Vor knapp 2 Wochen habe ich endlich meine wachsgetränkten Baumwolltücher als plastikfreien Ersatz für Frischhaltefolie hergestellt und darüber berichtet, passenderweise bekam ich am selben Tag einen Newsletter vom NABU und stiess darüber auf den Selbstversuch der Redakteurin Nicole Flöper ‚44 Tage Plastikfasten‚. Die Beiträge sind im Übrigen sehr interessant und lesenswert! Wie es sich so fügte, lief dort gerade ein Gewinnspiel, ich machte entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten mit und gewann tatsächlich eine Ausgabe des Buches ‚Besser leben ohne Plastik‘. Sehr schön!
Mittwoch war das Buch in der Post und schon Donnerstag morgen hatte ich es erstmals durchgelesen und dafür sogar ‚Cultured Foods‘ von Leda Scheintaub aus der Hand gelegt.
Ich verschlinge Bücher, sie stapeln sich in diesem Hause trotzdem überall, der Postbüdel, der hier mehrmals pro Woche Büchersendungen abliefert, fragt sich sicher, ob ich noch etwas anderes mache als zu lesen. Tja, wer den Großteil der Nacht wachliegt, kann viel lesen – leider habe ich es bislang selten geschafft, über die Bücher die ich lese hier zu schreiben. Dabei passen sie thematisch perfekt; fast immer geht es um gärtnern, kochen, Selbstversorgung, Nachhaltigkeit, Verarbeitung, lagern, dörren … von Lebensmitteln und Vorratshaltung. Ich gelobe also Besserung und will diese Buchvorstellung nutzen, um einen Anfang zu schaffen. Immerhin kommen viele meiner Buchkäufe dadurch zustande, dass ich auf themenrelevanten Webseiten davon lese oder ich die Titel in den Quellen und Verweisen anderer Bücher und Artikel finde. Vielleicht findet ja auch jemand von euch dadurch einen neuen Schmöker, der fesselt und informiert.
Zurück zum Buch ‚Besser leben ohne Plastik‚. Die Autorinnen Anneliese Bunk und Nadine Schubert leben seit einigen Jahren annähernd plastikfrei und Tipps stammen demnach aus der Praxis. Wir alle wissen, dass Plastik schädlich für uns und unsere Umwelt ist, immer und jedes Mal wenn wir es benutzen. Trotzdem ist meiner Meinung nach niemandem damit gedient, nur mit erhobenem Zeigefinger umher zu laufen. Und das ist erwähnenswert und gut an diesem Buch: es wimmelt nicht von Dogmen und Missioniergehabe, sondern gibt einfach die furchtbaren aber wichtigen Informationen über die Plastikarten und die Schadstoffe, denen wir uns damit aussetzen plus Alternativen und dann geht es zum Praxisteil wo es besagte Erfahrungen zur Plastikvermeidung gibt und machbare Anleitungen die jeder in sein Leben integrieren kann.
„Wir können zum jetzigen Zeitpunkt nicht behaupten, dass es irgendeine Form von sicherem Plastik gibt.“
Ein Zitat von Fred vom Saal aus dem Film Plastic Planet, welches das Buch einleitet und eindrucksvoll und beklemmend zugleich klar macht: Irgendwie müssen wir weg von diesem Zeug, ohne dass es früher auch ging, was also anscheinend weitestgehend unnütz ist, was auf verdammt lange Zeit Schadstoffe absondert und in derart horrenden Massen auf den Markt geworfen wird, dass einem ganz flau wird.
Die hässliche Fratze des ach so praktischen Materials
Dabei ist leider klar, dass wir das Zeug nicht mehr gänzlich loswerden, aber den Umfang des Wahnsinns können wir Konsumenten bestimmen. Mit jedem Euro geben wir eine Stimme ab bei der Wahl, wieviel & welches Plastik in unserem Alltag Platz bekommen soll. Machen wir uns nichts vor: würden nicht massive Wirtschaftsinteressen dem entgegenstehen, gäbe es wohl schon längst tiefgreifende Einschränkungen – denn wer will ernsthaft die Verantwortung tragen für Fruchtbarkeitsstörungen, Fehlgeburten, Herzerkrankungen, Diabetes, Krebs, Fettsucht … um nur einige zu nennen?
