Der treue Leser weiss, dass ich seit einigen Monaten kleine, dezentrale Erdkeller teste, die ich in Hochbeete eingegraben habe. Zum einen handelt es sich um Waschmaschinentrommeln von Top-Loadern und zum anderen um eine Auflagenbox.
Natürlich hätten wir auch gerne einen chicen, begehbaren Erdkeller aus Vollziegeln und gestampften Lehmboden. Was wir stattdessen besitzen ist ein abgerissener Stall in Form von Bauschutt auf dem höchsten Punkt des Grundstücks. Dort wäre es trocken. Das restliche Gelände ist mehr oder weniger nass, eher mehr.
Wahrscheinlich wäre es mit einigem Aufwand trotzdem möglich, einen ‚richtigen‘ Erdkeller mit Gewölbe, Sickerschacht und Pumpe zu bauen, aber sehr viel Aufwand können und wollen wir für dieses Projekt derzeit nicht investieren und ich weiss aus Erfahrung, dass der allerschönste und beste Erdkeller nichts taugt, wenn er unter Wasser steht. (Wobei die Hunde gerne zum Abkühlen ins kühle Nass gestiegen sind)
Aber ich greife vor. Aus nostalgischen Gründen und um mal wieder an das verwinkelte Haus auf wunderschönem Grundstück auf einem Berg inmitten der Wälder in einem Land vor dieser Zeit zu erinnern, teile ich mit euch Fotos von dem Erdkeller in Tschechien. Leider habe ich auf die Schnelle keine von den Innenräumen gefunden.
Wer in stilistischer und architektonischer Hinsicht auf solche Highlights zurückgreifen kann ist gesegnet. Wie unheimlich praktisch: ein ausreichend großer Erdkeller, egal was man vorhat: Schlachtkörper abhängen, Obst und Gemüse einkellern, Wein einlagern, Rhizome und ähnliches für die nächste Saison aufbewahren. Aber gut. Vorbei die Zeit, zurück nach 2017.
Anstatt des allerschönsten Erdkellers sollte es also überhaupt mal eine Möglichkeit geben, ausreichende Mengen Obst und Gemüse für und mit Glück über den Winter einzulagern.
Wer sich mit Selbstversorgergärten beschäftigt kennt sicherlich eingegrabene Tiefkühltruhen und Waschmaschinentrommeln. Beides ist in der Praxis erprobt, hat Vor-und Nachteile und egal, was man so treibt, es muss immer an die persönlichen Möglichkeiten und die des Gartens und des Klimas angepasst sein.
Unser Boden ist wahlweise nass oder mit Bauschutt durchsetzt und ich darf nicht schwer heben, ausserdem haben wir ein ausgesprochen maritimes Klima mit vielen Niederschlägen und generell feuchter Luft. Ein höher gelegener ‚Keller‘ war also folgerichtig.

Viel Platz für Isolierung blieb nicht. Der Sockel des Hauses ist allerdings schon mit Jackodur beklebt.

Sommers kann der hässliche Plastikdeckel mit einer Holzplatte abgedeckt werden und als Abstellfläche fungieren, winters wird hier Stroh aufgelegt und ein Gefälle gebaut, damit das viele Wasser ablaufen kann.
Meine Idee war also, kleine Behälter als Erdkeller in Hochbeete einzugraben. Eine gewisse Isolation durch Erde und Steine der Trockenmauer ist gegeben, sonderlich kalt werden die Winter in den letzten Jahren eh nicht und gegebenenfalls kann man noch eine Isolationsschicht aus natürlichen oder synthetischen Materialien anbringen.
Gesagt, getan. Um die Behälter herum habe ich zunächst noch alte Styropor-Platten gebaut. Im Verlauf hatte ich nicht den Eindruck, dass diese einen großen Unterschied gemacht hätten, ausserdem zerbröseln sie bei jeder Berührung und sind von vornherein eine Umweltkatastrophe. derzeit besteht die Isolierung zu den Seiten also nur aus Erdreich und nach oben im Einsatz noch aus etwa 5cm Stroh. Mittelfristig schwebt mir eine Lösung vor, die mit größeren Mengen Vermiculite oder Perlite zu tun hat. Sobald sich da eine kostenneutrale Möglichkeit auftut, schlage ich zu.
Solange ist es gut zu wissen, dass meine Lösung auch so funktioniert. Zumindest, solange die Winter nicht kälter als etwa -10°C feuchte Kälte sind.
