Dieses Jahr haben wir als Wintergemüse unter anderem den Blattkohl ‚Russischer Roter‘ angebaut. Er hat gefiederte, grün-türkisfarbene Blätter, die teilweise rot überhaucht und teilweise rot gerändert sind. Der sibirische Kohl soll extrem winterhart sein, ob dem so ist werden wir vielleicht feststellen. Die Blätter können immer wieder geerntet werden und nach dem Winter treiben sie wohl schnell wieder aus. Der Geschmack ist mild-süsslich-nussig, die meisten Quellen beschreiben den Geschmack zwar als ‚kohlrabiartig‘, aber das konnten wir nicht feststellen. Dass soviele Shops den Geschmack gleichlautend so ganz anders beschreiben als wir ihn wahrnehmen, ist vielleicht ein klassischer und leider häufiger Fall von Abschreiberei. Anstatt von eigenen Erfahrungen zu berichten, wird schnell aus den Angaben der Konkurrenz ein kleiner Steckbrief zusammen geschustert. Wie auch immer, mild-süsslich-nussig ist er sage ich und darauf kommt es hier ja an. Er ergänzt sich also prima mit nussigem rotem Quinoa und süßlichen Karotten.
Das waren meine Zutaten:
- 1 große Schale voll Blätter vom sibirischen Blattkohl ‚Russischer Roter‘
- 200 g roter Quinoa
- 3 Schalotten
- 5 Karotten
- 4 kleine Spitzpaprika (nicht zwingend notwendig)
- Pecorino
Das Gemüse waschen und putzen, die Blätter des ‚Russischen Roten‘ in mundgerechte Stücke rupfen. Dieser Blattkohl fällt beim Kochen nicht so sehr zusammen wie man es z.B. vom Grünkohl gewohnt ist, also die Stückchen nicht zu groß dimensionieren.
Die Schalotten und Paprikas würfeln, von den Karotten mit einem Julienne-Schneider eine gute Handvoll lange Streifen abschälen und beiseite legen, die Karotten dann stifteln.
Quinoa warm abwaschen und in der doppelten Menge Wasser für etwa 10-15 Minuten unter gelegentlichem Rühren köcheln lassen, danach noch 5 Minuten ziehen lassen.
Während das Quinoa kocht, die Schalotten und wenig später die Paprikas bei mittlerer Flamme anbraten, die Karotten zugeben, nach etwa 2 Minuten mit einem kleinen Schuss Wasser ablöschen und den Kohl zugeben. Den Deckel auflegen und das Gemüse 5-10 Minuten schmoren lassen. Ich bevorzuge es mit Biss, wer es weicher gekocht haben möchte, passt die Garzeit an.
In einem separaten Topf etwas Wasser zum Kochen bringen und die Julienne geschnittenen Karottenstreifen dünsten bis sie biegsam sind.
Quinoa löffelweise in eine kalt ausgewaschene Crème Brulée-Form oder ähnliches geben und auf einen Teller stürzen, die Karottenstreifen ringsrum drapieren, Kohlgemüse anrichten und geniessen. Pecorino rundet den Geschmack sehr gut ab finde ich. Dies ist ein sehr feines, mildes Gericht mit unverwechselbaren Geschmäckern da sowohl Quinoa, als auch der russische Kohl sehr eigen schmecken. Eben süßlich-nussig-mild.
Ich weiss natürlich nicht, ob man diesen Kohl irgendwo auf dem Markt bekommt, ich vermute aber eher nicht. Auch wenn ich manchmal den Eindruck habe, hier im kulinarischen Niemandsland zu leben, wo es noch nicht einmal vernünftige Käseläden gibt, bin ich doch gesegnet, diese ganzen Spezialitäten selbst anbauen zu können und eine Vielfalt an vor allem alten und aussergewöhnlichen Gemüsesorten auf den Tisch bringen zu können, die man nicht kaufen, sondern nur mit eigener Hände Arbeit im Garten anbauen kann. Ein Ausgleich für die exotischen Spezialitäten der Großstädte, die man hier vergeblich sucht.