. Das lief gut und ich konnte so erste Erfahrungen sammeln.

Im Sommer letzten Jahres ging die Brennwerttherme ein weiteres Mal kaputt und es standen Kosten von rd. 700 € an. Die Entscheidung fiel: Die Therme wird nicht repariert, zur Sicherheit behalte ich den Anschluss erst einmal und nach ein wenig sparen wurde im Spätherbst ein Durchlauferhitzer eingebaut. 

In der Zwischenzeit duschte ich mit einer am USB Port aufladbaren Tauch-Campingdusche für rund 30 €.  Wasser wurde im Wasserkocher erhitzt, in einen alten 12 Liter Weckkessel gekippt und mit Kaltwasser auf eine angenehme Temperatur gebracht. Die Campingdusche darin versenkt und los ging es – und zwar erstaunlich gut! Ich wurde sauber und musste nur ein Mal pro Woche die Campingdusche am PC aufladen. 

Im Januar wurde es dann ziemlich kalt – und damit ernst. Erste Entscheidung: Für das kleine Bad (4 qm) musste eine Zusatzheizung her, denn bei 17 Grad Raumtemperatur duschen ist nicht so meine Sache. Nach Versuchen mit gebrauchten Heizlüftern (wirbelt viel Staub auf, unangenehme Wärme)  entschied ich mich für einen Keramik-Heizstrahler für knapp 25 Euro mit 3 Stufen (400, 800 und 1200 Watt) sowie die Möglichkeit der Oszillation. Auch bei Minustemperaturen reicht dann eine halbe Stunde bei 800 Watt um mollige 22 Grad zu erreichen.

Und dann kam sozusagen der „Ernstfall“: Nachttemperaturen von minus 13 Grad (beim Wetterbericht muss ich immer so 2-3 Grad abziehen) und Tagtemperaturen nicht über 5 Grad Minus.

Die gute Nachricht: Der Grundofen heizt das ganze Haus incl. Dachgeschoss mit insgesamt 100 qm.
Die Einschränkung ist: Wenn man weiß, wie es geht….

Nach der kältesten Nacht des letzten Winters waren im Dachgeschoss immerhin noch 15,3 Grad C, im großen Wohn-Eß-und Küchenzimmer immerhin noch 17,2 und in der ungeheizten Waschküche 8,3 Grad. Ich friere zwar nicht so leicht, aber das war mir eindeutig zu wenig trotz Wollsocken, Lammfelllatschen und dicker Strickjacke. Dazu muss man wissen, dass mein Holzhaus zwar theoretisch ein Niedrigenergiehaus ist, es praktisch aber durch Baupfusch etliche „Energielöcher“ gibt. Mit Decken hatte ich ja schon die Haustür ebenso wie die Türen zu unbenutzten Räumen abgetrennt – aber das reichte nicht. Also Elektronik-Thermometer in die Hand genommen und gemessen, wo die Wärme rausgeht. Besonders übel waren die Fenster im Dachgeschoss (unter 10 Grad) und die Haustür. Also Moltonvorhänge vor die Dachfenster und ein zusätzlicher Moltonvorhang vor die Haustür. 

Aus meiner Kindheit in einem ofenbeheizten Holzhäuschen im Wald wusste ich noch, dass meine Mutter immer „Wintergardinen“ aufhängte, also dicke Gardinen, die auch ziemlich lang waren. Das werde ich jetzt auch zusätzlich machen, mir aus Molton Wintergardinen nähen für alle Räume. Die Außenjalousien lasse ich zwar schon nach Einbruch der Dämmerung im ganzen Haus runter – aber das ist zu wenig.

