Haferbrei oder How To Lose Friends And Alienate People

Haferbrei, Porridge, irgendwas-Oats oder so

Haferbrei, Porridge, irgendwas-Oats oder so

Diesen Beitrag habe ich abgekoppelt von einem Rezept. Dort hätte er zuviel Raum eingenommen und streng genommen passt er von der Themenrelevanz auch besser zu einer Kraut&Rüben-Kolumne. Die Überschrift ist nur folgerichtig und sprang mir sozusagen in meinem Mind beim Tippen. Denn einige meiner Leser, die selber publizieren, sich ertappt fühlen UND keinen Spaß verstehen, werden vielleicht (hopefully not) befremdet sein.

Mir fällt nämlich seit geraumer Zeit auf, dass das alte denglisch zwar out ist seit sich jedermann ausreichend darüber lustig gemacht hat (und trotzdem fleissig weiter ad absurdum geführt wird), es aber eine neue Entwicklung gibt, die ich nicht verstehe.

Es gibt ja keine Pfannkuchen mehr (Oh my! Granny-Ausdrucksweise! These are PANCAKES! *kreisch*), keinen guten alten Eintopf (klingt wohl für manche zu sehr nach ‚Gasthof zur Linde‘ also wird ein one pot draus), das gute alte Öko- und Steinewerfer-Frühstück Müesli, was selbst ich mir vor 25 Jahren schon abends vorher eingeweicht habe von wegen der Bekömmlichkeit wird wahlweise zu overnight oats oder Porridge – auch wenn es kein Porridge ist. Haferbrei ist hingegen echtes Soulfood für mich und war ein treuer Begleiter in Zeiten, als ich noch Magengeschwüre züchtete.
Ach ja, Käsekuchen ist jetzt selbstverständlich Cheesecake.

Dass es keine armen Ritter mehr gibt, sondern nur noch french toast hatte ich ja früher bereits stichelnd angemerkt.

Buttermilchpfannkuchen

Pancakes ähh Buttermlch-Pfannkuchen

Nun bin ich ja ein Fan der englischen Sprache; sie ist einfach und schön, je nach Verwendung sogar wunderschön, im Vergleich zu anderen Sprachen logisch, die meisten Menschen, egal welche Schrift und Sprache sie von Haus aus gewohnt sind, tun sich leicht zumindest Pidgin-Englisch zu lernen. Was ich mitunter erstaunlich finde.

Englisch verbindet also, ist Weltsprache. Früher habe ich Filme auf englisch gesehen weil sie so schneller verfügbar waren, seit geraumer Zeit lese ich meine Bücher auf englisch weil gerade Fachbücher so einfach günstiger sind, einige hochinteressante Werke nie übersetzt werden und zumindest bei denjenigen, die im Original auf englisch erschienen, Missverständnisse durch nachlässige Übersetzerarbeit umgangen werden können.

Ebenso lernen bemerkenswert viele Menschen deutsch, um Werke von Goethe, Schiller, Hölderlin & weiss der Geier wem im Original lesen zu können.

Genauso spannend finde ich andere Sprachen und lese immer wieder mit Genuß die Beiträge von Bloggern, die Sprachen und Speisen einbeziehen, zu denen ich sonst überhaupt keinen Bezug hätte. Sei es vietnamesisch, indonesisch oder total global.

Ein Topf beinhaltete diesen Eintopf

Ein Topf beinhaltete diesen Eintopf

Und Sprachen vermischen und entwickeln sich, irgendwann sind Worte wie Vitrine, Kommode, Garderobe, Pinunzen, Moneten, Maloche, Ganove und viele andere mehr ins deutsche übergegangen während Kindergarten, Zeitgeist, Kartoffel und Kofferraum das deutsche in die Welt getragen haben. Das ist ja auch gut, natürlich und folgerichtig. Bedarf allerdings auch keines künstlichen Vorantreibens.

Wozu also die Dinge bei einem anderen Namen nennen wenn es inhaltlich keine Unterschiede gibt, die das rechtfertigen?

