Anbau und Verkostung: Stachys aka Knollen-Ziest aka Crosne

Stachys

In der letzten Saison haben wir zum ersten Mal Knollenziest angebaut, in der Schweiz besser bekannt als Stachys und in Frankreich als Crosnes. Stachys ist ein Wintergemüse, was ab November geerntet wird. Für den faulen Hobbygärtner ist gut zu wissen, dass Stachys ein ausdauerndes Gewächs ist und somit jedes Jahr wiederkommt sofern man nicht zu radikal die Wurzelknollen erntet.

Natürlich kann ich zum Anbau noch keine Tipps geben da wir hiermit selber Anfänger sind, aber bei uns war die Kultur komplett problemlos. Das Grün schoss in die Höhe und wurde so üppig, dass ich kurzfristig daran dachte, mitten in der Wachstumsphase zu teilen – was ich natürlich unterliess. Wie ich höre, wuchert Stachys in einigen Gärten sogar stark, sodass man sich über eine dauerhafte Versorgung mit dieser Delikatesse keine Sorgen machen muss.

Ich plane im hinteren Bereich des Gartens, ausserhalb des eigentlichen Nutzgartens, noch mehr  von Natursteinen eingefasste Hochbeete zu bauen und diese als Zierbeete mit Nutzpflanzen zu bepflanzen. In so einem naturnahen Beet können dann Zierapfelbäume flankiert werden von Zitronenmelisse, Nashi-Bäume mit einem Bodendecker aus Oregano, Mirabellen in einem Meer von Kamille wachsen oder eben auch Crosnes vor sich hin wuchern. Die Begleitung von einem Bäumchen fällt in dem Falle wohl aus, ich wüsste zumindest spontan keine Pflanze, die das regelmässige Ernten in ihrem Wurzelbereich verzeiht.

Soweit der Exkurs in die Gartenpläne der Zukunft. Zurück zur Kultur von Knollenziest. Wir haben in ein Beet gepflanzt, welches zum Saisonstart nur wenig mit Rinderdung gedüngt wurde und danach maximal 1x Brennnesseljauche gegeben. Hochbeete fallen leicht trocken (es sei denn man hat einen dermassen verregneten Sommer wie 2015) und müssen phasenweise stark gewässert werden. Ich kann mich allerdings nicht erinnern, dieses Beet gewässert zu haben, denn dort standen auch Bohnen und Tomaten und somit wird dort nicht mit dem Schlauch gegossen, sondern punktuell an den Tomaten.

Die Ernte ist anscheinend trotzdem gut. Einen Vergleich habe ich zwar nicht, aber die Knöllchen sitzen wirklich dicht an dicht und sind nicht klein. Erstaunlich,denn Wikipedia lässt mich wissen:

Will man große Knollen ernten, ist Düngung und ausreichende Wasserversorgung nötig. Knollen-Ziest mag keine Trockenheit. Gedüngt wird am besten drei bis vier Wochen nach der Pflanzung. […] Für die Hauptentwicklung der oberirdischen Pflanze von Mai bis August sind Temperaturen um 23 °C am besten. Die Knöllchen entwickeln sich erst spät in der Kultur.Ungleichförmige Knöllchen entstehen durch stark schwankende Temperaturen während des Knollenwachstums.

Weiter heisst es über dieses leckere ‚Unkraut‘:

Eine gepflanzte Knolle bringt unter günstigen Bedingungen 30 neue pro Jahr hervor. Ab Oktober bis November kann die Ernte beginnen. Sie dauert bis ins nächste Jahr vor dem Neuaustrieb im Februar an. Zum Schutz vor Frost und zur Erleichterung der Ernte im Winter kann Laub oder Stroh mit 15 bis 20 cm aufgetragen werden. Als Erntemengen bei 5–6 kg gepflanzten Knollen werden im Jahr 1904 von Vilmorin schon 250 bis 450 kg/Are angegeben. Dabei entsprechen 1 kg Wurzelknollen je nach Größe 400-450 Einzelknöllchen. Die großen Wurzelknollen dienen als Gemüse, während die kleinen für die nächste Pflanzung aufbewahrt werden. Schließlich ist darauf zu achten, dass alle Knöllchen bei der Ernte aufgenommen werden, weil zurückbleibende Knöllchen für die Folgekultur wie Unkraut wirken.

Die 50 bis 75-fache Menge an Knollen zu ernten als man gesetzt hat finde ich stark, allerdings heisst es dort auch, dass man sein eigenes ‚Saatgut‘ nur 3 Jahre in Folge benutzen soll, weil der Krankheitsdruck danach zu stark wird. Nach Ablauf von 3 Jahren soll man sich neues Material aus Meristengewebe, also im Labor aus undifferenzierten Zellen gezogene keimfreie Knollen holen. Diese brächten dann bis zu dreifachem Ertrag. Naja, irgendwie hat dieses alte Gemüse es erstaunlicherweise bislang auch ohne Laboratorien und Saatgut-Monopolisten geschafft. Wir werden sehen, wie sich die Folgegenerationen entwickeln. Wenn wir zufrieden sind ist es gut und man kann sich mal wieder fragen: ‚Cui bono?‘
Abgesehen davon gibt es durchaus auch erfahrene Hobbygärtner, die Crosnes erfolgreich seit vielen Jahren aus eigenen Knollen weiter vermehren.

