… regelmässigen Lesern auch bekannt als ‚Muckelmann‘. Der bislang einzige Nachfahre einer unserer beiden Zippen und des zugezogenen Bocks dürfte nun etwa 6 Monate alt sein. Sicher ist, dass er/sie/es in den letzten Wochen nochmals einen Wachstumsschub hingelegt hat, von dem ich nicht dachte, dass ihn Kaninchen in dem Alter noch haben.
Nachdem der Muckelmann aus dem elterlichen Gehege auszog, noch bevor er trocken hinter den Ohren war, liess er sich im Alter von etwa 2 Monaten wieder öfter dort blicken, blieb aber nie länger als 2 Tage. Vornehmlich ging es bei den Besuchen wohl darum, bei einsetzendem Winter leichter an eine hochkalorische Ration Futter zu kommen – und vielleicht auch beim Kuscheln etwas Nestwärme zu ergattern. Es gibt Zeiten, da kann ich es wunderbar nachvollziehen, alle Verantwortung, Eigenständigkeit und sich-selbst-versorgen fahren zu lassen und sich einfach an den gedeckten Tisch setzen zu können.
Mittlerweile ist Mucki groß genug, um nicht mehr auf elterliche Wärme angewiesen zu sein und zu groß, um noch durch Spalten ins Kaninchengehege springen zu können. Trotzdem kommt er jeden Morgen dorthin wenn er mich bemerkt und holt sich eine Karotte und eine Handvoll Weizen oder Pellets ab.
So zahm und zutraulich das Tier auch ist, ich kann es erst seit kurzem anfassen. Nach und nach musste ich das Kaninchen daran gewöhnen, dass keine Gefahr von mir ausgeht, auch wenn ich bei der morgendlichen Fütterungsrunde hin- und her laufe, polternde Geräusche mache, mit Behältern scheppere und dicht neben dem Tier entlang laufe.
Der nächste Schritt war natürlich ihm beizubringen, dass ich mich in kurzer Distanz zu ihm niederlassen und ihn beim Fressen beobachten kann. Danach lernte er, dass es Futter nur aus der Hand gibt. Die gereichte Karotte musste aus der Hand gezogen werden, damit durfte er sich zurückziehen und eine Handvoll Körner gab es als Belohnung.
Die ersten Berührungen mit der Hand fand er noch furchteinflössend, mittlerweile kraule ich standardmässig den Kopf und kann das Tier sogar abtasten.
Weniger Berührungsängste hat der Muckelmann dem Kater Heinzi gegenüber; Heinzi begleitet mich für gewöhnlich morgens auf meiner Runde von Gehege zu Gehege, in stillem Einvernehmen versorgen ‚wir‘ die Tiere und sehen überall nach dem Rechten. Kommt der Muckelmann an die Futterstelle, begrüsste er den Kater mitunter mit einem Nasenstupser, dieser wurde vom Kater wiederum mit einem entsetzten Blick quittiert. Wer meint, dass man sowas nicht aus der Mimik und Gestik von Katzen herauslesen kann, darf mir erklären, wie man ein einseitig verzogenes Gesicht, Zurückweichen und Pfoten ausschütteln sonst interpretieren könnte. 🙂
Mittlerweile geht der Kater rechtzeitig auf Distanz und auch das Kaninchen scheint die Annäherungsversuche aufgegeben zu haben.
Es bleibt die Frage: was tun mit dem Muckelmann?
Ich finde zwar nach wie vor, dass er ganz appetitlich aussieht, aber so langsam haben wir uns angefreundet und es dürfte selbst mir etwas schwerer als gewohnt fallen, ihn mir einzuverleiben. Ja, ich weiss: das hört sich für manch einen roh und barbarisch an aber diese Position ist eine luxuriöse.
Lasse ich ihn weiter wild leben? Er frisst trotz Überangebot an Sträuchern und Bäumen in den Knicks (Wallhecken) die Stämme unserer Obstbäume an. Und er kürzt auch meine Ziergehölze sehr viel weiter ein, als es mir recht ist und den Pflanzen gut tut. Dass er in demselben Beet seine Toilette angelegt hat, steht auf einem anderen Blatt. Ich habe absolut nichts gegen geordnet abgelegte Kaninchenkötel, die ich nur noch mit einem Schäufelchen ernten muss.
