Krank und chaotisch im Vorfrühling

Gekeimte Kartoffeln 'Roter Erstling'

Nachdem gefühlt allerorten in den Gartenblogs derzeit Fotos von Aussaaten, Keimlingen und anderen Zöglingen gezeigt werden, fühle ich mich gezwungen, auf meine Art nachzulegen.
Meine Saatschalen und Aussaatbeete sehen nicht anders aus, als in den anderen Jahren auch, da gibt es an sich nichts Aussergewöhnliches zu sehen. Ausserdem habe ich mir eine wirklich bösartige Erkältung zugezogen und lag 2 Tage stramm im Bett, habe Zwiebelsaft geschluckt, Lindenblütentee gesoffen und mit Kamillenbädern inhaliert.

Ich bin also nicht sehr gut in der Zeit – aber andererseits bin ich auch sonst nie besonders früh oder spät dran gewesen, sondern irgendwo im Mittelfeld. Passend, dass ich die Sache nicht sportlich sehe, sondern zufrieden bin mit dem was sich trotz alledem – oder gerade wegen der entspannten Einstellung – über das Jahr auf den Beeten entwickelt.

Nachdem ich mich also mit dröhnendem Schädel, kratzigen Hals und Würfelhusten aus dem Bett erhoben hatte, zog es mich direkt in den Garten. Immerhin waren die Frühkartoffeln ‚Roter Erstling‘ schon äusserst professionell vorgekeimt *hust* und auch Salate, Spinat, Mangold, Rettich und anderes Kleinzeugs konnte draussen ausgesät werden.

Exzrem lange Triebe an Kartoffeln

Ob man Kartoffeln mit derart langen Trieben auspflanzen sollte oder nicht, darüber scheiden sich die Geister wohl ebenso wie über die Frage, ob man überhaupt selbstvermehrte Kartoffeln aus der letzten Saison pflanzen sollte oder immer brav neue Pflanzkartoffeln kaufen und die Wirtschaft ankurbeln.
In unserem Fall erübrigt sich die Frage No II, denn viele der alten Sorten, die wir benutzen, gibt es ohnehin nicht als zertifiziertes Saatgut, sondern nur als Speisekartoffeln zu kaufen. Zu Punkt No I mache ich mir keinen Stress, wir sind hier ein Selbstversorgergarten so gut es eben geht, wenn die Gesundheit der Pflanzen nachlassen sollte, obwohl wir Fruchtfolge, Mischkultur, Bodenpflege et cetera befolgt haben, können wir immer noch nochmals die Anbaufläche wechseln oder auf moderne Retortensorten zurückgreifen oder eben zertifizierte Pflanzkartoffeln kaufen.

Was die oben gezeigten Kartoffeln mit extrem langen Trieben angeht, sehe ich das Pflanzen derselben als Test. Natürlich haben sie schon jede Menge Energie in die Triebe gesteckt, die jetzt abgerissen wurden und müssen nochmals neu austreiben. Aber auch ich habe ein bewegtes, anstrengendes, von Krankheiten und anderen Nackenschlägen geprägtes Leben hinter mir und nutze trotzdem jede Chance gut zu leben, mich neu zu entwickeln, auszutreiben und ähh … genug der Gefühlsduselei.

IMG_8163 IMG_8165

Wo wir gerade bei Leben und Austreiben sind: Huberta ist groß und sehnig geworden, fängt jeden Tag ihre Ration Mäuse (warum bloss Spitzmäuse, verflucht?) und Heinzi ist Heinzi. Klein, struppig, welpenhaft, häuslich – aber auch er will wohl wachsen und gedeihen und wenn das bei Huberta so gut klappt, in dem sie im Gewächshaus pennt, dann sollte es bei ihm ja vielleicht auch…?

IMG_8162

Nein. Tut es nicht.