Man möge es mir erklären auf dass ich es verstehe.
Diese Frage treibt mich seit einiger Zeit um und seit April 2016 liegt ein Entwurf dieses Beitrags hier herum. Erst habe ich mich nicht getraut, den Artikel zu veröffentlichen (soziale Erwünschtheit is a bitch!), dann dachte ich ‚Scheiss drauf, wen interessiert’s?‘.

Alexandra von Reisespeisen verbloggte das Thema Haferbrei unter dem Titel „Porridge – Deutscher Hype um schottische Tradition“ und wies darauf hin, dass wir in Deutschland den Haferbrei auch gerne beim Namen nennen dürfen.

Sehr richtig, allerdings betrifft das nicht nur die Deutschen, sondern natürlich dürfen sich auch österreichische und schweizerische Blogger, sowie unbedingt auch alle anderen deutschsprachigen angesprochen fühlen. Reicht an sich ja schon, dass diese sich beim Thema ‚Ballermann‘ aus der Affaire ziehen und den ganzen Ruhm den Deutschen überlassen nur weil diese Sprache und dieses Land so verdammt ähnlich klingen.

Und nun, happy dissing oder nicht?

(* Den Fim ‚How To Lose Friends And Alienate People‘ kann man sich gut antun, wenn man auf Humor der Fremdschäm-Art steht, ich zumindest finde den Titel deutlich besser als den Film.)

Arme Ritter aka French Toast

Arme Ritter aka French Toast

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15 Gedanken zu „Haferbrei oder How To Lose Friends And Alienate People

  1. ReiseSpeisen

    So ist es! Und jaaaa, natürlich dürfen sich auch österreichische, schweizerische und alle anderen deutschsprachigen Blogger angesprochen fühlen, ich wollte niemanden ausschließen! Ja zu Eintop, Ja zu Haferbrei und Ja zu Käsekuchen! 🙂 Danke für die Erwähnung! :))
    Liebe Grüße und einen schönen Tag!
    Die Alex

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  2. Angela Pittner

    Amüsanter Artikel 🙂

    Ich verwende die englischen Begriffe gerne.

    Zum Einen koche ich sehr gerne nach amerikanischen Rezepten und muss manchmal tatsächlich nachdenken, wie das Zeugs bei uns heisst.
    Und zum Anderen ist der englische Begriff für mich eine eindeutige Aussage was Inhalt und Zubereitung angeht (oats = Haferflocken, overnight oats = abends angesetzte ungekochte Flocken, porridge = die gekochte Variante), während ‚Müsli‘ für mich nix Eindeutiges ist (irgendwelche Körner irgendwie zusammengemischt) oder zu ‚Haferbrei‘ noch die Zubereitungsform geschrieben werden müsste. Von Pfannkuchen gar nicht zu reden (da wär für mich von hauchdünnen Crepes über die gestandene böhmische Palatschinke, Krapfen [Berliner Pfannkuchen?] bis zum fluffigen-mehrere- cm-dicken american Pancake jetzt Alles als Übersetzung möglich).

    Ich finde Deutsch eine eher arme Sprache, viele Worte gibt es bei uns schlicht nicht, die anderswo schöne Feinheiten der zwischenmenschlichen Beziehungen ausformulieren, ober eben bei der Nahrung Begriffe bereit haben, wie Soul Food, Mood Food, oder mein Lieblingswort Comfort Food (Hat wer einen Übersetzungsversuch?) und so fort.

