Nachdem ich also die Ruine das alte Haus bereits im Urzustand von aussen gezeigt habe, folgen nun ein paar Eindrücke von innen. Fangen wir harmlos an. Im Eingangsflur. Ausser einem Wasserschaden durch eine Kombination von durchhängendem Dach und defekter Regenrinne sowie einem wirklich aussergewöhnlichen Terrazzoboden, der leider übergemalt wurde, gab es hier nicht viel zu sehen. Reicht ja auch, immerhin gibt es nur eine Chance für einen miesen ersten Eindruck.
Diesen Wasserschaden hatte ich verdrängt, bis ich die Fotos wiederfand. Ich schätze, wir müssen da mal was überprüfen …
Der Zug vom Schornstein war total versottet weil die vorhandenen Öfen nur vor sich hin kokelten anstatt ordentlich heißen Zug zu entwickeln. Am Boden eine Auswahl verschiedener Beläge – übereinander natürlich.
Ob da mal ein Bild an der Wand hing? Und ob sich da vielleicht ein klitzekleines bisschen Ruß am Ofenrohr vorbei geschmuggelt hat?
Über Geschmack lässt sich glücklicherweise nicht streiten, immerhin blieb man seiner Linie treu. Schlimmer ist, dass auf den schönen, alten, durchgehenden Dielen aus Pechkiefer verschiedene Bodenbeläge verlegt wurden. Die Holzwürmer fühlten sich in dem Klima darunter wohl und labten sich an den Dielen.
Vollflächig verklebter Teppichboden macht sich auf Pitchpine besonders gut. Bekommt man garantiert nicht ohne immensen Aufwand wieder ab. In Fällen wie diesen benötigt man ungefähr eine grobe, sündteure Schleifscheibe für den Bodenschleifer pro Quadratmeter.
Hier blickt man ins Schlafzimmer – sofern man die Augen von dieser wunderhübschen Tapete abwenden kann. Die Deckenvertäfelung ist übrigens nicht dunkelbraun lasiert gewesen. Ich weiss, dass es so aussieht, aber glaubt mir, sie war es nicht.
Auch hier vollflächig verklebte Auslegeware und auch hier ein leichter Wasserschaden unten an der Wand. Die Ursache konnte nie gefunden werden, aber das Problem behoben. So geht’s manchmal auch. (Gedanklich bin ich immer noch bei dem verdrängten Wasserschaden im späteren Badezimmer, verflucht!)
Ich besitze ein Buch über die Geschichte der Badezimmer und Toiletten. ‚Temples of Convenience and chambers of Delight‘ von Lucinda Lambton. Dieses Bad erinnert mich nicht daran. Aber immerhin hatten die Vorbesitzer irgendwann ein Bad (im Stall), dem Stil nach zu urteilen vermutlich ab den 1980er Jahren. Davor wurde das Geschäft draussen auf dem Plumpsklo verrichtet und die Katzenwäsche in der Küche. Das war einmal Standard.
Der Handstein in der Küche war die einzige Wasserquelle im Haus bevor das Bad gebaut wurde. Der Abfluss lief unter der benachbarten Speisekammer hindurch und kam im Stall dann offen heraus. Ein Rohr ragte aus der Wand und das Schmutzwasser ergoss sich in eine der Rinnen im Boden. Der Wasserschaden in der Küchenwand war auf eine zerfrorene Leitung zurückzuführen. Vor dem Verkauf stand das Haus 2 Jahre leer und das Wasser wurde zunächst nicht abgedreht.
PVC am Boden, Plastik-Paneele an der Decke, alte Häuser können soviel Charme haben. Oder eben auch nicht. Die gute alte Küchenhexe tat hier bis vor 2 Wochen ihren Dienst und wurde nun an Freunde verschenkt, die daraus eine Sommerküche bauen wollen.
Gott weiss, wieviele Schichten von verschiedenen Bodenbelägen in der Küche auf dem alten Estrich lagen. Das kann nicht gesund gewesen sein.

Was mag in dem Schrank aufbewahrt worden sein, dass es so eine Kette und ein Schloss braucht? So abgegriffen wie die Türen aussehen, wurde er aber häufig genutzt. Spannend!

Überblick über den Stall. Literweise Gift und Farbe in den Schränken sowie jede Menge alte Werkzeuge. Letztere wurden mir leider gestohlen.