Das Heizen: Ein Grundofen hält zwar lange die Wärme – aber um warm zu werden, braucht meiner jedenfalls 3 Stunden. Und mit einmal anheizen ist auch bei meinem Grundofen bei diesen Temperaturen nichts gewonnen. Mein Ofenbauer ermunterte mich, dann immer aufzulegen und wenn es 3 oder 4 mal ist. Das mache ich auch. Und bevor es in die Nachtruhe geht, wird noch einmal ein Gluthalter (ja, so was gibt es – es sind Rindenbriketts) aufgelegt und sobald die Flammen nur noch glühen, die Luftzufuhr auf nur noch 1/3 heruntergeregelt. 

Über die Holzmengen und die Temperaturen habe ich Buch geführt. Um von 17,2 auf über 20 Grad unten und knapp 17 Grad oben zu kommen brauchte es 4,5 Stunden und 10 kg – leider schon etwas älteres (7 Jahre) – Fichtenholz. Mit frischerem Holz (3 oder 4 Jahre) müsste es etwas schneller gehen und ich bräuchte vermutlich auch weniger. An so kalten Tagen verheize ich übrigens rd. 15 kg Holz, davon mind. 5 kg Holzbriketts, die ich zu meinem selbst „geernteten“ Holz hinzufüge. Wenn es draußen wärmer ist, brauche ich entsprechend weniger, meist so 2-3 kg Holzbriketts, der Rest ist dann eigenes Holz.

Wie ist es mit dem Zeitaufwand?
Wenn es draußen 0 Grad oder etwas höher sind, dann reicht es, morgens anzufeuern und 1 x aufzulegen und abends das gleiche noch mal. Das geht auch, wenn man berufstätig ist. Bei deutlich niedrigeren Temperaturen wie in den letzten Nächten kann ich mir eine ganztägige Berufstätigkeit außer Haus nicht vorstellen, es sei denn, man kommt mit Temperaturen so um die 16 Grad im Wohnbereich klar. Bei ganztägiger Berufstätigkeit hätte ich statt des mittleren den großen Brennraum gebraucht, der so rund 600 € teurer war.

Wie stellt sich der Holzverbrauch bisher dar?
Bislang habe ich pro Monat etwa 1,5 Kubikmeter Holz verbraucht, einschließlich pro Saison eine Palette  (960 kg) zugekaufte Holzbriketts.

Und die Kosten?
Für den Grundofen habe ich rund 7.000 € bezahlt, hinzu kommt der Durchlauferhitzer samt Um- und Einbau für1.400 €. Ich gehe davon aus, dass der recht einfache Durchlauferhitzer alle 10 Jahre erneuert werden muss. Dafür plane ich die Anschaffungskosten von 400 € ein. Der Grundofen ist eine einmalige Investition, der nur alle paar Jahre gründlich vom Ofenbauer gereinigt werden muss.

Pro Jahr habe ich nach den heutigen Preisen wohl einen Strom-Mehrverbrauch durch Durchlauferhitzer und Zusatzheizung im Bad von 160  €. Eine Palette Holzbriketts kosten rd. 280 €. Für Benzingeld und zusätzliche Stromkosten Holzspalter (Anschaffungskosten  180 €)Kettensäge (Anschaffung 80 €) rechne ich mit 5 € pro Kubikmeter. Ich spalte einen Holzvorrat von 9 Kubikmeter pro Jahr. Dafür brauche ich incl. holen, spalten, stapeln rd. 50 Std.
Rechnet sich das? Mal sehen…

Auswertung Kosten & Zeitaufwand (grob)
Nicht einberechnet sind in beiden Varianten die Kosten für den Schornsteinfeger.
Die Kosten für die Wartung bzw. Ersatz Fußbodenheizung/Heizkörper sind gemittelt und geschätzt.

