Grandiose Wiederentdeckung: Sturm-Wäscheklammern aus Holz

Antike Wäscheklammern aus Holz

Stofftaschentücher FTW! Sind supergut zur Nase, sparsam und wozu überhaupt Bäume für Zellstoff-Taschentücher fällen, nur weil man seinen Schnodder loswerden will?

Nachdem ich letztes Jahr nun endlich eine vernünftige und ästhetische Wäscheleine samt schwedischer Pfosten auf dem Hof stehen habe, trockne ich meine Wäsche – wann immer es geht – draussen an der frischen Luft. Das ist hier im echten Norden leider nicht gerade häufig. Trotzdem. Seitdem experimentiere ich mit verschiedenen Wäscheklammern. Am Anfang hatte ich eine Charge Plastik-Wäscheklammern unbestimmter Herkunft. Das Problem mit Plastik ist ja nicht nur die Umweltschweinerei, die es mit sich bringt sondern (meiner Meinung nach) auch die Kurzlebigkeit. Die Propagandamaschinerie aka Werbung hat es zwar irgendwie geschafft uns glauben zu machen, dass Plastik total widerstandsfähig und robust sei, ich konnte davon bislang allerdings wenig merken. Ständig splittert und bricht es, lässt sich nicht reparieren und ist ein Fall für die Tonne. Worauf der Kreislauf von Konsum und Entsorgung von vorne beginnt. Ad infinitum. Aber nicht mit mir.

Schwedische WäscheleineDie vorhandenen Wäscheklammern aus Plastik wurden selbstverständlich zuerst aufgebraucht, vorhandenes zu entsorgen/weiterzugeben nur weil es aus Plastik ist macht meines Erachtens nur dann Sinn, wenn jemand anders es gebrauchen kann. Die bunten Plastikkneifer waren also schon etwas verblasst und die Weichmacher hatten sich im Angesicht des gelegentlichen Sonnenscheins (und wann sonst hängt man Wäsche draussen auf?) verdünnisiert, die Klammern waren spröde geworden. Zug um Zug splitterten sie mir unter den Fingern weg und ich fluchte wie ein Rohrspatz.

Die neuen Klammern, die ich kaufte, waren also aus Holz. Nachwachsender Rohstoff, wächst überall und muss nicht aus Taka-Tuka-Land importiert werden, ist umweltneutral zu entsorgen, sieht gut aus und der einzige Mini-Knackpunkt ist die Feder aus Metall.

Schwedisches Gestell für WäscheleineDachte ich. In der Realität ist es wohl eher so, dass bei einigen Herstellern die Wäscheklammern aus Holz ein Produkt zur Konsumverlagerung geworden sind. Vordergründig sollen sie ein gutes Gewissen machen und hintenrum sind sie der gleiche Pfusch wie viele moderne Produkte. Kurzlebige Erzeugnisse, die für die Tonne produziert werden. Ich testete mehrere Hersteller und stellte fest, dass einige Holzwäscheklammern ganz OK sind, andere halten nicht einmal eine Runde Wäsche festhalten durch. Der Federmechanismus war hier so plünnig gebaut, dass die beiden Schenkel der Klammer sich sofort gegeneinander verschoben und die Klammer in 3 Einzelteile zerfiel. Auf feinmotorisches Gefriemel auf dem Wäscheplatz habe ich wenig Lust, aber wegwerfen kann ich neue Klammern auch nicht. Nach 2-3 Reparaturversuchen stellte ich aber fest, dass ich keine andere Wahl hatte. Frustrierend.
Alternativ kann man die Dinger noch zum Basteln benutzen, in den 70ern oder so waren diese Gebilde mal recht angesagt glaube ich.

Im Zuge der Entrümpelung und Sichtung der vielen alten Umzugskartons, die mich seit Jahren begleiten, fand ich dann antike Wäscheklammern. Zuerst beäugte ich sie skeptisch: sie sind auch aus Holz aber aus einem Stück. Meine Vermutung war, dass dadurch das Festklemmen der Wäsche nicht gerade textilschonend sein müsste. Aber natürlich testete ich sie trotzdem. Zumal ich ohnehin gerne antike Stücke wirklich nutze, anstatt sie nur zu besitzen.