    Man muss jetzt deswegen natürlich nicht alle Beiträge mit englischen Begriffen überfluten 🙂

    Antwort
    1. Oli@Landidylle Autor

      Vielen Dank für deinen interessanten Kommentar. Dass man dort wo es sinnvoll ist weil es eine spezielle Zubereitungsmethode beschreibt den Originalausdruck benutzen sollte, schrieb ich ja. Dein Beispiel mit den verschiedenen Pfannkuchenarten zeigt doch aber auch, dass die regionalen Begriffe die verschiedenen Arten schon ganz gut beschreiben.
      Ich stimme dir auf jeden Fall zu, dass es sinnvoll ist spezielle Begriffe dort zu entlehnen, wo sie etwas besser ausdrücken. Das beschreibt glaube ich die normale Veränderung (mal abgesehen von den Einflüssen territorialer Begebenheiten im Verlauf der Geschichte) der Sprache gut.
      Teilweise wird es allerdings wirklich abstrus :), ich wollte keine Beispiele nennen, aber manchmal frage ich mich einfach auch, warum die Leute nicht gleich auf einer anderen Sprache bloggen wenn die ihnen so sehr mehr liegt, die Reichweite ist auch größer was für eben jene oftmals auch ein wichtiger Aspekt sein dürfte.
      Da kommt dann ein seltsames Kauderwelsch bei raus.
      Lustig ist auch, dass vor einigen Jahren die schwedischen Frikadellen Köttbullar einen Hype (jaja) erlebten und zeitweise gefühlt jeder dritte von (gesprochen) ‚Köttböllar‘ sprach ohne sich zu vergegenwärtigen, dass das K mitnichten K ausgesprochen wird.

      Nee, also ich seh‘ das glaub‘ ich gar nicht so pieschig wie es durch die bissige Wortwahl vielleicht klingt. Ich selber mische auch – wo es sinnvoll erscheint. Ich denke aber, dass da gegenwärtig gehörig übertrieben wird. Aber jeder so wie er mag. 🙂

      Antwort
  3. andersistauchgut

    Ich muss gerade herzlich lachen! Manche Begriffe hören sich auf englisch wohl einfach besser an. Aber so manches Mal sorgen sie auch für Verwirrung. Als Studierende anfingen einen Bachelor zu machen, habe ich ständig überlegt, wie man denn einen Junggesellen machen kann???? 😀
    Es dauerte eine Weile, bis ich dahinter kam. Ob ich doch langsam alt werde? 😉

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    1. Oli@Landidylle Autor

      Ich habe eine ganze Weile noch hartnäckig vom ‚Baccalaureus‘ gesprochen und wurde erschreckend häufig seltsam angesehen dafür. 😀
      Passend zur Altersfrage habe ich was nettes gefunden:

      Ich bin so alt, bei uns hiess ‚Lifehack‘ ja früher noch ‚Trick 17‘. 😀

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  4. mirembeveronika

    „Ich finde Deutsch eine eher arme Sprache, viele Worte gibt es bei uns schlicht nicht, die anderswo schöne Feinheiten der zwischenmenschlichen Beziehungen ausformulieren,“
    – ob man das so stehen lassen kann? Ich würde wiedersprechen.

    Ich glaube, das ist eher eine allgemeine Eigenheit, das sich bestimmte Nuancen die manche Wörter ausdrücken schlicht weg nicht eins zu eins in eine andere Sprache übersetzen lassen. Noch dazu bin ich mir teilweise auch nicht sicher ob ich/ viele Deutsche in die z.B. Englischen Worte eine „besondere“ Bedeutung hineinlegen die es im muttersprachlichen Gebrauch nicht so gibt.

    Und noch „lustiger“ wird das ganze wenn man die Dialekte hinzunimmt. In der Schweiz wäre z.B. Käsekuchen mit Salat ein leckeres Abendessen. Mein geliebter Käsekuchen ist dort schlielich etwas herzhaftes – tatsächlich mit Käse und keine „Quarktorte“ – wie ich dort meinen Käsekuchen besser genannt hätte.
    Anyway, statt einem langen Komentar schreibe ich nun lieber die Einkaufliste für den Käsekuchen den ich diese Woche noch für die Weihnachtsfeier backen sollte …

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  5. hannah - fahrtrichtung eden

    Haha, herrlich 😀 Viel davon habe ich tatsächlich noch nie gehört, obwohl auch ich des öfteren „Porridge“ sage statt „Haferschleim“ XD Da kommt mir das englische Wort doch leichter über die Lippen 😉 Herrlich fand ich ja auch, dass der Grünkohl unter dem Trendnamen Kale wieder als Super-Food Karriere gemacht hat… als ob er dadurch ein bisschen hipper wäre 😀 Wobei das noch besser ist als dieses verenglischen… ich kann das auch gar nicht gut leiden, ich halte die deutsche Sprache nämlich für eine sehr facettenreiche, abwechslungsreiche Sprache voller Möglichkeiten und Kuriositäten 🙂

    Liebe Grüße!

