Bienenwachstücher als plastikfreier Ersatz für Frischhaltefolie

Fertige Wachstücher in hübsch vom zweiten Durchgang

Ich habe mich endlich einmal schnell an ein kleines Projekt gemacht, was ich schon lange vorhatte. Mit Bienenwachs getränkte Tücher als Ersatz für Plastikfolie zum Abdecken und Einwickeln von Lebensmitteln. Der übermässige Gebrauch von Plastik im Alltag ist vielen ein Dorn im Auge, ausserdem ist er oft sinnlos, umweltschädlich und gesundheitsgefährdend.
Auf amerikanischen Blogs konnte man schon länger die so genannten ‚Bee’s Wraps‘ sehen und auch im deutschsprachigen Raum sind sie seit einiger Zeit vertreten.
Warum auch immer ich so lange gebraucht habe, endlich welche herzustellen – es ist wirklich einfach, schnell gemacht und funktioniert prima.

Nachtrag zwischengeschoben: beim zweiten Mal habe ich mich dann für die Variante in hübsch entschieden, Stoffe gekauft, mit Zackenschere zugeschnitten und satt mit Bio-Bienenwachs belegt. Da ich gleich ein paar mehr Wachstücher hergestellt habe, sind somit auch gleich Geschenke entstanden. Ausserdem habe ich meinen großen Backofen aktiviert und konnte somit auch ‚Folie‘ in respektabler Größe anfertigen. Besonders große Tücher, die ich nicht komplett auf den großen Backblechen ausbreiten konnte, habe ich gefaltet und in 2 Durchgängen behandelt: auch das funktioniert. Insgesamt ist empfehlenswert, die Tücher noch im heißen warmen Zustand vom Untergrund zu lösen und an der Luft zu schwenken, bis sie abgekühlt sind, weil sie so keine hässlichen Ränder bekommen. Außerdem habe ich beim zweiten Durchgang auf den Einsatz von Alufolie zum Unterlegen verzichtet. Das Reinigen der Backbleche ist zwar wirklich müßig, aber das Ergebnis bei den Tüchern überzeugt!
Ein weiterer Versuch mit Bienenwachs und Jojoba-Öl ist nicht erfolgreich gewesen weil die Tücher so fleckig wurden.


Bienenwachs hat antibakterielle Eigenschaften und auch wenn man die Tücher nicht im herkömmlichen Sinne waschen kann, sind sie abwischbar und hygienisch einwandfrei. Es wird lediglich empfohlen, kein rohes Fleisch darin einzuwickeln.
Es bleiben also genug Einsatzmöglichkeiten für die Bienenwachstücher, man kann auch kleine Täschchen aus Baumwollstoff nähen und die mit Bienenwachs behandeln um sein Butterbrot darin einzupacken.

bienenwachstuch3Auch Alufolie kann in vielen Fällen mit den Wachstüchern ersetzt werden. Und wer keine Lust hat, selber aktiv zu werden – so einfach & schnelles auch geht – kann die Tücher natürlich kaufen. Der anscheinend führende Hersteller benutzt Baumwollmusselin, Bienenwachs, Jojobaöl und Baumharz. Mehr dazu bei Utopia. Ich werde sicher noch mit verschiedenen Zutaten experimentieren.

Ursprünglich wollte ich einen Bio-Baumwollstoff für diesen Zweck kaufen, aber ich finde, dass ein alter Baumwollstoff sich ebenso gut eignet. Durch das häufige Waschen – hoffentlich ohne Weichspüler! – dürften ohnehin keine Schadstoffe mehr enthalten sein und nachhaltiger ist die Weiterverwendung von vorhandenem ohnehin.

Ich nahm also (beim ersten Versuch) einen alten Bettbezug aus 100% Baumwolle, der irgendwie in diesen Haushalt kam und Bienenwachskügelchen und legte los.
bienenwachstuchbienenwachstuch1
Bei der Herstellung kann der Einsatz von einem Bogen Alufolie tatsächlich noch einmal sinnvoll sein, oder man wäscht und schrubbt den überschüssigen Wachs mit kochendem Wasser von dem Backblech ab. Benutzt man noch einmal Alufolie bietet es sich an, gleich mehrere Bögen Wachstücher nacheinander herzustellen. Auch in Hinblick auf die Benutzung des Backofens.

