Echter (fermentierter) Holunderblütensekt

Holunderblüten fermentieren auf der Fensterbank

In einigen Wochen ist es wieder soweit und der Holunder blüht. Zumindest wird es bei uns hier oben in Norddeutschland noch etwas dauern, in klimatisch privilegierten Regionen und bei guten Sorten mag es schon eher soweit sein. Umso besser, wenn ich rechtzeitig daran erinnere, dass man aus den Blüten einen herrlichen Sekt machen kann!
Gemeint ist hier die echte Variante, bei der die Blüten in Zuckerlösung fermentieren; gelegentlich liest man davon, dass Holunderblütensirup in handelsüblichen Sekt oder Prosecco getan wird.
Welten, wenn nicht Universen trennen einen echten Holunderblütensekt, am besten noch in der Flasche gereift, von mit Holunderblütensirup aromatisiertem Sekt. Letztes Jahr setzte ich 6l Sekt an und 2 Flaschen standen bis vor einigen Tagen noch in der Speisekammer.

Die erste Charge hatten wir bereits im Sommer letzten Jahres verkostet und für gut befunden. Rechtzeitig zum Hochsommer ist dieser erfrischende Sekt nämlich fertig.
Jetzt aber, nach einer Reifezeit von weiteren 6-8 Monaten ist der Sekt wirklich extrem gut und hat ganz feine Perlen entwickelt!
Glücklicherweise habe ich bei Gelegenheit einige Glasballons zur Weinherstellung gekauft, ich plane nämlich, dieses Jahr eine ernstzunehmende Menge anzufertigen.

Für das 6l-Glas fermentierten Holunderblütensekt habe ich folgende Zutaten benutzt:

  • etwa 20 Holunderblüten
  • 500g Zucker, am besten Rohrohrzucker
  • 1 Zitrone
  • etwa 6l Wasser

Von den Holunderblüten die dicken Stängel abschneiden, Käfer und ähnliches Getier möglichst umfassend herausschütteln sonst ist der Sekt weder vegan noch vegetarisch. In das Glas schichten.

Die Zitrone sollte logischerweise Bio-Qualität haben. Man kann nicht einerseits eine funktionierende Fermentation erwarten und auf der anderen Seite die erwünschten Mikroorganismen abtöten. Zitrone waschen und mit Schale in Scheiben schneiden. In das Glas geben.

Zucker zugeben. Wasser ebenso. Das Glas verschliessen und für etwa 14 Tage an einen sonnigen Platz stellen. Täglich schwenken.

Flaschen sterilisieren, den Sekt abfiltern und in die Flaschen füllen. Verschliessen und für mindestens 14 Tage dunkel und kühl stellen. Ich habe normale Selterflaschen benutzt, diese sind kostengünstig an jeder Ecke zu bekommen und halten Druck aus. Bei meinem Holunderblütensekt hat sich nur wenig feine Kohlensäure gebildet und ich habe nicht aufgezuckert, aber wie immer bei der Herstellung von Fermenten ist daran zu denken, dass rein theoretisch auch mal etwas mehr Druck entstehen kann. Oder viel mehr.

Fermentierter Holunderblütensekt 9 Monate in der Flasche gereift

Nach 2-3 Wochen kann der Holunderblütensekt also getrunken werden. Nach meiner jetzigen Erfahrung ist es (wie bei vielen anderen Alkoholitäten auch) von Vorteil, wenn der Sekt noch etwas in der Flasche reift. So einige Monate dürfen es schon sein. Vermutlich werde ich einen echten Langzeittest machen, wenn genug Material zur Verfügung steht.
Den Alkoholgehalt habe ich rein unwissenschaftlich gemessen, indem ich ganz gemütlich innerhalb von etwa 2 Stunden eine Flasche Sekt getrunken habe, während ich am Lagerfeuer gekocht habe. Normalerweise bin ich abstinent, demnach merke ich schon geringe Mengen. Nach der Flasche Holunderblütensekt waren die Lampen nicht an, ich schätze den Alkoholgehalt also auf 2-3%.

 

Das Ferment ist zunächst klar und trübt im Verlauf dann ein. In der Flasche setzen sich mit der Zeit quietschgelbe, recht feste Flocken ab. Das ist normal, kein Grund zur Panik und man kann sie einfach abfiltern.


Probiert das Rezept unbedingt einmal aus, es lohnt sich wirklich!

Prost!

10 Gedanken zu „Echter (fermentierter) Holunderblütensekt

  1. Nula

    Das klingt superlecker. Ich liebe Hollunderblütensirup. Holunderblütensekt klingt wie eine vielversprechende Steigerung.

    Liebe Grüße
    Nula

    Antwort
    1. Oli@Landidylle Autor

      Das ist eine gute Umschreibung, ja. Mir gefällt, dass das Getränk nicht süß ist und ganz leicht und luftig sozusagen.
      Ein ganz feiner Sekt, ich freue mich direkt schon auf den nächsten fertigen. 🙂

      LG Oli

      Antwort
  2. wasmachstdueigentlichso

    Mensch Oli, da muss ich beim ersten Erscheinen der Holunderblütchen aber auf die Urlaubsplanung gucken. Das wird sonst aus 1xwöchentlich Briefkastenleeren und Wasser verteilen ein richtiger Job. Aber cool klingt es doch.
    LG Ilka

    Antwort
  3. eifgental

    Das erinnert mich daran, dass ich seit Jahren immer mal Blütenwein machen wollte… und jetzt blüht zwar noch nicht der Holler, aber immerhin schon der Löwenzahn! Hast du damit auch schon Erfahrungen gemacht? Ich überlege in erster Linie, ob ich wohl Reinzuchthefe kaufen sollte oder einfach mal darauf vertraue, dass die Blüten und Zitrone schon die richtigen Kandidaten mitbringen…

    Antwort
    1. Oli@Landidylle Autor

      Mit Löwenzahnwein habe ich keine Erfahrungen aber ich würde nach meinen anderen Erfahrungen mit Fermentation bislang es davon abhängig machen, wie warm der Standort ist bei dir. Eine Hefe für kühle Gärung zahlt sich bestimmt aus, wenn es – so wie hier derzeit – eklig kühl ist und die Sonne auch nur sporadisch zwischen Starkregen und Hagelschauern ins Fenster knallt. Ansonsten würde ich es immer mit spontaner Gärung probieren. Alternativ beides. Vor allem als vielseitig interessierte Alltagsforscherinnen und so …

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  4. Ingrid Steinböck

    Danke für den tollen Artikel. Habe lange nach einem gutbeschriebenen Rezept gesucht. Bin bei Dir fündig geworden.

    Antwort
  5. Vanessa Urben

    hi Oli

    werde dein Rezept diesen Sommer ausprobieren. nur 2 Fragen

    1 statt Zitrone Zitronensäure als Konservierungsmittel oder gehts auch um die Hefen auf der Zitronenschale?

    2 würde mich interessieren ob du einen Langzeittest gemacht hast 🙂

    schönen Abend

    Antwort

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