Ich habe die Lager für den ersten Test mit Äpfeln bestückt, Holzkästen aus einer Meierei passten exakt und waren stabil genug. Die Früchte wurden so in die Kisten gelegt, dass sie sich nicht gegenseitig berühren, die Kisten dann in die Auflagenbox gestapelt.
In die Waschmaschinentrommel wurden die Äpfel in loser Schüttung vorsichtig gelegt, hier war ich sehr skeptisch, ob die unteren nicht vom Gewicht zerdrückt werden.
Dazu gab es eine normale Apfelkiste mit ‚Holsteiner Cox‘, diese stand abgedeckt mit einem Handtuch im ungeheizten Windfang. Ebenso ein Plastikeimer mit ‚Ingrid Marie‘. Diese Äpfel gefroren während des Winters und waren dennoch fast so gut wie frisch.
Langer Rede, kurzer Sinn: es funktioniert. Sowohl als auch. Wir haben jetzt – Mitte April – noch Äpfel, die man ohne weiteres so essen kann. Dazwischen sind welche, die gärig schmecken und welche, die komplett verfault sind. Diese stecken gesunde Äpfel interessanterweise nicht an. Die Äpfel in der Trommel waren in keinem wesentlich schlechteren Zustand als die sauber aufgeschichteten.
Ganz bestimmt ist es so, dass es sehr von der Sorte und von der Art des Anbaus* abhängt, wie lagerfähig ein Apfel ist. ‚Holsteiner Cox‘ und ‚Ingrid Marie‘ sind nicht nur geschmacklich und vom Biß her meine Lieblingsäpfel, sie halten sich auch im Lager ewig.
Der ‚Seestermüher Zitronenapfel‘ sieht aus wie frisch gepflückt und der ‚Finkenwerder Herbstprinz‘ hält sich auch sehr gut.
Man kann also energieneutral und kostenlos Äpfel und vermutlich auch anderes Obst und Gemüse bis weit ins Frühjahr einlagern, und muss nur geringe Abstriche bei der Frische machen.
Im Vergleich zur Lagerung im Kühlhaus mit Co2-Bedampfung oder der energieaufwändigen Einfuhr von Äpfeln aus weit entfernten Regionen ist das für verantwortungsbewusste Menschen wohl das kleinere Übel. Für die Mega-Dosis Vitamine stehen nun ja zum Glück schon die verschiedensten Wildkräuter bereit!
Ich fände es vorstellbar, mehrere Trommeln von Top-Loadern an verschiedenen passenden Orten im Garten einzugraben und als Vorratslager zu benutzen. Meine Lager befinden sich auf der Nord-West-Seite, das dürfte ideal sein. Achten sollte man darauf, dass die Lager bei einer dickeren Schneedecke noch zugänglich sind.
Während der starken Regenfälle im Verlauf des Frühjahrs zeigte sich ein Denkfehler meinerseits: Zwar hatte ich die Oberfläche der Auflagenbox isoliert und mit Plastikdeckeln vor Regenfällen geschützt; irgendwann lief das Wasser dann aber doch in die Box und da ich keine Abläufe eingebaut hatte, stand es etwa 10cm hoch. Das führte zum Verderb vieler Äpfel. Ist zwar schade, aber für’s nächste Jahr ist klar: größere Löcher abdichten damit Schnegel das Lager nicht besuchen und dafür in den Boden Abflüsse bohren. 1 Minute Zeitaufwand, Problem gelöst.
Und weil es thematisch so gut passt, verlinke ich diesen Beitrag zur EiNaB-Blogparade.
*Neben dem Verzicht auf Petrochemie zur Ernährung sowie zur Vergiftung von Insekten et cetera wäre das zum Beispiel auch die Bestäubung durch Bienen. Jawohl: von Bienen bestäubte Blüten bringen nicht nur makellosere, vitaminreichere und insgesamt vitalere Früchte hervor, sie halten sich auch länger im Lager. (Quelle für letzteres ist der Amtsveterinär des benachbarten Kreises, den ich kürzlich hören durfte, ersteres findet man, sobald man sich zu suchen bemüht)
Das ist eine tolle Idee und vor allem schnell und ohne viel Arbeit umsetzbar!
Ich nutze seit einigen Jahren zwei unserer Kellerlichtschächte. Der eine ist Lager für Obst und Gemüse und der andere ist Kühlschrankersatz. Das Gute an der Lösung ist, ich komme vom Keller aus an die Vorräte und, da ich eine passende Styroporplatte als Dach unter die Gitterroste gehängt habe, sind die gelagerten Sachen auch vor Regen geschützt.
