Paprikaanbau im Freiland in Norddeutschland 2015 (und ein wenig Verarbeitung)

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Nachdem wir in den letzten Jahren Paprika eher im bescheidenen Umfang oder mit zweifelhaftem Erfolg angebaut haben, veränderten wir in der Saison 2015 einige Parameter und können recht zufrieden sein.
Die Beurteilung muss natürlich immer vor dem Hintergrund erfolgen, dass wir hier im feucht-kühlen Norddeutschland ohne Gewächshaus gärtnern.

In Kübeln an der SW-Wand hatten wir in gut gedüngter Erde in einem Jahr Früchte von Handelsgrösse, die sogar Anstalten machen rot zu werden. In einem anderen Jahr bauten wir eine Sorte, die angeblich für kühle Regionen und Freiland geeignet war im bodenebenen Beet an. Die Pflanzen brachten etwa 2 Früchte pro Pflanze und diese wurden schnell von den Schnecken vertilgt. Die Paprikapflanzen bekommen in unserem Garten in den Bodenbeeten einfach zuwenig Licht und Wärme.

2015 dann starteten wir im Februar mit der Anzucht im Haus, wir benutzten Heizmatten aus der Terraristik und ein Zimmergewächshaus mit ausreichender Höhe (IKEA) und zogen die Pflänzchen auf der SW-Fensterbank an.

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Im Mai wurden die Zöglinge in ein Hochbeet mit Fußbodenheizung aus Rinderdung gepflanzt und bekamen ein Mini-Treibhaus in Form eines Schneckenkragens mit Treibhausdeckel. Die Temperatur unter der Erdoberfläche haben wir höchst professionell mit einem Bratenthermometer gemessen – wie auch schon zuvor in den Anzuchttöpfen. Nach dem Auspflanzen mussten die Paprikapflanzen sich von molligen 25°C im Haus an etwas frischere 22°C gewöhnen, hatten aber endlich ausreichend Licht, um nicht weiter zu vergeilen.

mini-treibhaeuser temperatur

Die Oberfläche des Hochbeets hatten wir zusätzlich als Wärmespeicher und gegen konkurrierende Unkräuter mit einem Vlies abgedeckt, das hat sich wirklich ausgezahlt. Als weiterer Wärmespeicher dienten die Steine, die ich rings um die Pflanzengelegt habe. Diese speichern die Sonnenwärme des Tages und geben sie nachts wieder ab. Gedüngt wurden die Pflanzen oberflächlich mit einer Handvoll Rinderdung sowie Brennnesseljauche. Irgendwann hatte sich das Wurzelwerk dann ausreichend entwickelt, sodass die Pflanzen an den Mist im Hintergrund heranreichten.

paprikabeet

Leider waren die klimatischen Verhältnisse hier in 2015 jammervoll. Nachdem das Frühjahr wirklich warm war, wurde es nach den Eisheiligen, nach denen man Paprikas auspflanzen kann, kühl. Das Wachstum stagnierte eine ganze Weile und ich hatte schon die Befürchtung, dass wir fast ein ganzes Hochbeet verschwendet haben.

Erst Anfang Juli machten die Pflanzen einen merklichen Schub. Hier Fotos vom 5 Juli.

Paprikapflanzen am 5.Juli Paprikapflanzen am 5.Juli Paprikapflanzen am 5.Juli

In den nächsten 6 Wochen tat sich dann einiges; die Pflanzen wurden groß, blühten und setzten Früchte an in schneller Abfolge als wüssten sie, dass es einiges aufzuholen gibt. Am 18.8 sah es dann so aus, man hätte schon erste Früchte ernten können:

Paprikapflanzen am 18. August Paprikapflanzen am 18. August

Noch einmal 2 Wochen später gab es die ersten knallroten Früchte an der Sorte ‚Bunte Zwerge‘, die ich später zum Füllen mit Käse-Mango-Crème benutzt habe. Was übrigens ein bislang zu unrecht von euch missachtetes Rezept ist – es schmeckt phantastisch!

Kirschpaprika 'Bunte Zwerge' Ende August

Kirschpaprika und Spitzpaprika Ende August

Hier ein Größenvergleich von Kirschpaprika ‚Bunte Zwerge‘ mit einer handelsüblichen Blockpaprika.

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Auch die Spitzpaprika waren nun erntereif sowie die ersten Blockpaprikas.