Grundofen Kosten jährlich Zeit Zentralheizung Kosten jährlich Zeit
Anschaffung 7000 250 Anschaffung 7000 700
Durchlauferhitzer 1400 50 Wartung 140 140
Wartung alle 3 J 150 50 Reparaturen 2500 250
Kettensäge 80 10
Holzspalter 180 18
Axt, Säge, Beil 90 9 Verbrauch 900 900
Holzvorrat selber 50 50 50
Kaminbrikett 280 280 5
Heizen Winter* 90
Strom zusätzl. 160
Heizgerät 2 x 50 10
Holzreste gekauft 100 0
987 € 155 2140 €

* incl. Holz aus Schuppen holen, Anmachholz machen, Asche entfernen…
Schornsteinfeger habe ich in beiden Fällen nicht dazu gerechnet – das gleicht sich in etwa aus.

Der Grundofen, der die Zentralheizung ersetzt

Fazit: 
Rein monetär lohnt es sich (noch?) nicht
, wenn man auch die eigene Arbeit in Rechnung stellt Und wenn man alles Holz schon gespalten für den Grundofen zukaufen müsste, auch kaum.

Warum ich dennoch mit meinem Grundofen so glücklich bin: 

Ich habe wieder ein Stück weit mehr Kontrolle über mein eigenes Leben bekommen. Keine Sorgen wegen steigender Gaspreise oder den Kosten (und den Unannehmlichkeiten) einer defekten Heizung! Da ich die eigene Arbeit nicht berechne, kommt es mich auch von den Kosten her günstiger. Der Grundofen ist simpel aufgebaut und zu reparieren, Holz habe ich auf dem eigenen Grundstück oder in der Nähe kostenfrei oder -günstig. 

– Der zeitliche Aufwand für die Holzernte ist für mich in Ordnung, weil ich gerne Holz „ernte“, spalte und schichte. Es ist für mich einfach sehr befriedigend, wenn ich mir die fertigen Holzstapel anschaue – das ist so ähnlich wie mit der Sammlung Einweck- und Marmeladengläser im Vorratsraum. Auch der Aufwand für Heizen incl. aller Nebenarbeiten ist mit etwa ½ Std. pro Tag überschaubar.

– Die besondere Wärme, die ein Grundofen abgibt (Strahlungswärme) ist um so ein vielfaches angenehmer als die Konvektionswärme einer Zentralheizung. Auch die unterschiedlichen Temperaturzonen im Hause empfinde ich als sehr angenehm.  

2 Gedanken zu „Baumfrau: Grundofen statt Zentralheizung – geht das?

  1. Andrea Koch

    Das Holzhaus ist komplett ohne Isolation? Wir leben in einer Wohnung aus 1683, haben nun aber innen isoliert. Wir haben einen kleinen Kent-Ofen ohne Speicher. Der heizt innerhalb von kürzester Zeit auf und die Wärme verteilt sich ja, wenn man die Türen offen lässt. Wir brauchen 2-3 Steer einheimisches Holz pro Saison (keine Briketts oder so) für eine Wohnung von ca. 80 qm…scheint mir erstaunlich einfach und sinnvoll. Holz kostet 85 Fr pro Ster, dazu kommen 1/2 Tag Arbeit für 3 Personen bei 2-3 Ster. Keine Wartungskosten…

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  2. angikn

    Wir leben in einem Haus aus dem 16. Jahrhundert. Isoliert ist teilweise, weitere stehen noch an. Wir haben ca. 200 qm Wohnfläche, verteilt auf 2 Stockwerke. Wir heizen mit Holz, gefeuert wird vom Mittelpunkt des Hauses in der Küche, im Wohnzimmmer ist der Kachelofen zu sehen.Damit heizen wir das ganze Haus. Wir haben viel altes (sehr altes) Holz verbrannt, das waren etwa 4/5 Ster, 3 Ster haben wir neues (ca. 2 Jahre alt) Holz verbrannt. Das neue ist Buchenholz, brennt sehr lange, wir zahlen hierfür 70 Euro pro ster. Die 2 Bäder sind an einer Ecke des Hauses und war auch nicht isoliert. Die sind mit einem Heizkörper versehen, da ist es einfach zu kalt.

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