Sollte das nicht zufriedenstellend funktionieren, können wir immer noch ab und an Laborware in den Garten entlassen. Vielleicht.
Erschwerend kommt hinzu, dass man auch bei dem ausdauernden Knollen-Ziest die Fruchtfolge einhalten und ihn nicht (zu lange) nach sich selbst anbauen soll. Wir werden sehen. Vielleicht macht er sich später in einem verwilderten Beet gut, vielleicht kehren wir zum normalen Anbau zurück. Aber weiterhin anbauen werden wir ihn.

Denn Knollenziest schmeckt lecker! Mich erinnert der Geschmack und auch die Konsistenz an Kokosnuss. Dieses fette, feste Gefühl beim Kauen und dazu ein nussiger Geschmack. Mir gefällt die Pflanze gut, allerdings kann ich ihr roh mehr abgewinnen als gegart. Eigentlich sind die kleinen ‚Michelin-Männchen‘ perfekt zum Snacken geeignet … etwas dekadent vielleicht aber mein Gott, wozu wühlt man bei Wind und Wetter im Garten? 😉

Stachys werden vor dem Verzehr nur gewaschen oder leicht abgerieben, die Haut ist sehr dünn und stört nicht beim Essen. Ausserdem wäre das Putzen eine Sträflingsarbeit.
Unter diesem Gesichtspunkt ist es sinnvoll, Stachys direkt in lockere Erde zu setzen. Wächst er in Lehm ist sowohl die Ernte, als auch das Putzen eine Katastrophe.

Wie gesagt bevorzuge ich das zarte Gemüse roh, in keinem Fall sollte man den feinen Geschmack übertünchen. Vielleicht in etwas gesalzener Butter leicht erwärmen oder kurz in Rührei mitbraten. Wir haben versucht Stachys zusammen mit anderen feinen Gemüsen in einem Hauptgericht zu verarbeiten und festgestellt, dass der Geschmack untergeht, denn selbst Zuckerschoten und Süsswurzel sind irgendwie zu dominant für Crosnes.

suesswurzel-crosni-pasta

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24 Gedanken zu „Anbau und Verkostung: Stachys aka Knollen-Ziest aka Crosne

  1. Doris

    Interessant , Garten habe ich nicht , ich kenne eine Stelle am Wald wo die jedes Jahr wachsen . Jetzt wäre die richtige Jahreszeit . Die kommen auch ohne Labor 🙂

    Antwort
      1. Doris

        Haha, ich bin dort gewesen , aber der Boden ist ja gefroren , da komme ich nicht an die Knollen . Es ist auch nicht so das ich davon eine Mahlzeit haben wollte , war nur Neugier . Bei uns ist ja alles nicht so doll . In der Nähe Autobahn und Strasse . Die wachsen übrigends im feuchten Untergrund .
        Im Sommer blühen die schön .

      2. Landidylle Autor

        Jo, das hört sich passend an. Diese allgegenwärtigen Strassen nerven, ich kenne das. Angeblich ist Schleswig-Holstein ja dünn besiedelt, ich fühle mich aber wie auf einem Rummelplatz. In der Pampa wäre es mir wohler, nicht nur beim Ernten von wildem Zeugs.

  2. Wili

    Da habe ich wieder einmal dazu gelernt. Ein bisschen sehen sie auf dem Foto wie hübsche Kokons oder Larven aus, einige mit Gesichtern und Beinchen 🙂

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  3. eifgental

    Neben dem japanischen Knollenziest (Stachys sieboldii) gibt es auch noch den einheimischen Sumpfziest (Stachys palustris), der auch hierzulande zuverlässig blüht und sich deshalb auch über Saatgut vermehren lässt, wenn man Angst vor Krankheiten hat.
    Allerdings ist der Krankheitsdruck im eigenen Garten sicher nicht so hoch. Wenn man natürlich „erwerbsmäßig“ (also auf großer Fläche, womöglich noch in Monokultur) jahrelang ausschließlich Ziest anbaut, steigt natürlich die Wahrscheinlichkeit, dass sich Krankheiten ansiedeln. Vermehrt man dann nur über Knollen, bleiben die Schädlinge und Keime halt jedes Mal erhalten und können sich munter weiter vermehren. Ist ja bei Kartoffeln genauso. Als Alternative zur Laborware könnte man natürlich auch mit Fruchtfolge arbeiten… aber das ist ja schon wieder eine Grundsatzfrage.