Das Holzlager der Vorbesitzer. Man achte auf die Abfangung der Balken. Irgendjemand, der mir NICHT glaubt, dass etliche Handwerker diesen Raum nicht betreten wollten?

Ein Öltank mit Mausenestern in der Glaswoll-Ummantelung. Die Geruchskombination ist auch speziell.

Ob der unter die Klinke geklemmte Stock die Tür hält oder die Wand oder nur vor Einbrechern schützen soll? Ich meine, die bräuchten sich nur gegen die Wand zu lehnen und wären drin. Aber gut, was weiss ich schon von Pfusch am Bau?

Also in diesem Haus gibt es soviel zugemauerte Fenster, Türen und offensichtlich auch diese Toreinfahrt, es wäre besser gewesen das Haus gleich aus Knete zu bauen um jederzeit flexibel umgestalten zu können. Man achte hier speziell auf den diagonal verkanteten Stecken. Am einen Ende lehnt er sich an die hochprofessionelle Abfangung und am anderen … an den Holzstoß? NEIN! Nicht das Brennholz entfernen! Das ist ein tragendes Holzscheit!!!
Wenn mich der Großteil meiner Leser nun für völlig wahnsinnig hält kann ich das übrigens verstehen. Wenn ich mir heute – 5 Jahre nachdem diese Bilder entstanden sind – vorstelle, dass jemand ein solches Haus für drolfzigtausend Euro kauft und für geistig gesund gehalten werden will, ist das schwerlich möglich. Insofern bin ich fast geneigt meinen geschätzten Mitmenschen zu vergeben vergessen, die nicht an mich geglaubt haben und recht offen haben verlauten lassen, dass sie auf unser Scheitern warten.
Natürlich ist alles schaffbar wenn man will, aber die Verhältnismässigkeit sehe ich heute nicht mehr. Das Haus hatte eigentlich keine erhaltenswerten Elemente, keine Alleinstellungsmerkmale, die es besonders schützenswert gemacht hätten. Natürlich hat es, wie die meisten alten Häuser, gewisse Vorteile in der Ausrichtung und Anordnung der Räume, die alten Dielen aus Pechkiefer, die Türen mit den Kassetten, die Gewölbedecke im ehemaligen Stall, das Raumklima, die Räucherkammer auf dem Dachboden, die Lehmwickel in der Decke – aber diese Dinge könnte man in ein neu gebautes Haus auch einfliessen lassen, sofern man sich von modernen Architekten nicht zu sehr beeinflussen lässt und ein wenig bei Händlern für antike Baumaterialien einkauft.
Aber wie alles im Leben hatte auch diese Irrsinnsaktion einen Sinn. Mehrere sogar. Elementar wichtige und sehr, sehr heilsame. Aber dazu kommen wir vielleicht später noch.
Beim Lesen muss ich schmunzeln. Wir haben auch ein Haus gekauft das lange niemand wollte. Zugegeben, besserer Zustand als deines, doch einiges kommt mir bekannt vor. Heute werden wir um unser Heim beneidet.
Wann folgt das nächste Kapitel?
Lieber Gruss, Bernhard
OK, dann darfst du zumindest mitreden und ich würde Bemerkungen deinerseits nicht als Klugscheisserei einordnen. :)))
ich habe bis zum 10.6 Beiträge vorveröffentlicht weil hier gerade soviel anliegt, aber ich bin zuversichtlich heute oder morgen eine Nachtschicht einlegen zu können und Fotos und Gedanken für den nächsten Beitrag zu sortieren. Leider sind wir ja noch immer nicht komplett fertig mit der Baustelle, es wird sich also ohnehin noch hinziehen. (Aber ich empfinde es als Ansporn noch mehr Gas zu geben, dass ich jetzt schon angefangen habe zu berichten).
Liebe Grüße, Oli (die sich jetzt natürlich fragt, wann ein Blog namens KampfDenRuinenTierchen.com entsteht)
Bei uns musste damals alles sehr schnell gehen. Der Entschluss zum Hauskauf entstand tatsächlich über Nacht. 1 Woche später der Kauf perfekt. Alle Handwerker die über Jahre in meiner Firma ohne Offerten arbeiten und verrechnen durften habe ich zu vernünftigen Preisen verdonnert. Der Umbau geschah Februar und März, jeder war froh einen Job an der Wärme zu haben. Nach zwei Monaten war der Spuk vorbei. Ein befreundeter Architekt glaubt mir noch heute nicht dass dies möglich war.