Der saubere Baumwollstoff wird einfach möglichst faltenfrei auf dem Backblech ausgebreitet und mit Bienenwachs belegt. Hat man den Wachs am Stück, kann man ihn darüber hobeln, ansonsten verteilt man nicht zu viele Kügelchen auf einmal gleichmässig.

Benutzt man zuviel Wachs, gibt es unschöne Wachsschichten – also lieber später nochmal nachlegen, falls es zuwenig gewesen sein sollte. Das Backblech wird nun einfach für etwa 10 Minuten bei um die 85°C in den Ofen geschoben. Das Wachs schmilzt und zieht gleichmässig in den Stoff ein. Vielfach kann man lesen, dass man mit einem Pinsel (der dann natürlich für nichts anderes mehr benutzt werden kann) das weiche Wachs auf dem Stoff verteilen kann oder soll. Ich habe aber festgestellt, dass es nichts zu verteilen gibt wenn man die passende Menge Wachs benutzt. Und wie gesagt: ist es zuviel Wachs, gibt es solide Ränder.

Bei meinen kleinen Backblechen für den kleinen Backofen blieb es nicht aus, dass am hochgestellten Rand der Stoff nicht getränkt war. Diese Ränder kann man im erkalteten Zustand einfach einkürzen, wo notwendig.

bienenwachstuch2

Je nach Raumtemperatur kann man die Bögen nun zum Trocknen und Erkalten aufhängen oder in unserem Fall für einige Sekunden schwenken. Sobald sie kühl und trocken sind, sind sie einsatzbereit.

Um die Wachstücher um die Lebensmittel oder Gefässe zu schmiegen reicht es, mit warmen Händen die Konturen nachzuformen. Wirklich komplett problemlos, schnell, günstig, nachhaltig und gesund!
Wird die Wachsbeschichtung brüchig, so kann man die Tücher einfach nochmals nachwachsen oder – sollte man sich für die Entsorgung entscheiden – auf den Kompost geben.
Ich werde gerne nochmal einen Langzeitbericht nachschieben, wenn ich die Tücher über längere Zeit benutzt habe.

Ich melde diesen Beitrag zur #EiNaB-Blogparade an. Hier geht es zur März-Linkparty.
Das passt auch dazu: 44 Tage plastikfrei – ein Selbstversuch
Fische und andere Meeresbewohner verhungern bei (plastik)gefülltem Magen, jetzt auch Pottwale

bienenwachstuch4 bienenwachstuch5

MerkenMerken

MerkenMerken

Werbung

22 Gedanken zu „Bienenwachstücher als plastikfreier Ersatz für Frischhaltefolie

  1. Doris

    Aus irgend einem Grund benutze ich kaum Frischhaltefolie . Ich habe überlegt , mir fällt kein Grund ein . Offenbar esse ich gleich alles auf 😉 .
    Das Kochpapier habe ich in unserem Edeka Markt nicht gesehen , was mich gewundert hat .

    Antwort
    1. Landidylle Autor

      Und ich habe es bei Sky nicht gesehen, aber ich gucke nach Ostern mal bei unserem Großen Edeka. Alternativ im Bioladen wenn ich das nächste Mal da bin.
      Ich habe Folie immer benutzt, um z.B. angerührte Kräuterquarks abzudecken, die noch einen Tag ziehen sollen. Wahrscheinlich habe ich einen Mangel an Deckelbehältern. Für Käse, Fisch etc finde ich Wachspapier immer schön, da hält er sich auch länger als in diesem beschichteten Papier.

      Antwort
      1. Doris

        Bei unserem kleinem Rewe gibs das Papier und im großen Edeka nicht .Diese Märkte sind allerdings überall anders bestückt .
        Bei der Suche nach einem Rezept fand ich bei Henriette Davidis gebackenen Hecht ,wobei der Kopf des Hechtes mit Papier das mit Butter bestrichen ist bedeckt wird .

      2. Landidylle Autor

        Ich werd‘ einfach übersall mal gucken wo ich so rumkomme. Notfalls online bestellen. Und bei der Davidis muss ich unbedingt mal reingucken – endlich.

  2. eifgental

    Wachstuch machen habe ich auch schon ewig auf der To-Do-Liste stehen – allerdings hatte ich an die Verwendung als Frischhaltefolienersatz noch gar nicht gedacht (war eher so aus experimentalarchäologischem Interesse)! Diese nützliche Anwendungsmöglichkeit steigert allerdings die Motivation. Ebenso die praktische Nutzung des Backofens…
    Nur die Kompostierung stell ich mir selbst bei brüchigem Wachs eher langwierig vor!