Wäsche auf der Leine

Der Test hat ergeben:

  • die Holzwäscheklammern aus einem Stück scheinen ebenso textilschonend oder auch nicht wie welche mit herkömmlichem Mechanismus zu sein
  • sie lassen sich wesentlich(!) schneller anstecken und abnehmen
  • sie verrosten logischerweise nicht
  • man kann sich nicht klemmen
  • sie fliegen nicht auseinander
  • sie sind durchaus stylish und passen optisch hervorragend zu Sisalleine und Pfosten mit schwedischen Ornamenten – dieser Punkt ist für mich deswegen wichtig, weil ich mitten auf dem Hof aufgehängte Wäsche stilistisch eher so mezzo-mezzo finde
  • diese Wäscheklammern halten offenbar ungefähr ewig. Sie sind in den vergangenen 100 Jahren sicher öfter benutzt worden, als ich es in den folgenden 40 schaffen werde und sie sehen aus wie neu
  • sie halten die Wäsche auch bei nordischen Lüftchen (Sturmböen) fest im 90°-Winkel

Mittlerweile habe ich festgestellt, dass diese Holzwäscheklammern aus einem Stück auf eBay „Sturmklammern“ genannt werden und mitunter sehr günstig in großen Posten weggehen. Auf etsy und Dawanda werden sie mit Klöppelspitze ‚verziert‘ als „shabby“, „vintage“, „Jeanne d´Arc Living“ bezeichnet und für teures Geld angeboten. Nichts gegen shabby chic, aber bevor diese soliden Antiquitäten auf nichtsnutzige Weise verschandelt werden, rate ich doch zum Kauf im großen Stil um sie für den echten Gebrauch zu sichern. Bevorratet euch solange es geht, diese Dinger werden nicht schlecht und halten vermutlich auch in weiteren 100 Jahren noch die Wäsche auf der Leine.
Apropos Leine: meine ist aus mehrfach verdrillter Naturfaser, ich weiss natürlich nicht, wie die Klammern sich auf Plastikleinen verhalten, rate aber auch in diesem Fall zum Kauf des Naturprodukts: gibt es in jedem Baumarkt in verschiedenen Ausführungen und kostet nicht mehr als die Plastikvariante. Am Ende des Arbeitslebens könnte man sowohl Leine als auch Klammern dann getrost auf den Kompost, in den Knick oder ins Feuer werfen.

Die ebenfalls aus einem Stück gefertigten Holzwäscheklammern mit Kopf habe ich noch nicht getestet, diese kann man vielerorts auch noch neu kaufen!

12 Gedanken zu „Grandiose Wiederentdeckung: Sturm-Wäscheklammern aus Holz

    1. Oli@Landidylle Autor

      Sehr gerne! Ich teile meine Erkenntnisse so gerne und finde solche Hinweise auch selber immer spannend. Man haut im Laufe der Zeit sonst Generationen von Wegwerf-Wäscheklammern durch, das scheint einfach nicht nötig zu sein. Im Gegenteil. 🙂

      Antwort
  1. Anja

    Sehr schön. Ich frage mich wofür das Loch ist. Das Model scheint flexibler für verschiedene Wäschedicken zu sein, als die mit dem Rundkopf. Die Erfahrung mit den Federklammern hab ich auch schon gemacht.
    Meine Großmutter hatte solang ich denken kann diese Bärchenplastikdinger

    halten jetzt 50 Jahre und ich hab damit immer gespielt. Aber 60er Jahre Kinder haben sowieso eine seltsame Konsumprägung.

    Antwort
  2. Anja

    oh ich wußte nicht das das Bilde direkt angezeigt wird. Ich dachte es wäre nur ein Link. Lösche es doch bitte, wenn du´s nicht gut findest

    Antwort
    1. Oli@Landidylle Autor

      Ist ja interessant, dass diese Plastik-Bärenklammern so stabil und langlebig sind. Ich finde es gut, dass die Bilder bei diesem Theme direkt angezeigt werden und man darüber reden kann – kann natürlich sein, dass jemand das wegen hotlinking nicht so gut findet. Hm

      Über das Loch in den Holzklemmen habe ich auch schon nachgedacht, bis jetzt ist mir noch keine Erklärung eingefallen.

      Antwort
  3. andersistauchgut

    Hach, da werden Erinnerungen wach! 😀
    Ich trockne meine Wäsche auf einem Ständer, und das meistens drinnen, oder maximal auf dem Balkon. Klammern benötige ich dabei selten.
    Diese Bären-Wäscheklammern hat meine Mom auch immer benutzt. Ich versuchte es mal mit Holzwäscheklammern. Aber die halten kaum eine Chipstüte verschlossen (alternative Nutzung). Als Kind habe ich übrigens auch immer damit gebastelt. In der Schule wurden daraus Untersetzer. Und für meine Barbiepuppe habe ich daraus Schaukelstühle hergestellt. Andere haben Steckblumen darauf gesetzt.
    Was mich interessiert, setzt Deine Leine kein Moos an? Da es ein Naturprodukt ist, und dann als Seil auch noch über Rinnen und Spalten verfügt, müsste sich dort doch Schmutz sammeln. Und das müsste doch die Wäsche wieder schmutzig machen, Spuren übertragen. Die Plastikleine auf der Wäschespinne früher musste immer erst mit einem Tuch gereinigt werden, bevor die Wäsche darauf kam. Wie hältst Du das sauber?
    Lieben Gruß, Gabi