    Antwort
  4. Landidylle Autor

    Da hastDu natürlich recht. Fruchtfolge machen wir ebenso wie Mischkultur, nur den Ziest will ich eben langfristig in einem eigenen Beet halten als nutzbaren Bodendecker sozusagen. Ob das da Probleme gibt auf 4-6qm? Wir werden’s sehen.

    Antwort
    1. Doris

      So ! hier muß ich mich berichtigen.
      Heute war ich an der Trasse der ehemaligen Zeche Sterkrade. An der Böschung sah ich Pflanzen die ich nicht kannte. In so einem Fall fotografiere ich und Zuhause schau ich nach. Nee gefunden habe ich die Pflanzen nicht, aber in diesem Fall mußte ich feststellen das ich mit den schönen roten Stauden Blutweigerich total daneben lag. Kein Sumpfziest . http://www.kaesekessel.de/kraeuter/b/blutweiderich.htm
      Im Frühling habe ich es sogar geschafft eine Pflanze auszugraben und bei mir einzupflanzen. Die fangen bald an zu blühen. Im Moment kann man die Stelle am Waldrand nicht besuchen, da wird gearbeitet. Erde aufgebuddelt , große Löcher für weiß was.

      Antwort
      1. Landidylle Autor

        Ah, aber Blutweiderich ist auch gut zu haben! Ich finde die so schön und will sie unbedingt noch am Teich ansiedeln.
        Seltsam was die am Waldrand zu buddeln haben. Hier werden um diese Zeit die Gräben ausgebaggert, gut, ab und an muss das sein aber ich frage mich doch, ob man zu dieser Jahreszeit nicht Pflanzen und Tiere über Gebühr schädigt.

      2. Doris

        Hier wird auch geschnitten und gemäht bevor die Pflanzen Samen ansetzen. Die haben es geschafft das endlich die Böschung mit Wiesensalbei endlich frei davon ist. Es sind nicht die einzelnen Menschen die sich mal einen Blumenstrauß pflücken , nein die Pflanzen werden im großen Stil vernichtet. Ich weiß nicht warum alles getrimmt sein muß .
        Die Löcher gräbt die Post oder so, da liegen Kabel.

      3. Landidylle Autor

        Schade ist das, mein Eindruck ist, dass die Kommunikation zwischen den Ämtern auch nicht so prima ist. Die einen machen Vorgaben, wann geschnitten und gemäht werden darf die sinnvoll sind und schon die nächste Behörde kümmert sich nicht mehr drum.

  5. Doris

    Ja, sieht sehr schön aus . Die wachsen auf der Schneise von Telekomkabel , da wird jedes Jahr alles abgesäbelt . Sonst könnte ich schreiben das ich einfach ein bisschen Samen sammel . Alles weg bevor da Samen ist . Hier wird furchtbar viel zur Unzeit geschnitten und gesäbelt , ich könnte göbeln . An der Böschung der Autobahn ist auch radikal alles Gehölz weg , Holunder und Weißdorn , wilde Kirschen . Nicht das ich die Früchte so nah von der Autobahn sammeln wollte , aber Daseinsberechtigung haben doch auch dies Gehölze . Die Himbeeren sind auch weg , zusammen mit dem Hopfen .
    Dieses Jahr kaufe ich mir ein neues Fahrrad, dann komm ich weiter weg .

    Antwort
    1. Landidylle Autor

      Oh wie schade! Ich kann dich verstehen, bloss weit weg von diesem Frevel. Hier bei uns sollte es an sich besser sein durch die ganzen Knicks mit Wildobstbäumen etc. aber mir fällt auf, dass die in den letzten Jahren zu verarmen scheinen. Als ob da gezielt Knickeichen und schnell wachsende Erlen gelassen werden und das ganze gute Zeugs weg. In meiner Kindheit musste man nur eine spezielle Allee mit Knicks links und rechts runter und kam nach kurzer Zeit mit eimerweise Holunderbeeren wieder. Heute ist da Wüste. Mir tut das so weh das zu sehen, dass ich gar nicht genau hingesehen habe WAS da eigentlich wächst als ich letztes Mal dort war, irgendwas ohne grösseren Nährwert für Mensch und Tier. Man kann direkt froh sein, dass man noch andere Zeiten kennengelernt hat.

      Antwort
  6. Doris

    Ich habe auch die Befürchtung wenn man vor der Samenbildung die Pflanzen mäht , das da irgendwann nichts neues kommt . Alle reden vom Naturschutz und was machen die Behörden ?
    Weißdorn und die Vogelkirschen wachsen eher weniger mitten im Wald , mehr am Rand von Siedlungsgebieten . Im Norden von uns liegt ein sehr großes geschlossenes Waldstück , Staatsforst Wesel , natürlich NSG und dahinter Hohe Mark , aber eigentlich nur große Waldbäume gibs dort . Wenig Früchte , abgesehen von Himbeeren und Brombeeren . Ich werde neu suchen müssen und vielleicht mit Fahrrad noch weiter fahren .

    Antwort

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