Der Grund zur Eile war mein Sohn aus früherer Ehe. Seine Mutter wollte ihn nicht mehr bei sich. Unsere damalige Wohnung war zu klein (55m2) für 3 Menschen also brauchten wir etwas neues. Das spezielle daran: Ex holte ihn sich nach 3 weiteren Monaten wieder zurück. Wir und die Enkel geniessen unterdessen unsere 71/2Zimmer. Fotos gibt es keine. Die Geschichte ist schon erzählt. Zuwenig für einen Blog, gell.
Gruss Bernhard
PS: Zurück zum Essen. In der Kürze liegt die Würze.
Hui, das ist sportlich sowas in 2 Monaten zu stemmen. Schade drum, dass es keine Fotos gibt aber verständlich. Ich habe leider auch nicht so viel fotografiert wie ich hätte sollen, da gab es den Plan noch nicht, die Geschichte zu veröffentlichen. Schön, dass ihr jetzt Familenidylle in einem fertigen haus nach eigenen Wunschvorstellungen haben könnt. Die anderen werden euch nicht ohne Grund drum beneiden. 🙂
Immer noch nichts gegessen heute, oli
Du arme … . Bei uns war es wirklich grossartig. Das ganze Essen lang haben meine Damen gejammert.“Du hast zu wenig gekocht“Es war wirklich lecker. Leider blieb nicht’s für dich übrig. Sorry. Gruss, Bernhard
Na toll zu hören. Mein Magen grummelt mittlerweile so laut, dass ich das Kleinkind, was mit dem Brummkreisel auf die Holzdielen schlägt kaum noch höre. 😦
Ich belohne mich später mit einem fulminanten Brotsalat. Frohes schaffen weiterhin, Oli
Uff. Alles, alles Gute bei diesem Projekt, liebe Oli!
Viel Durchhaltevermögen, es wird sich auszahlen!!
Liebe Grüße
Katharina
Vielen Dank, nach wenigen Beiträgen werdet ihr sehen, dass das Schlimmste überstanden ist. Leider herrscht hier immer noch viel Chaos und mehrere Kleinbaustellen paralell, sodass es nch nicht so hübsch ist wie wir es vor dem inneren Auge schon sehen können, aber der Unterschied zu den Urzustand-Fotos ist … intergalaktisch.
Liebe Grüße zurück von Oli
Ich hätte mich nie getraut an diesen Bau. Warum lassen manche ihr an sich hübsches Häuschen so vergammeln .
Ich wohne in einem Haus aus den 30er , es ist alt , aber meine 90 jährige Vermieterin würde ein Schlendrian nicht dulden .
Jetzt bin ich noch mehr gespannt wie das Haus heute aussieht .
Dafür hatten die draussen alles schier. Aussen hui, innen pfui. 😉
Es gab Nachbarn die uns inmitten der Mega-Baustelle, wo wir echt was anderes zu tun hatten erzählt haben, dass das bei den Vorbesitzern ja nicht vorgekommen wäre, dass Gras auf der Mistplatte wächst. Wir haben hier geackert wie Irre und die erzählen uns was von Gras auf der Mistplatte! 😀
Heute ist es schon fast schön, zumindest von 2 Seiten und wenn es hier irgendwann mal so aussieht wie wir es vor dem inneren Auge sehen können wird es ein Traum!
Tja, wenn ich deine Baustelle so betrachte, relativiert sich das eigene Unglück doch sehr schnell. Aber eines hab ich jetzt schon gelernt, nämlich den Raum immer wieder neu zu denken, um neue Welten zu erschliessen 🙂
LG Alex
Ja, und das ist definitiv ein Gewinn! 😀
Meister im Suchen, improvisieren, entdecken und umgestalten.
Holla. Mir geht’s da wie dem Bernhard: Wir haben uns zwar auch ein altes, vergammeltes Haus mit (miesem) Charakter zugelegt und sanieren daran seit 9 Jahren verzweifelt herum*, aber deine Bilder legen wirklich noch mal ein paar Schüppen drauf. Ein ähnliches Haus haben wir uns damals tatsächlich auch angeguckt und uns aus den entsprechenden Gründen dagegen entschieden.
Ich finde das immer total traurig, denn trotz aller Nachteile steckt in diesen alten Häusern so viel mehr als in einem Katalog-Fertigbau.