Er könnte sich mit wilden Kaninchen verpaaren.
Vermutlich wird kein Weg daran vorbeiführen, dem Muckelmann ein separates Gehege zu bauen. Und da er sich schonmal anfassen lässt, könnte ich ihn auch in einen ‚Rabbit Tractor‚ setzen und diesen wahlweise auf der Koppel versetzen oder eben Hochbeete abernten lassen und somit wieder mehr für die kostenlose Ernährung der Kaninchen tun.
Spätestens wenn das Kaninchen in der neuen Saison sich über meine Nutzpflanzen hermachen sollte, müsste ohnehin schnell etwas passieren. Also wird es vermutlich der Rabbit Tractor werden.
Guten Morgen!
Das Luxusproblem mit dem Einverleiben erinnert mich an einen Metzger, welcher vor vielen, vielen Jahren im gleichen Laden gearbeitet hat wie ich. Dieser hat Schweine gezüchtet um sie anschließend zu schlachten. Eines dieser Schweine war dann aber im Verhalten wie ein treuer Hund. Das Schwein ist ihm überall hin gefolgt. Sogar Spaziergänge waren möglich.
Ständig hat er uns mit neuen Geschichten des Schweinchens zum lachen gebracht. Deswegen waren wir auch etwas geschockt, dass auch dieses Borstentier eines Tages in der Vorratskammer, bzw. dem Tiefkühler landete. Nur war es das einzige Tier, welches er nicht selber schlachten konnte. Das musste diesmal jemand anderes machen.
Warum er es nicht einfach als Haustier hat leben lassen, beantwortete er so: Das war der Zweck des Tieres. Dazu ist es gezüchtet worden. Zudem war es ein Eber. Und sobald diese in die Geschlechtsreife kommen, kann es sehr ungemütlich werden. Dann wäre es sowieso aus gewesen mit Haustier, kuscheln und spazieren. Aber er hätte sich noch nie so sehr wie ein Verräter gefühlt, wie bei diesem Schwein.
Vernunftdenken und Gefühle sind schon nicht zu unterschätzende Herausforderungen des Lebens!
So ist es, Vernunftdenken und Gefühle sind krasse Triebfedern und stellen einem trotzdem so manches Bein. Ich stelle fest, dass ich auf solche Geschichten ganz anders reagiere wenn ich sie höre, als wenn ich sie selber erlebe. Kaninchen lösen bei vielen natürlich durch den Plüschfaktor irgendwelche Beschützerinstinkte aus, Schweine hingegen sind einfach unheimlich sozial, schlau und dem Menschen schon ähnlich. Ich kann bei beiden Arten verstehen, dass man sich damit verbrüdert, kann bei beiden verstehen, dass einem das Schlachten schwer fällt, finde aber eine allzeit gesunde Distanz deswegen und aus anderen Gründen echt wertvoll.
Das Gefühl ein Verräter zu sein ist für mich fast das Schlimmste. Ich finde den Schlachtvorgang selber nicht so schlimm, wie manch einer sich das ausmalt, aber das Vertrauen der Tiere zu missbrauchen ist hart. Aber das ist der Preis, den man als mitfühlendes, fleischfressendes Wesen zahlen muss. Wenn man konsequent ist zumindest, das gesichtslose Fleisch aus dem Supermarkt erspart einem diesen Konflikt ja.
Vielleicht sollte dein Kaninchen zum Film oder als Model gehen. Ich als Schauwerbegestalter hab selten ein fotogeneres Kaninchen gesehen 🙂 Als 2D Ausschnitt könnte er landauf, landab die Supermärkte verschönern und fleissig Schokolade verkaufen …
LG Alex
Vielen Dank für das Kompliment, ich gebe es gleich weiter 🙂
Das wäre natürlich phantastisch, wenn er so sein Futter verdienen könnte! Ich sollte mich daran machen, ihn zahmer zu machen, gestern hatte ich ihn schon auf dem Arm. hehe
LG Oli
Das gefällt ihm bestimmt auch 🙂
LG Alex
Süß. 😊