Da sich anscheinend immer mehr Menschen für den Anbau von eigenem Gemüse im Garten interessieren und glücklicherweise auch viele merken, dass man mit der Art des Einkaufs von Saatgut bestimmt, welche Firmen man stärken möchte, häufen sich hier die Suchanfragen nach alten Sorten, die ich einmal erwähnt hatte. Ich hoffe Zeit zu finden, um etwas von meinen Erfahrungen mit den Sorten zu berichten, so subjektiv das auch sein mag und immer beeinflusst von unserem Klima, Boden usw. Möge es für irgendjemanden hilfreich sein.

Was die Saatgutgewinnung bzw. die Selbstversorgung mit Saatgut von eben den samenfesten alten Sorten angeht, bin ich leider immer noch nicht sehr weit. Leider, denn aufgrund der vermehrten Anfrage der neuen Käufergruppe hat mein Lieblings-Saatgutversand Dreschflegel in der diesjährigen Saaten & Taten angekündigt, dass es wohl bald zu Engpässen kommen wird.

Blauer Poppmais 'Blue Cuties'

Den blauen Mais ‚Blue Cuties‘, ein Popcorn-Mais, will ich dieses Jahr unbedingt zum Fruchten bekommen. Letztes Jahr stand diese Sorte kümmerlich im Schatten der gigantomanischen Sonnenblumen, von denen ich ohnehin nicht ernten kann, weil aufgrund der feuchten Witterung im Herbst die Samen verschimmeln.
An sich ist hier optimales Maisland, wir haben immer noch riesige Vorräte aus der Zuckermaisernte 2014 im Keller und rings herum wird fleissig Mais angebaut, um ihn auf direktem Wege in die Biogasanlagen zu karren. Aber letztlich: wo nicht?

So startet also die neue Saison im landidyllischen Garten, etwas chaotisch und etwas beeinträchtigt. Ganz normal vermutlich.

 

 

12 Gedanken zu „Krank und chaotisch im Vorfrühling

  1. hannah - fahrtrichtung eden

    Den Kartoffeltest machen wir in diesem Jahr auch. Wir haben sowohl bei der Roten Emmalie als auch beim Blauen Schweden Keime abgebrochen und lassen sie grad neu vorkeimen. Sieht soweit ganz gut aus 🙂
    Ich würde mich riesig freuen wenn ihr über eure Saatguterfahrungen berichten würdet 🙂 Zwar kommt das meiste, was wir haben, aus Samentauschpaketen (und ist somit mehr oder weniger zufällig zu uns gekommen), aber Erfahrungsaustausch schadet nie 🙂

    Huberta ist ja ne ganz Entspannte 😀 Herrlich!

    Liebe Grüße!

    Antwort
  2. Landidylle Autor

    Auch in Samentauschpaketen sind ja oftmals alte Sorten, von denen der (vielleicht nicht ganz so chaotische) Tauschpartner noch den Namen wusste. 😀 Insofern könnte es rein theoretisch ja helfen. Ich bemühe mich!
    Wo Du gerade die blauen Schweden erwähnst und wir ohnehin gerade beim Chaos sind: Wir hatten letztes Jahr einige Raritätensorten im Anbau, feine kleine Feinschmeckerkartoffeln, komplett rote, komplett blaue, einige schon über Jahre selbst vermehrt und angepasst. Und dann … nach der Ernte …haben wir sie schön nach Sorten sortiert in Gitterboxen getan, im Schuppen zwischengelagert und dort vergessen. Ein Jammer.
    Es geht also nichts darüber alte Sorten zu tauschen, um sie im Umlauf und im Anbau zu halten – alleine schon wegen so Chaoten wie mir.
    Liebe Grüße!

