Waldmeistersirup naturel

waldmeistersirup

Neulich hatte ich Gartenbesuch und damit wir ungestört tauschen, schnacken und gucken konnten, machte der Herr des Hauses mit dem Nachwuchs einen Ausflug. Ihn zog es zu anderen Gartenbekannten mit einem wunderschönen Waldgarten. Dort wächst Waldmeister.
Natürlich brachte er also eine Schüssel voll mit und ich machte mich daran, ihn zu verarbeiten.
Dass man Waldmeister erst einmal anwelken lassen muss, damit sich das typische Aroma entfaltet, wusste ich – was genau ich mit dem Waldmeister anfangen wollte hingegen nicht.
Bestimmt habe ich Dutzende Post-its in entsprechenden Büchern kleben und ebensoviele Bookmarks gesetzt, aber ein kurzer Blick in meine Ressourcen fiel unbefriedigend aus – ich fand nicht, was ich suchte.
Waldmeister frisch geerntet
Also beschloss ich, erstmal Waldmeister-Sirup herzustellen, ausgehend davon kann man ja immer noch einiges damit anstellen (und da ein Stengel noch feine Wurzeln hatte und ich die Pflanze gleich eingetopft habe, hoffe ich irgendwann selber einen stattlichen Waldmeisterbestand zu haben, immerhin berichten ja viele Gartenbesitzer, dass er schier alles überwuchert).

Rezepte für Waldmeistersirup gibt es wie Sand am Meer, meist sind es wohl dieselben, einige Varianten gibt es. Im Wesentlichen habe ich festgestellt, dass sich bei der Art der Herstellung das Vorgehen in Bezug auf die Temperatur unterscheidet. Ich habe mich dabei an diesem Rezept orientiert und den Waldmeister in heissen Sirup getan.

Aber von vorne: ich hatte etwa 3-4 Handvoll Waldmeister, diesen liess ich 48 Stunden ausgebreitet auf einem sauberen Küchentuch anwelken, bis er typisches Waldmeisteraroma verströmte. Im Nachblick hätte ich ihn auch noch länger welken lassen können.

1l Wasser habe ich mit 500g Zucker aufgekocht und solange gerührt, bis keine Trübungen mehr zu sehen waren. In den nicht mehr kochenden aber noch gut heißen Sirup habe ich dann den Waldmeister eingerührt, einen guten Schuss Zitronensaft zugegeben und stehen lassen. Nach einem Tag fand ich das Aroma grasartig und entschied mich, erstmal nicht abzufiltrieren.

Passenderweise veröffentlichte Birthe dann gerade einen Verweis auf eine Sammlung von Waldmeisterrezepten, unter anderem auch ihren vorjährigen Sirup. Auch ihr Rezept unterscheidet sich von vielen anderen, interessant fand ich aber diesen Aspekt:
für 3-4 Tage kühl stellen (einfach nach 3 Tagen eine Probe entnehmen und selbst entscheiden, ob das Aroma stark genug ist, ansonsten noch 1 Tag länger ziehen lassen – max. 5 Tage)“

Nach 3 Tagen entschied ich mich, den Sirup zu filtrieren, aufzukochen, abzufüllen und das Aroma dann nochmals zu testen. Der Sud roch auch schon längst nicht mehr so grasig wie nach 24 Stunden.

Siehe da, als ich nach dem Abkühlen eine Waldmeisterlimonade anfertigte und verkostete, kam der Geschmack gut heraus. Für mein Dafürhalten hätte das Aroma ruhig noch kräftiger sein können, sodass man mehr verdünnen muss und im Ergebnis die Limonade nicht so süss ist. Das mag ich nämlich gar nicht. Bedenken sollte man natürlich, dass Waldmeister Cumarin enthält und in hoher Dosierung Kopfschmerzen und Benommenheit sowie bei häufigem Genuss Leberschäden verursachen kann. Kindern sollte man wenn überhaupt nur selten stark verdünnten Waldmeistersirup geben.

In jedem Fall ist dieser Waldmeistersirup naturel – ohne künstlich übersteigerte Aromen und ohne Farbstoffe. Waldmeister gehört übrigens zu den Labkräutern und interessanterweise erzählte mir mein Gartenbesuch, eine Kräuterkundige von der wir hier vermutlich noch hören werden, dass man aus Kletten-Labkraut Limonade machen könne. Das habe ich mittlerweile auch in dem Buch ‚Kochen mit Wildpflanzen‚ von Waltraud Witteler gelesen, welches mir wiederum von den Gartenbekannten mit dem Waldmeister empfohlen wurde …

Genug der Verwirrung, dafür lieber Aufklärung: was macht ihr aus Waldmeister, wie lange lasst ihr ihn welken und wird er bei euch gekocht?

Waldmeistersirup ohne Farbstoff, leicht grün-gelb

 

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10 Gedanken zu „Waldmeistersirup naturel

    1. Landidylle Autor

      Das Rezept klingt gut, danke dir. Ich will mal sehen, ob ich Sonnabend auf den Markt komme und ob die dort Waldmeister haben, dann teste ich das mal. Meine gerettete Pflanze kümmert im Topf hier drinnen auch zusehends. Ich werde sie draussen an den Knick pflanzen – dann heisst es hopp oder topp.

      Antwort
      1. Regina Fuhrmann

        Moin, liebe Oli!

        Hab‘ für meinen Waldmeister vor 5 Jahren 3-4 Pflanzen vom Nachbarn bekommen, erst kam er zögerlich – jetzt ist es fast eine Waldmeisterplantage.

        Viel Glück also, wird schon!

        Sonnige Grüße von Regina, die gleich wieder im Garten verschwindet und die Einlegegurken von Dir einpflanzen wird

      2. Landidylle Autor

        Moin Regina,
        mein Pflänzchen sieht heute wirklich bemitleidenswert aus, ich glaube nicht, dass es überlebt, aber ich teste hinten an der Ecke zum Nachbarn, wo die Judasohren wachsen, das sollte passen vom Standort her. Ich komme gerade aus dem Garten und habe deine Tomaten eingepflanzt. Eisheilige fallen dieses Jahr aus habe ich beschlossen.
        Liebe Grüße, Oli

  1. Mion

    Waldmeister habe ich noch nicht viel im Garten, er ist erst 1 Jahr alt, ich lass ihn wachsen. Aber nächstes Jahr! Klettenlabkraut besitze ich massig. Dazu demnächst mehr.😉

    Antwort
    1. Landidylle Autor

      ich habe heute eine ganze Plantage voller Klettenlabkraut entdeckt. Da ich aber mit Brennnessel- und Hopfen-Ernte ausgelastet war, muss das warten. 🙂

      Antwort
  2. andersistauchgut

    Das mit dem anwelken lassen wusste ich noch gar nicht. Ich meine auch, hier in der Nähe Waldmeister gefunden zu haben, war aber durch den fehlenden Duft verunsichert. Nun teste ich das mal. Mehr als schief gehen kann es ja nicht 😀

    Antwort

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