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Leider bin ich von Natur aus so veranlagt, dass ich lieber horte als zu benutzen Und so haben wir recht wenige Paprikas früh geerntet – das gleiche passiert regelmässig mit fast allem Gemüse. Vermutlich ist das auch der Grund, warum ich Lagergemüse so schätze. Ich liebe es, auf einem Berg voll Lagergemüse und -obst zu sitzen und eine gut gefüllte Speisekammer mein eigen zu nennen. Daran muss noch gearbeitet werden. Definitiv.

Irgendwann Mitte Oktober kam der erste ernstzunehmende Frost übers Land. Etwa ein Kilogramm der Paprikafrüchte hatte Frostschaden und wurde an die Kaninchen und Enten verfüttert. Der Rest war unversehrt weil die Pflanzen sich – wohl auch dank der Lage – gegenseitig geschützt haben und konnten, nachdem es später am Tag nicht mehr fror, geerntet werden.

Paprika mit leichtem Frostschaden am 12 Oktober Paprika mit leichtem Frostschaden am 12 Oktober

Insgesamt habe ich 2 Kilo verschiedene Chilis und 13 Kilo (>30l) verschiedene Paprikas von 3,5 qm Hochbeet ernten können. Das Ergebnis ist weit besser, als wir es uns erträumt hatten, allerdings haben wir kaum ausgereifte, rote Paprikas ernten können. Das funktioniert vermutlich besser, wenn die Pflanzen in weiterem Abstand oder in Kübeln stehen.

chiliernte paprikaernte

Besonders schöne Exemplare haben wir schonend entkernt und im Ganzen eingefroren, um sie später mit Hack, Bulgur, Reis oder sonstwas zu füllen. Der Rest macht sich gut in Gemüsepfannen, gefüllten Broten, eingelegt zum Grillen und überall da, wo man Paprikas kocht.

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Die Chilis habe ich in stundenlanger Handarbeit geputzt und mittig der Länge nach durchgeschnitten, damit sie sich besser trocknen lassen und dabei nicht schimmeln (was 2014 ein Problem war). Glücklicherweise lief zum Erntezeitpunkt der Specksteinofen im Schlafzimmer schon, auf dem ich schonend und nicht zu warm dörren kann, wenn ich als Abstandhalter 2 Gitterroste unterlege. Eine professionellere Methode würde ich nicht ablehnen, aber so schlief ich mehrere Tage in dem leckeren und würzigen Chili-Duft. Frisch empfehle ich aus den Chilis (auch) eine süßsaure Sauce herzustellen.

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4 Gläser getrocknete Chilis in grün und rot sind so zusammen gekommen plus einige ‚Feuerküsschen‘, die ich in Kübeln an der SW-Wand stehen hatte sowie ‚Rotes Teufele‘, die ich frisch verwendet habe. Die getrockneten Chilis benutze ich normal als Würze, zum Herstellen von Chili-Öl – auch als Ausgangsbasis für ABC-Salbe -, für Kimchi und Rettich-Kimchi.

Vermutlich kann ich 2016 auf den Anbau von Chilis verzichten, wir sind erstmal versorgt. Aber natürlich werde ich das nicht durchhalten können, denn schon vor Monaten habe ich Sorten entdeckt, die dringend angebaut werden müssen. Zum Beispiel sehr milde Chilis, die man verwenden kann wie Paprika, die aber so gut gedeihen und schnell reifen sollen wie Chilis.

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Wir sind – wie gesagt – zufrieden. An unserem Konsumverhalten wollen wir arbeiten und die reifen Früchte schneller in der Küche verwenden. Trotzdem sind wir immer gespannt zu hören, wie der Paprikaanbau woanders vonstatten geht. Vor allem natürlich in Regionen, die ein ähnlich bemitleidenswertes Klima haben wie wir hier in Norddeutschland. Für Südfrüchte ist es nicht optimal, aber man kann schon viel herausholen. Nicht zu vergessen haben die Menschen schon vor langer Zeit ohne Gewächshäuser Paprikas und anderes hier angebaut. Alte Gartenbücher lassen einen oft staunen, wie abwechslungsreich der Gartenbau und damit die Küche früher waren. Dagegen sind die heutigen Standard-Supermarktsortimente kläglich.

Sollte jemand uns also heiße Tipps geben können, was wir optimieren können, wären wir gespannt wie Flitzebögen!

