Bubert – ein baltischer Grießbrei

An sich könnte man sagen, dass Grießbrei in meiner Familie eine besondere Rolle spielt. Bewusst wird es mir allerdings erst jetzt im fortgeschrittenen Alter und mit 2 kleinen Kindern, für die Grießbrei anscheinend das gleiche Soulfood geworden ist, wie er es für mich einmal war und vielleicht in gewisser Hinsicht auch immer noch ist.
Interessanterweise bereite ich den Grießbrei so zu wie meine Oma und nicht wie meine Mutter – obwohl meine Mutter ihre Variante doch recht häufig bereitete, wenn Klein-Oli von der Schule kam während ich Omas Variante (Bubert) weit weniger häufig aß.

Oma tat Salz an den Grießbrei, schlug ein wenig Butter und Eigelb hinein und hob dann steif geschlagenes Eiweiß unter. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob sie auch Zucker verwendete, glaube es aber nicht, denn ich erinnere mich, dass ich salzigen Grießbrei als Kind eher nicht so lecker fand und die süße Variante meiner Mutter deutlich vorzog.
Meine Mutter zeichnete mit Kakao Gesichter auf meinen Brei – was aber reichte Oma dazu?
In jedem Fall kam eine ganze Mandel hinein.

Fast forward. Meine Kinder bekommen so wenig Zucker wie möglich und ich selber meide ihn in den meisten Fällen auch, um ihn in den restlichen Fällen dann angemessen zu geniessen.
Da es zu dem salzigen Bubert bei mir ausserdem ja noch süße Beeren gibt, braucht es erstens wirklich keine Zucker-Überdosis und zweitens ist gerade der Kontrast zwischen salzig und süß das Spannende!

Zutaten für 4 Portionen Bubert:

  • 1l Vollmilch
  • 200g Dinkelvollkorngrieß (Oma nahm Weizengrieß)
  • 1 TL Salz
  • 1 Ei
  • 1 gr. Msp. Butter
  • Schütteljohannisbeeren oder eine Marmelade nach Geschmack

Die Milch mit dem Salz in einem weiten Topf zum Kochen bringen und den Grieß einrühren. Kurz unter rühren kochen lassen, dann die Flamme ausschalten, Deckel auflegen und den Grieß quellen lassen.

Das Eiklar vom Eigelb trennen. Das Eiklar zu Eischnee schlagen, beiseite stellen.

Die Butter unter den gequollenen Grießbrei schlagen und das Eigelb unterrühren wenn der Brei nicht mehr kochend heiß ist.

Den Eischnee vorsichtig unter den Brei heben und den fertigen Bubert auf 4 Teller verteilen, mit Schütteljohannisbeeren, anderer Beerensauce oder wahlweise auch Marmelade nach Geschmack servieren.

Wo auch immer Omas handschriftliches Kochbuch geblieben ist, meines ist hier und jetzt digital und da das Internet angeblich nichts vergisst, sind meine Kinder auf der sicheren Seite. Vielleicht.
Das Interesse am Kochen im Allgemeinen und meinen Rezepten im Besonderen ist glücklicherweise schon da. Wie man sieht gibt es gefährliches Gedränge beim Ergattern einer Helferaufgabe. Manchmal.

Dass dieser spezielle Grießbrei Bubert heißt und aus dem Baltikum stammt, erfuhr ich übrigens erst durch das hier bereits erwähnte Buch ‚Nationale Küchen‘. Wie so oft gibt es unterschiedliche Auffassungen darüber, aus welchem der baltischen Länder das Gericht originär stammt, wieviele Eier in so einen Grießbrei passen (4 werden oft vorgeschlagen!), ob man noch jede Menge Zucker in das Eigelb rührt oder ob Zucker generell nichts an dem Grießbrei verloren hat. Dass dazu Beeren gereicht werden, scheint hingegen Konsens zu sein.
Und zu guter letzt gibt es in besagtem Buch auch noch den Hinweis, dass die deutsche und die baltischen Küchen bei Süßspeisen sehr große Ähnlichkeiten aufweisen.

Sicher ist, dass Speisen wie diese mit Milch + Getreide (zumal in diesem Fall sogar noch mit zusätzlichem Ei) als Hauptkomponenten eine super biologische Wertigkeit des Eiweiß haben.
Und das gilt für viele einfache, günstige, seelenschmeichelnde Gerichte der Alltagsküche.
Bubert kann natürlich als Dessert gereicht werden, aber es ist sehr sättigend und eigentlich eine vollständige Mahlzeit wie Frühstück oder Mittag.

11 Gedanken zu „Bubert – ein baltischer Grießbrei

  1. andersistauchgut

    Ich mache das ähnlich. Nur nehme ich statt Butter, Sahne. Dort hinein gebe ich das Eigelb, sowie 2 EL von dem heißen Grieß und verquirle alles. Danach kann das sofort weiter untergerührt werden, ohne Gefahr zu gerinnen.
    Wenn das Rezept von Deiner Oma ist, dann entstand dieses sicher zu einer Zeit, als es einfacher war Butter frisch zu halten, als Sahne. 🙂

    Ich stehe auch auf Griespudding. Ist nahrhaft, macht satt und hat trotzdem was von einer Leckerei.
    Liebe Grüße! Gabi

    Antwort
    1. Oli@Landidylle Autor

      Hallo Gabi, Danke für’s teilen deiner Variante.
      Kann gut sein, dass das Rezept aus einer Zeit stammt, als Butter leichter frisch zu halten war als Sahne – aber Oma mochte auch einfach gerne Butter und gerne mal ein Stück so genascht. 🙂 Das fand ich früher total abstoßend, heute nicht mehr so. 😀

      Antwort
  2. Plumenkind

    Was für ein tolles Rezept! Jetzt werde ich auch bald mal wieder Grießbrei zubereiten, denn dein Beitrag hat mir dieses Gericht wieder in Erinnerung gerufen.
    Liebe Grüße,
    Avesta

    Antwort
  3. Frøken Fluesvamp - Kristina

    Das klingt ja spannend. Die Variante, Eigelb unter zu rühren, kannte ich noch nicht. Aber Eischnee, das schon. Und wenig Zucker kannte ich auch nicht, aber ich kann mir diese salzig-fruchtige Kombination sehr gut vorstellen. Lecker! Das werde ich mal mit glutenfreiem Gries ausprobieren.

    Antwort
  4. Ilka

    Interessante Variante, probiere ich bei Gelegenheit.
    Bei uns gibt es zu Milchreis mit Zucker/Zimt zwingend Apfelmus (kalt) und Rührei (warm, mit etwas zu viel Salz). Der Ingenieur hat mich am Anfang für bekloppt gehalten, besteht inzwischen aber auf einer eigenen Portion Rührei.
    Viele Grüße
    Ilka

    Antwort
  5. Tigran

    Hallo meine Oma hat es wie Euer Grundrezept mit mehr Ei gemacht. Aber das tolle war Sie hat Rhabarber mit Zucker gekocht, püriert und untergehoben. Solltet Ihr mal versuchen , die Zeit passt.
    Viele Grüße,
    Tigran

    Antwort
    1. Oli@Landidylle Autor

      Hallo,
      Rhabarber direkt untergehoben klingt auch gut, das testen wir. Im Freiland dauert es bei uns zwar noch etwas bis wir ernten können, aber die Rhabarberstaude im Gewächshaus liefert schon. 🙂

      LG Oli

      Antwort

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