    Antwort
    1. Oli@Landidylle Autor

      Bislang habe ich den Eindruck, dass der ständige Regen hier oben den Flugdreck wegspült aber nachgedacht habe ich über den Punkt auch schon. Bei der Wäschespinne habe ich mir immer schwarzes Waschwasser gehabt nach dem Putzen. Börks. Diese Wäscheleine ist ja abnehmbar, damit wir den Hofplatz frei machen können für Trecker und LKW, ich werde sie wohl mal in einem Eimer auswaschen sobald es wieder schöner ist und mir das Ergebnis mal ansehen. Moos hat sie zumindest noch nicht angesetzt, aber über kurz oder lang setzt bei diesem Klima alles Moos an.
      Ach ja, die weissen Taschentücher haben keine Dreckspur.
      Für dieses Jahr ist mein oberstes Bauziel, die Terrasse zu überdachen nachdem wir letztes Jahr dort ja die Granitmauern aufgesetzt haben und ich das angrenzende Beet morgen oder so 😉 bepflanzen werde. Und da will ich dann auch normale Wäscheständer aufstellen können. Dank Dauerregen und mangels anderer Trockenfläche läuft der Trockner hier richtig häufig, das ist mir ein Dorn im Auge. Bei sprühendem Niesel und 250% Luftfeuchtigkeit kann man dort dann zwar auch nicht mehr trocknen, aber immerhin …

      Liebe Grüße, Oli

      Antwort
  4. eifgental

    Ich hab mir aus purer Nostalgie-Begeisterung mal einen Beutel von diesen Rundkopf-Wäscheklammern besorgt. Für einen herkömmlichen Wäscheständer mit kunststoffummantelten Draht sind sie eher nicht zu gebrauchen (bzw. nur bei dicken Wäschestücken wie Sweatshirts und Wollsocken), aber beim Zelten an dicken Leinen halten sie super. Das Design deiner Sturmklammern erscheint mir aber trotzdem besser, wenn ich das auf den Bildern richtig erkenne: Da scheint der Schlitz ja leicht angeschrägt zu sein, so dass man die Klammer je nach Dicke der Wäsche weiter oder weniger weit draufschieben kann. Das ist bei den Rundkopfklammern nicht der Fall, da ist der Schlitz über die gesamte Länge gleich breit.

    Über die Frage nach dem Schmutz- und Moosansetzen der Leine musste ich erstmal schmunzeln… und dann nachdenken. Da die Fasern ja von Pflanzen stammen und die ja auch nicht gern von Algen oder sonstigen Mitessern besiedelt werden… wäre es möglich, dass die Fasern von Natur aus einen gewissen Wetter- und Algenschutz mitbringen? Pflanzenfasern bestehen ja generell nicht nur aus Cellulose, sondern können auch Fett und Harz und natürliche Fungizide enthalten. Möglicherweise schützen die auch noch die Wäscheleine? Irgendwann natürlich nicht mehr, aber zumindest eine Zeit lang, bis Regen und UV-Licht die Struktur der Fasern geschwächt haben?

    Antwort
    1. Oli@Landidylle Autor

      Ja, genau: der Schlitz ist A-förmig und hält auf einer bestimmten Tiefe an sich immer, auf Naturfaser sicher besser als auf rutschigem Plastik. Ich werde mir die Leine morgen direkt nochmal angucken jetzt wo alle von Moos sprechen. Typisch wäre ja mal wieder, dass sie völlig vergrünt ist und ich das nur noch nicht mitgeschnitten habe und steif und fest behaupte: alles klinisch rein!

      Antwort
  5. Stefanie

    Was für ein schöner Beitrag – und dann auch noch Bärchen-Wäscheklammern im Kommentar (alle meine Wäscheklammererinnerungen auf einer Seite – toll).

    Antwort
  6. drnessy

    Hallo! Ein toller Artikel! Auch ich liebe diese Wäscheklammern, allerdings war ich im ersten Moment verwirrt, weil Du auf dem einen Bild eine herkömmliche Holzwäscheklammer hattest, bis es dann auch ich kapiert habe…dass diese wahrsscheinlich nur zum Vergleich abgebildet war… Alles Liebe, Nessy

    http://www.salutarystyle.com

    Antwort

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..