Vermeiden statt entsorgen
Plastik zu recyclen ist im Übrigens prima, aber die Autorinnen weisen daraufhin, dass trotzdem 40% in der Müllverbrennung landen und bis dahin Ressourcen bei der Herstellung verschwendet, Schadstoffe wie hormonähnliche Weichmacher abgesondert und durch Abrieb oder sogar geplant, Mikropartikel, die man nicht ausfiltern kann, abgegeben haben. Die Mikropartikel sind nicht nur im Meer ein Problem, wo sie mengenmässig das Plankton bald übersteigen, mit dem sie verwechselt und als ‚Nahrung‘, die zum Verhungern führt aufgenommen werden. Auch die Binnengewässer sind randvoll mit Plastik und wir nehmen es über die Luft, die Nahrung und Getränke auf. Zum Teil sogar freiwillig denn weltweit werden z.B. jährlich 89 Milliarden Liter Wasser in Plastikflaschen abgefüllt und konsumiert. 90% aller Menschen haben Plastik im Blut.
Wie die Schadstoffe in unseren Körper gelangen, welche Plastikarten welche Schadstoffe absondern (z.B. das für Kindergeschirr gerne benutzte Melamin beim Erhitzen Formaldehyd), wie es sich mit den Alternativen zu Plastik und der Umweltverträglichkeit verhält, was es mit so genannten Biokunststoffen auf sich hat und wo Plastik sich noch so versteckt – das alles erfährt man kompakt als Basiswissen.
Der Feind in Deinem Leben
Wahrscheinlich wird fast jeder Leser danach in Aktionismus verfallen wollen, um sich dieses Feindes in seinem Hause zu entledigen, aber die Autorinnen geben dazu passend an dieser Stelle Tipps, wie man besser strukturiert vorgehen kann.
Hat man sich des krankmachenden Feindes in seinem Leben weitestgehend entledigt oder sich auf verträglichere Weise damit arrangiert, geht es natürlich darum, ihn nicht wieder unbedacht oder ungefragt durchs Hintertürchen oder aus Gewohnheit herein zu lassen.
Bewusster Konsum um sich das Gift vom Leibe zu halten
Wie gesagt: es ging schon immer ohne Plastik, ein Zauberstück ist es also nicht, wieder darauf zu verzichten. Im Gegenteil. Viele Menschen haben schon tolle Alternativen entwickelt, alte Rezepturen herausgekramt und wenn man sich ansieht, wie gesundheitsbewusst große Teile der Gesellschaft sind, dann muss ein entsprechender Markt vorhanden sein.
Ein Markt für verpackungsfreies Einkaufen beispielsweise, ein Markt für Lebensmittel in Glas statt Plastik, natürlichen und/oder althergebrachten Reinigern und andere Alternativen.
Und einen Markt muss es geben, denn nicht jeder wird sich in seine Hexenküche zurückziehen, um Seife zu sieden, aus Orangenschalen Reiniger herzustellen, sein Brot selber zu backen – um nur wenige Beispiele zu nennen. Aber für Menschen, die lieber selber Verantwortung übernehmen über die Dinge, die sie konsumieren und mit denen sie sich umgeben gibt es wie gesagt einen umfangreichen Praxisteil. Von Knetmasse für Kinder über Hustensaft, Feuchttücher, Hausputz, Klebstoff, Waschmittel, Waschmittel, Waschmittel, Dünger, Shampoo, Deo, Zahnpflege, Wohnen & Renovieren, Textilien & Kleidung gibt es kaum einen Lebensbereich, der nicht abgedeckt oder angerissen wird.