    Antwort
  3. borretsch

    Ich liebe altes Saatgut und bin diesbezüglich, gerne autarke.
    Kartoffeltest habe ich letztes Jahr gemacht, mit roten Kartoffeln von R*we. Habe sie keimen lassen und dann die Kartoffel kleingeschnitten, so dass jedes Stück einen Keim hatte und ab in die Erde, mit viel Blätterkompost. Zwar hatten meine an den, nach ein paar Wochen, erscheinenden Kartoffelpflanzen, keine Blüten, aber unten haben sich schon super viele Knollen gebildet. Nachdem die Schale sich nicht mehr abreiben lies, habe ich sie ausgegraben und hey sie schmeckten super. Vielleicht war die Schale etwas derber, aber innen waren sie schön schmelzig und lecker und wir leben noch!! 🙂
    Hab mir die Kleinsten, als Saatkartoffeln für dieses Jahr auf gehoben, wenn ich noch Platz im Beet habe, versuche ich es nochmal.

    Für deine super getriebenen Kartoffeln alles Gute. Pflanze doch mal ein Auge, von deinen langen Trieben, flach ein, ich glaube, dass keimt und wurzelt, wenn man es parallel dazu anschneidet.

    Grüne Grüße MION

    Antwort
  4. Landidylle Autor

    Ich habe auch schon überlegt, ob man die Triebe an sich pflanzen kann. Sonst habe ich meine Kartoffeln immer entweder superschön und vorbildlich vorgetrieben oder gar nicht. Irgendwie sind sie fast alle immer gut geworden. An den meterlangen Peitschen bilden sich doch manchmal im Lager so klitzekleine Knöllchen, so eine habe ich dieses Jahr testweise eingepflanzt. Wahrscheinlich kann man sogar irgendwo nachlesen, ob das funktioniert. Sei es drum, ich probier es im Blindflug selber. 🙂

    Liebe Grüße

    Antwort
  5. Doris

    Mich wundert das alle schon so früh sähen . Gewächshaus verstehe ich ja, aber draußen ? Der Boden muß angewärmt sein , das weiß ich .
    Wegen den Kartoffeln erzähl ich mal was . Mein Vater kam in russische Gefangenschaft , wie man weiß war in den Lagern die Not groß . Die haben die Kartoffeln hauchdünn geschält und diese Schalen eingepflanzt . Ich war ein Kind als mir das erzählt wurde , vergessen habe ich das nicht .
    Mein Oppa hat die alten Kartoffeln die im Frühling im Keller keimten nach draußen gestellt , flach ausgebreitet .

    Antwort
    1. Landidylle Autor

      Oha, dagegen haben unsere ausgelutschten Kartoffeln ja Luxus-Startbedingungen! Die werden bestimmt was.
      In den normalen Beeten brauche ich auch noch gar nicht daran zu denken was auszusäen, in den Hochbeeten geht es zum Teil.

      Antwort
  6. Doris

    Ach , was vergessen , gute Besserung .
    Ich habe übrigends aus frischen Lindenblüten Gelee gekocht , richtig lecker geworden . In weiser Voraussicht falls ich mich erkälte 😉

    Antwort
    1. Landidylle Autor

      Vielen Dank und sehr gute Idee. ich schwitze nachts meine Seuche aus dank Lindenblütentee und habe neulich ein Rezept gefunden, wo irgendwelche Früchte in Lindenblüten eingelegt werden. Welche hab ich dank dickem Schädel gerade vergessen.;)

      Antwort
  7. Wili

    Ich wünsche dir gute Besserung, dass diese fiese Erkältung sich rasch wieder verzieht! Und ich danke für diesen schönen Beitrag, der bewirkt, dass ich breit grinsend in den neuen Tag starte 😉

    Antwort
      1. Wili

        wünsch wünsch wünsch….. noch fester wünsch…. diese Viren sind diesen Winter sehr hartnächig, die blöden.

      2. Landidylle Autor

        Ja hörte ich auch, ich hatte mich lange gut geschlagen, aber seit der Nachwuchs die ersten Male im Kindergarten war, haben wir uns das Seuchenpaket mit nach Hause genommen. Solange dadurch kein Schub meiner AI-Geschichte ausgelöst wird ist es ja einfach nur lästig, eklig und schmerzhaft. Aber es sieht gut aus, also … 🙂 Danke, danke, danke!

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..