    Vielen Dank jedenfalls für die Idee! Auf den Langzeitbericht bin ich natürlich auch gespannt.
    Lieben Gruß,
    Christiane

    Antwort
    1. Landidylle Autor

      Das freut mich besonders, wenn mein Bericht dazu inspiriert, das umzusetzen. Welche Anwendungen kennst Du denn noch aus experimentalarchäologischer Sicht?
      Liebe Grüße, Oli

      Antwort
      1. eifgental

        Och, wo man halt wasserabweisende Textilien braucht – für Planen, seetaugliche Verpackungen/Schutzhüllen usw. Früher waren das ja noch keine Kunststoffbeschichtungen oder -folien, sondern eben Textilien, die man mit Wachs (Wachstuch) oder Leinöl (Ölzeug) imprägniert hat. Deshalb habe ich auch immer an riesige Stoffbahnen gedacht und nicht an handliche kleine Haushaltsgrößen – aber die sind zum Ausprobieren eindeutig besser geeignet! 🙂

      2. Landidylle Autor

        Oh Mann, Schuppen vor den Augen. Ja, und ich habe genau andersrum gedacht. 🙂 Bei Tarps, Sonnensegeln, Stofftipis und sowas habe ich immer nur an harzige oder ölige Substanzen zum Einlassen gedacht.
        Danke, dass Du das Brett vor meinem Kopf entfernt hast. Hier liegt ein wunderbares Pfadfinderzelt von meinem Mann, was auf Behandlung wartet, das wäre doch ein ideales Betätigungsfeld für meine weiteren Experimente.
        Liebe Grüße

  3. widerstandistzweckmaessig

    Hallo!

    Vielen Dank für die tolle Anleitung, scheint wirklich sehr einfach zu funktionieren. Danke auch fürs Verlinken zu EiNaB!

    lg
    Maria

    PS: Kennst Du auch schon unserer FB-Gruppe – hier könntest Du diesen Beitrag auch sehr gerne noch teilen!

    Antwort
    1. Landidylle Autor

      Hallo,
      hab ich sehr gerne gemacht und es war überfällig! Das geht so einfach nebenbei, ich ärgere mich ein bisschen es nicht vorher gemacht zu haben.
      Und ich habe zu danken, dass ihr dieses schöne Projekt gestartet habt. Bei Facebook bin ich nicht – aber ich gehe mal in mich, ob ich mich nicht doch mal anmelden soll.
      Liebe Grüße, Oli

      Antwort
    1. Landidylle Autor

      Ich könnte mir vorstellen, dass die Konsistenz von den gekauften geschmeidiger ist, weil die offenbar noch Öle zufügen.
      Aber wirklich: es ist so beschämend einfach und schnell gemacht, ich würde es in jedem Fall selber testen, kaufen kannst du ja immer noch. ich werde als nächstes mit einer Wachs-Öl-Mischung experimentieren und berichten.
      Liebe Grüße, Oli

      Antwort
      1. Nicole

        Ich werd’s probieren. Stoff ist vorhanden. Muss mir aber Bienenwachs besorgen (bin immer noch skeptisch bzgl. der Bienenwachskerzen 😉 )

      2. Landidylle Autor

        🙂
        Ich hab den Wachs von einer Imkerin paar Dörfer weiter. In regionale Produkte von ‚echten Menschen‘ habe ich oftmals mehr Vertrauen.

  4. Fussel

    Die käuflichen Originale sind mit einer Mischung aus Bienenwachs, Jojobaöl und Baumharz getränkt, damit sie nicht so brüchig sind wie Wachs allein. Zumindest das jojobaöl scheint wichtig zu sein.
    Ich habe eine Anleitung gesehen, wo in regelmäßigen Abständen erst Jojobaöl auf das Tuch getropft wurde und dann das Wachs zum Schmelzen darübergestreut.

    Antwort
    1. Landidylle Autor

      Vielen Dankfür den Hinweis! Ich werde auf jeden Fall eine Öl-Wachs-Mischung testen – und vielleicht sollte ich mir auch mal eine Anleitung ansehen anstatt einfach so loszulegen.
      Die Tücher bewähren sich jetzt schon gut, etwas geschmeidiger mit öl dürften sie perfekt sein.
      LG Oli

      Antwort

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..