Ich liebe solche einfachen Lösungen 😉
Das ist natürlich besonders praktisch wenn man die Möglichkeit hat!
Einen Kühlschrankersatz hätte ich auch gerne wieder. Früher hatte ich mal eine Altbauwohnung mit antiken, doppelten Fenstern da habe ich einige Sachen dazwischen gelagert.
Top!! Danke Oli für die ausführliche Beschreibung – werde die Augen nach Trommeln aufhalten! Der tschechische Erdkeller ist aber auch der Hammer… sieht aus wie bei den Hobbits 😀
Sehr gerne! Ich freue mich immer, Erfahrungen zu tauschen. Der Erdkeller war der Hammer, das Haus auch, der Garten, rings um’s Haus richtige, große Wälder, die im Sommer intensiv nach Harz dufteten, eine wunderschöne Stadt in 30 Minuten Entfernung. Hach ja, naja, dafür gibt es hier Meer, Strand und Kurtaxe.
Sehr schön! ich bin wirklich beeindruckt und finde die Ergebnisse und die vielen Informationen zwischen den Zeilen mal wieder großartig!
wir haben unsere Äpfel im ungeheizten und dunklen Hinterhaus/ehemals Stall gelagert. Unter der Scheune haben wir zwei Keller – in dem einen lagern die KArtoffeln und im anderen ist es zu feucht (weil keine gute Belüftung) und ein Korb Birnen war in kürzester Zeit verschimmelt, genauso die Etiketten der Getränke, die wir dort lagern.
Jetzt im April sind unsere Äpfel doch schon sehr schrumpelig und gerade noch für Apfelmus etc. zu gebrauchen.
ich kann mir allerdings noch nicht ganz vorstellen, wie das Eingraben der Waschtrommeln funktionieren soll – einfach so in die Erde? oder drunter noch etwas drainagenartiges? zufällig habe ich hier nämlich noch drei so Trommeln von meinem Großvater, der darin die (unverbrauchten) Walnüsse der Vorjahre zur Vogelfütterung aufbewahrte.
Also: Danke für den tollen Bericht und eine gute (Oster-)Zeit!
LG, Anne
Ihr habt wirklich ein großes Glück, so einen Hof mit viel praktischem Raum zu bewohnen! Kann man den einen Keller nicht nachträglich belüften? Es würde ja vielleicht (je nach Ursache) schon reichen, 2 Rohre mit Mausegitter auf entgegengesetzten Seiten durch die Mauern zu treiben.
Ich habe unter die Trommeln Betonsteine gelegt aber notwendig ist das nicht sofern keine Nässe von unten hochsteigen kann. Von oben sollte halt eh nichts kommen und mein Eindruck ist, dass der Feuchtigkeitsgehalt der Erde in meinem Hochbeet gerade richtig war, um die Äpfel nicht zu sehr schrumpeln zu lassen aber eben auch nicht zu hoch. Die Feinabstimmung muss wohl ein Jeder nach seinen Begebenheiten machen, mein Hochbeet muss ich für die nächste Einlagerung z.B. noch besser vor peitschendem Frühlingsregen schützen. Gute Drainage ist das eine aber ich glaube wenn es von oben tropft, ist es auch nicht gut.
Ich wünsche ebenfalls schöne (Rest-)Ostern, liebe Grüße, Oli
Hallo!
Was für ein interessanter Beitrag, ich habe ihn geradezu verschlungen!
Ich habe einen Keller, der jedoch nie unter ca. 11° geht, auch im tiefsten Winter. Im Sommer steigt die Temperatur bis zu 17° an. Das ist eigentlich zu warm um wirklich etwas sinnvoll zu lagern, zumindest nicht langfristig.
Wir haben ein kleines Lager vor der Türe im Windfang, wie es ganz kalt war im Jänner war der Frost zu massiv und jetzt ist es am Tag schon zu warm, es geht nur noch in der Nacht.
Angeregt durch Dich werde ich da noch einmal genauer hinschauen!
lg
Maria
PS: Danke fürs Verlinken zu EiNaB!
Oh das höre ich ja gerne, dass mein Beitrag direkt zum Nachahmen anregt. Vielleicht kannst du eine Art umgekehrte Kochkiste bauen um die Temperaturschwankungen abzupuffern? Allerdings wäre eine Belüftung wohl auch nicht verkehrt.
Würde mich ja freuen zu erfahren, ob du irgendwann eine probate Lösung findest.
LG Oli
Sehr spannend! Welch einfache Erdkellerersatzlösung! Danke für den Erfahrungsbericht 🙂