 

12 Gedanken zu „Paprikaanbau im Freiland in Norddeutschland 2015 (und ein wenig Verarbeitung)

  1. eifgental

    Heiße Tipps hab ich keine, ich bin eher hergekommen, um mir selber welche abzuholen! 😉
    Bisher habe ich immer ein, zwei Paprika- und Chilipflänzchen in Kübeln auf der Terrasse gezogen – da stehen sie dann vor einer Backsteinwand und profitieren von der Abwärme. Einen Erntesegen wie bei euch kriege ich auf diesem Weg natürlich nicht, deshalb habe ich mit dem Gedanken gespielt, es mal mit Paprika im Rahmenbeet im Gemüsegarten zu versuchen. Da kam mir euer Post hier gerade recht – danke dafür!
    Gibt’s diese Schneckenkragen mit Deckel irgendwo zu kaufen (hab noch nie davon gehört!) oder habt ihr da was improvisiert?

    Die Paprika mit Mango-Käse-Crème liest sich ja wirklich sehr lecker. Habt ihr denn zur Haltbarkeit noch weitergehende Erfahrungen gemacht? In dem Öl würde ich ja eigentlich erhoffen, dass das schon länger hält als zwei Wochen… (wenn man’s nicht vorher futtert, ist klar!)

    Antwort
    1. Landidylle Autor

      Vielen Dank für Dein nettes Feedback! Die Kragen kann man mit Deckel beim Hof Jeebel kaufen: http://biogartenversand.de
      Und zur Haltbarkeit der eingelegten Paprikas haben wir tatsächlich Erfahrungen gesammelt! Und zwar: besser so schnell wie möglich aufessen, die haben nach nichtmal einer Woche angefangen zu gären. Ich war richtig traurig und wütend. Eines Hygienefehlers bin ich mir nicht bewusst, vielleicht lag es an der Mango.
      Ich bin schon gespannt auf Deine Paprika-Berichte!
      LG

      Antwort
      1. eifgental

        Danke für den Link! Und auch für den Hinweis zur Gärung der Paprika. Also eher etwas zum Frischvorbereiten als für eine langfristige Voratshaltung. Gut zu wissen!

  2. Doris

    Eine tolle Ernte habt ihr gehabt .Wie man die optimieren kann weiß ich nicht , ich habe keinen Garten .
    Aber ich koche viel ein . Ich habe ein Rezept , eigentlich für Auberginen , aber letztes Jahr habe ich mit Paprika gemischt ..http://www.chefkoch.de/rezepte/1730161282126019/Auberginen-in-Honigmarinade.html
    Dann habe ich eins, das habe ich aber nicht probiert , http://www.chefkoch.de/rezepte/184001079257065/Paprikaschoten-mit-Weisskrautfuellung.html . Da wurden auch die spitzen Paprika verwendet .
    Die Auberginen in Honigmarinade schmecken sehr gut .

    Antwort
  3. Pfefferschote

    Ich habe es eben erst gelesen, mein Tipp wäre, früher mit der Anzucht zu beginnen, als im Februar. Die meisten Chili-Züchter säen bereits in Januar und sogar Dezember schon aus. Liebe Grüße 🙂

    Antwort
    1. Landidylle Autor

      Und dabei bin ich so eine Pikier-Schlampe! Ich glaube erstmal muss das besser werden bevor ich früher anziehen kann, oder ich reisse mich mal zusammen, bekomme beides auf die Reihe und bin irgendwann zufrieden mit dem garten und dem Ertrag. 😦
      Liebe Grüße zurück 🙂

      Antwort
      1. Pfefferschote

        „Pikier-Schlamp“, also nee. 😀
        Machs doch einfach wie ich: Anzuchterde direkt in grüne Kästen und die Samen ganz ordentlich in Reihen hinein geben. Dann lässt Du einfach wachsen und erst viel später (wenn sie mindestens ca. 6 bis 8 Blätter haben) kommen sie in größere Töpfchen. Ich hebe sie immer samt Wurzel vorsichtig mit einem Esslöffel heraus und setze sie dann in größere Töpfchen, die ich mal in der Gärtnerei geschenkt bekam, das funktioniert wirklich super. Mini-Chilis pikieren muss so nicht sein. Liebe Grüße 🙂
        (In einer Hartplastik-Kiste, das sind die mit den Deckeln, habe ich immer 21 Stück, also drei Reihen à 7 Chilisamen)

    1. Landidylle Autor

      Ich auch 😀
      Wenn ich mir das dieses Jahr rückblickend ansehe, kann ich kaum glauben, dass das passiert ist. Dieses Jahr ist kläglich, kein Wunder bei 15°C und Dauerregen – aber letztlich vergesse ich mich öfter mal, dass die Pflanzen irgendwann um diese zeit rum nochmal einen Riesenschwung machen. Vielleicht auch dieses Jahr?

      Antwort

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