Suizidale Weinbergschnecken

selbstmoerder

Ich mag Weinbergschnecken. Als Kind habe ich sie mit Begeisterung gesammelt, wenn wir den bajuwarischen Teil der Familie besucht haben. Ohne Unrechtsbewusstsein übrigens, falls das damals schon verboten gewesen sein sollte. Wie auch immer; es gab sie dort in irrsinnigen Mengen und für mich waren sie irgendwie exotisch. Zwar gibt es hier oben auch Gärten, in denen mehr oder weniger viele Weinbergschnecken unterwegs sind, ich selber lebte – zumindest in Norddeutschland – aber nie in einem solchen. Als ich im Garten einer Freundin Weinbergschnecken entdeckte, war die Begeisterung wieder da.

Kurze Zeit später krochen auch hier 3 Weinbergschnecken durch den Garten und ich freute mich, einfach so. Es grassiert ja das hartnäckige Gerücht, dass Weinbergschnecken die Gelege von Nacktschnecken verspeisen und so zur Dezimierung dieser Plage beitragen – ich vermag das nicht zu beurteilen, ich hatte nur einmal zuvor einen Garten, in dem beide Arten vorkamen und das war beileibe nicht lange genug um zu beurteilen, ob die einen Einfluss auf die Population der anderen hatten. Schön wäre es ja, denn die Nacktschnecken werden hier mitunter wirklich zur Plage. Oft habe ich mir beim Schnecken sammeln im Gemüsegarten gewünscht, dass diese sich doch bitte einfach vom überall wild aufkommenden Sauerampfer ernähren möchten (und zwar ausschliesslich!) um sich sodann selbstständig zum Zwecke der Bereicherung des Speiseplans ins Entengehege begeben möchten.

Das passiert natürlich nicht.

Stattdessen fand ich eines Tages eine Weinbergschnecke nahe dem Entengehege am Kompostplatz. Den Kompostplatz habe ich durch konsequentes Absammeln und verfüttern der Nacktschnecken an die bereits aufgeregt wartenden Flugenten so gut wie komplett von den nackten Vielfraßen bereinigt. Daraufhin haben sich die Gehäuseschnecken wieder dort verbreitet – was sehr schön ist. Als ich also die Weinbergschnecke am Kompost fand, dachte ich nichts böses, immerhin gab es ja auch keinen Anlass zu vermuten, dass sie sich grundlos in Gefahr begeben würde, denn Nahrung in Form von angerottetem Grünzeug gibt es da – und nur da, genug.

Trotzdem machte sie sich eines Tages auf den Weg um zu sehen, ob es auf der anderen Seite des Zauns nicht doch schöner ist und holte sich prompt eine Nominierung für den Darwin-Award. Es waren keine 2 Meter, die sie es in Fressfeindesland schaffte. Vermutlich gab es ein Hauen und Stechen um diesen großen Brocken. Eine Delikatesse! Unsanft wurde sie wohl aus ihrem Haus gerissen und mit Gänsewein heruntergespült. Wohl bekomm’s liebe Enten. Schade drum trotzdem.

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