Da sich im Leben ja oftmals vieles fügt wenn man es zulässt, wir immer Augen und Ohren offen halten nach Rezepten für Gerichte aus der Vorratskammer und Verwendungen für unsere Vorräte sowie überhaupt leckere Sachen, die andere kochen – und der Herr des Hauses dazu auch noch ein sehr kommunikativer Mensch ist, der viel rumkommt, sind wir auf Bigos gekommen. Sicher kann man das auch einfacher haben, aber bei einem lütten Klönschnack Rezepte austauschen hat doch wesentlich mehr Qualität.
Es begab sich also, dass der Herr ausser Hauses einer Kundin von unserer Selbstversorgung und dem selbstgemachten Sauerkraut erzählte. Die Kundin ist Polin, erzählte von ihrem Eintopf mit Sauerkraut und schrieb netterweise direkt ihr eigenes Rezept für uns auf.
Wenig später fiel uns das Brett vom Kopf. Liest sich lecker, liest sich wie Bigos, OK, sie hat es eben nur ‚Eintopf mit Sauerkraut‚ genannt. Bigos! Wieso sind wir nicht selber darauf gekommen, dass das ein perfektes Winteressen ist, welches sich aus eingelagerten Zutaten herstellen lässt? Vermutlich damit das Gespräch zustande kam.
Laut des Handzettels sollten die Zutaten und die Zubereitung dieses Bigos sein:
- 3 Teile Weißkohl und 1 Teil Sauerkraut (klein geschnitten) zusammen kochen
- Tomatenmark zugeben
- Würstchen in Scheiben schneiden, anbraten
- 4 Zwiebeln in Ringe schneiden, zu den Würstchen geben, anbraten
- Alles mit dem Kohl verrühren, Ketchup unterrühren
- Gewürze (Salz, Pfeffer, 1 TL Zucker, Pfefferkörner, Lorbeerblatt) unterrühren
- Alles zusammen bei geringer Hitze köcheln
- Wer möchte kann auch Fleisch unterheben
- Schmeckt warm mit Brot oder Kartoffeln
Und so ähnlich habe ich es auch gemacht. Wie wahrscheinlich immer bei Nationalgerichten und sehr traditioneller Küche gibt es unheimlich viele Variationen die davon abhängen, was gerade vorhanden ist und wie die spezielle Familie das Mahl am liebsten hat.
Ich habe also einen 3/4 Weisskohl klein geschnitten und mit 2 Liter Wasser und 1 Teil Sauerkraut aufgesetzt und ordentlich (etwa 150g) Tomatenmark untergerührt. Darauf grob gestiftelte Karotten und klein geschnittene grüne Paprikas aus dem Tiefkühler gegeben und alles eine Weile gekocht.
Polnische Würstchen hatten wir nicht und auch keine passende Alternative, also gab es mal wieder Speck. Diesen habe ich ganz vorsichtig auf kleiner Flamme angebraten, denn es war konventioneller Speck (aus toller Tierhaltung mit stressarmer Schlachtung aber auch) mit Nitritpökelsalz. Wie der zu uns kam ist eine andere Geschichte aus der grauen Stadt am Meer, die möglicherweise später einmal erzählt werden wird. Da wir uns üblicherweise – und von einigen Ausnahmen, die der Lebensqualität dienen abgesehen – nicht freiwillig Giftstoffen aussetzen und keinen gesteigerten Wert auf Nitrosamine im Essen legen, kaufen wir an sich keine Pökel- und Räucherware mit Nitritpökelsalz. In diesem Fall also nicht zu heißes Anbraten. Die Zwiebelringe konnten schon etwas mehr Hitze ab. Beides wurde dann zusammen mit Ketchup und Gewürzen unter den Kohl gehoben und mindestens 1,5 Stunden sanft köcheln gelassen. Die Menge reicht für etwa 6 Portionen.
Währenddessen habe ich noch ein perfekt passendes Kümmel-Weißbrot gebacken. Wir sind schwer begeistert von dieser Bigos-Variante. Die Paprika haben wie sooft prima mit dem Weißkohl harmoniert und die Karotten haben mit dem süßlichen Aroma die Tomaten unterstützt. Ein sehr, sehr schönes Arme-Leute-Essen mit Zutaten, die man abgesehen von den Paprikas, die man leicht weglassen kann, in jeder winterlichen Speisekammer finden können sollte. Anstatt Speck kann man anderes Räucherfleisch benutzen oder wenn man es weglässt, eine vegetarische beziehungsweise sogar vegane Variante machen.
gute Idee mit dem Kümmelbrot, liebe Oli und ich habe jetzt richtig Appetit auf Bigos mit Speck…. 😋
Empfehlung des Hauses! Fruchtig, herzhaft, säuerlich,salzig – ein richtig feines Schietwetter-Essen für Leib und Seele.
Yummy! Sehr deftig wieder, aber der schlafende Frühling zwingt einen ja regelrecht dazu. Aber interessantes Gericht. Danke für den tollen Beitrag.
Sehr gerne. Und es ist zwar deftig, aber nicht so sehr schwer und passt ausgezeichnet in die ‚Hunger Gap‘. 😉
Ich muss mich beeilen es nach zukochen. In 2 Wochen soll der Frühling kommen. 🙂
Oh wie schön, dann muss ich ja schnell in die Puschen kommen meinen Gemüsegarten vorzubereiten.
…hoffe betrifft nicht nur die Rheinebene 🙂
… also echt. Das nächste Mal sagst Du das bitte gleich dazu! Naja, notfalls geniesse ich die karge Matschlandschaft eben noch ein paar Wochen oder Monate länger und guck‘ mir stattdessen schöne Gartenfotos woanders an. 😦
😦 ohh entschuldige. Aber Hoffnung ist immer gut! Ich gebe mir Mühe dir die Zeit mit Bildern zu versüßen. 🙂
Sehr schön