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  6. Frøken Fluesvamp - Kristina

    Erst gestern im Sprachkurs: der Verständnis-Unterschied von „Pudding“. Der deutsche Pudding ist keineswegs der englische Pudding. Und auch dort gibt es Varianten! Gehen wir weiter und graben tiefer bzw. tauchen in englischsprachige Bücher ein, wird es noch interessanter. Ist die englische Sprache im Vergleich wirklich so viel klarer? Auch ich würde widersprechen – vehement übrigens!
    By the way – und nun eine Frage, was „by the way“ eigentlich bedeutet? – auf keinen Fall „übrigens“, NEIN! Es bedeutet „most importantly“. Ups…denkt man gar nicht so als „non-native“. Also, Ohren gespitzt! Hier sollte man GENAU hinhören!
    By the way – jede Sprache ist facettenreich, jede Sprache hat ihre Eigenheiten, kann klar oder unklar sein, ist historisch gewachsen. Deutsch ist sicherlich keine arme Sprache. Nehmen wir das z. B. das Wort „liebedienern“. Klingt nett, ist es aber nicht!
    Aber Dein Artikel war echt nett, und ich meine wirklich nett, nicht die „neue“ Interpretation von nett. Mir hat’s gefallen und ich wende mich nun Haferbrei, Eintopf, Pfannkuchen zu! Guten Appetit! Enjoy! Bon Appetit!

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    1. Oli@Landidylle Autor

      Vielen Dank für deinen lebhaften Kommentar Kristina. Ich finde es hochspannend, dass es in manchen Sprachen überhaupt gar keinen Bedarf an Wörtern für bestimmte Gegenstände, Personen oder Zustände zu geben scheint und andersrum auch, wie viele unterschiedliche Wörter für Dinge, die anderswo dann wieder in 1-3 Wörtern zusammengefasst werden. Da spielt halt jede Menge Geschichte und Kultur mit rein. Wie du schon sagst.
      Auffällig ist auch, dass von 2-sprachig aufgewachsenen hierzulande sehr gerne deutsche Worte mit in die andere Sprache eingebaut werden weil es die dort schlicht nicht gibt, man aber nicht mehr drauf verzichten will. Das nenne ich echte, gewachsene Veränderung der Sprache.

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    1. Oli@Landidylle Autor

      Hahahahahaha! Meine Güte!
      Das ist so unfassbar! Weisst du, in Hamburg sind das ja ‚Franzbrötchen‘, damit bin ich aufgewachsen. Als ich hier her zog, nur 80km weiter nördlich, fragte ich beim Bäcker nach Franzbrötchen und wurde fassungslos angestarrt. Mittlerweile gibt es sie und ich könnte wetten, dass einige tatsächlich denken, dass dieser Segen als ‚Cinnamon Rolls‘ aus sonstwo kam anstatt einfach nur aus Hamburg.

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  7. si001

    Ich bin neulich auf der Suche nach Hirseflocken über Fertig-„Porridge“ gestolpert. Anhand der Zutatenliste habe ich erst mal eine ungefähre Ahnung bekommen, was damit gemeint sein könnte.Ne, das würde bei mir nicht auf den Tisch kommen. Es geht doch nichts über einen einfachen HAFERBREI.
    Diese -ach wie wichtig, ich kann Englisch- Wörter liegen mir auch nicht. Danke für diesen Artikel. Gut geschrieben!

    Antwort

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