Heute bin ich darüber manchmal traurig, denn inzwischen wurde besagtes Haus (das ursprünglich ja mal ein schönes, solide gebautes Fachwerkhaus war, bevor die Zeitgeschmäcker des 20. Jahrhunderts es versaut hatten) natürlich abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.
Deshalb ganz großen Respekt dafür, dass du diesem auf den ersten, zweiten und dritten Blick eher abstoßendem Gebäude eine Chance gegeben hast, auch wenn du sicher oft daran verzweifelt bist. Irgendwann (TM) ist es dann wieder schön (und hoffentlich auch dankbar, grr!).
*Wenn uns damals Leute gefragt haben, wie lang wir wohl brauchen werden, bis „die Baustelle fertig“ ist, haben wir im ersten Jahr „na, so etwa drei Jahre“ gesagt, nach drei Jahren noch fünf Jahre draufgelegt und mittlerweile glauben wir, dass unsere Enkel die Fertigstellung vielleicht noch erleben könnten… 😉
Hahahaha! Genau, zuerst waren 3 Jahren anvisiert, dann 6. *rechne* da wir im Herbst schon 5 Jahre hier wohnen, müssen wir wohl auch eine neue Deadline finden. Allerdings sind hier auch viele persönliche … ähhh Dinge dazwischen gekommen. Deine Geschichte klingt klasse, ich habe herzhaft gelacht!
Ja, als Abenteuergeschichte macht sich das Ganze prima – voller schockierender Überraschungen, dramatischer Wendungen und plötzlicher Krisen. In der Realität macht es einen leider oft genug ziemlich fertig… Das kennst du sicher auch zur Genüge.
Manchmal denke ich mir, man sollte eigentlich ein Buch drüber schreiben. Dann hätte man wenigstens hinterher was davon. Aber ob die Zielgruppe dafür ausreichend groß ist…?
Ja, in der Realität macht es einen fertig, das kenne ich. Und ich hoffe, Du verzeihst mir meine Lacher – eben weil ich es nachvollziehen kann ist es definitiv nicht böse gemeint! Manchmal ist es ein Lachen der Verzweiflung. 😀
Ein Buch, tja. Gute Frage, ich finde diese Geschichten spannend und lese auch supergerne Biographien. Nicht weil mir im eigenen Leben die Spannung fehlt, bei weitem nicht, und ich bin auch kein Voyeur, aber ich liebe Geschichten aus dem leben und das Leben selbst.
Auf einem Empfang neulich haben mir Gesprächspartner auch nahegelegt ein Buch für diese Geschichte samt Selbstversorgung zu schreiben. Da dachte ich erstmals darüber nach.
Hm, das bringt uns direkt zu dem Thema: wann fängt Du an über eure Geschichte zu bloggen?
Liebe Grüße, Oli
Da gibt es nichts zu verzeihen, ich musste ja über deine Bilder auch schmunzeln, weil ich das eben aus eigener Anschauung kenne. Und ich freue mich ja auch immer über solche Geschichten aus dem Leben. Dann fühle ich mich nicht so allein mit meinem Glück und/oder Elend. 😉
Wann ich über die eigene Geschichte blogge… tja, ich hatte es mir ja für den letzten Winter vorgenommen, aber irgendwie ist dann doch nichts draus geworden. Jetzt ist ja 1. Sommer (also viel los draußen) und 2. auch mit Beruf und Kindern eine heiße Phase, da bin ich schon froh, wenn ich die Entwicklungen im Garten halbwegs dokumentiert kriege. Aber es ist ganz fest geplant! Versprochen! Nachfrage spornt ja auch an, dann fühle ich mich eher verpflichtet. Spätestens im Winter…
Liebe Grüße zurück!
Christiane
Wow – ich bewundere den Mut und den Eifer, sich an ein Haus in solchem Zustand zu wagen ! ICH hätte ihn nicht, ziehe aber den Hut vor dem Elan und diesem Ehrgeiz. Wirklich spannend, es ist kaum zu glauben, was man aus alten, scheinbar verfallenen Häusern machen kann ! Herzliche Grüße, Birthe
Danke, du wirst staunen wenn es weitergeht schätze ich!
Und ob ich es nochmal wagen würde weiss ich nicht, was ich aber gelernt habe ist: man kann (fast) alles schaffen wenn man will, egal was die anderen sagen. 🙂
Liebe Grüße, Oli
Hut ab ! 🙂