Plastikfreie Fertignahrung
Und weil der viel beschäftigte Mensch von heute gerne auf Salatsaucengranulat aus der Tüte, fertige Tomatensauce, Schokocreme, Cracker, Chips, Fruchtgummi, Bonbons, Kekse, Kuchen und mehr Convenience Food zurückgreift was so ungefähr zu 368% in Plastik oder Sandwichmaterialien verpackt ist, gibt es einen umfangreichen Rezept-Teil.
Zum Abschluß folgen – nicht unwesentlich, manch einer hat sich schon einen Wolf gesucht – Bezugsquellen, Antworten auf Fragen die man sich automatisch stellt und ein Glossar.
Fazit
Ich finde das Buch sehr gut weil es
- zum einen kompakt ist und sich damit als Begleiter im Alltag eignet
- umfangreich genug ist um sich ernsthaft ein Leben mit den giftfreien Alternativen ausmalen zu können
- jeden Leser da abholt,wo er sich gerade befindet.
Ich werde definitiv viele der Rezepte gebrauchen können und ausprobieren und auch die restlichen Tipps werden sicher eine Hilfe in ein gesünderes besseres Leben mit reduziertem Plastikeinsatz sein.
Erschienen ist das Buch im oekom-Verlag und zu haben für 12,95€ DE/13,30€ AT.
Oder gebraucht beim Online-Buchportal des Vertrauens.
Vielen Dank an dieser Stelle nochmals an den NABU für das Buch und an Nicole Flöper für den aufschlussreichen Selbstversuch.
Das Buch wollte ich mir auch schon immer mal kaufen. Sollte ich vielleicht mal tun nach dem Urlaub 😀 Mein größter Plastikbereich sind immer noch Chips…leider =/
Ich habe festgestellt, dass wir ganz üble Plastikquellen im Haushalt haben obwohl unsere Ausstattung sehr plastikarm ist. Verpackung, Verpackung, Verpackung – ja, sogar im Selbstversorgerhaushalt. Übel. Chips kannst du doch prima selber machen.Lecker!
Wie denn?
In dem Buch gibt es ein Chips-rezept für die Mikrowelle. Kartoffeln fein hobeln, in einer Schüssel mit Öl vermischen, auf einen Schaschlikspiess pieksen und in der Mikrowelle bei etwa 700 Watt 6 bis 10 Minuten backen. Zwischendurch testen, ob sie schon knusprig sind. Gewürze kann man ja mit dem Öl untermischen. Ich besitze keine Mikrowelle und habe bisher nur Yacon-Chips im Backofen gemacht. Müsste bei Kartoffeln genauso funktionieren. Ich glaube, ich habe so 160°C genommen. 🙂
Wir haben zwar eine Mikrowellen-Backofenkombi, nutzen aber nur den Backofen davon. Ich bin eine Mikrowellen-Gegnerin 😀 Das ist wie mit dem Plastik. Wenn man sich einmal damit beschäftigt…..
Werde dein Rezept aber nach dem Urlaub mal testen. Danke 🙂
Ich bin jetzt mal beim Bild hängen geblieben, der Stapel Bücher am Nachtkasterl – kommt mir sehr, sehr bekannt vor ;-)))
Dennoch Danke für die Rezension anregend, hilfreich!!!
Danke. Ich habe mir selbst die Regel auferlegt, dass ich erstmal Bücher aus den Bücherschränken ausmisten muss um Platz für welche vom Stapel zu schaffen, wenn dieser zu hoch wird (über Lampenniveau). Irgendwie schlimm und vielsagend… 🙂
Darf ich Dir, trotz Deines beachtlichen Bücherstapels, mit dem nachfolgenden Link noch ein Buch empfehlen und Dich zu einem Lesebesuch auf mein Buchbesprechungs-Blog einladen?
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2016/05/16/die-bienen/
Ich rezensiere u.a. immer wieder Bücher zu ökologischen und nachhaltigen Themen, gewiß ist einiges in meinem Fundus, das für Dich von Interesse ist.
Naturverbundene Grüße
Ulrike von Leselebenszeichen 🙂
Danke für den Tipp Ulrike, das Buch klingt in der Tat interessant und könnte mir gefallen.
LG Oli