Hagebutten-Marmelade aus Apfelrosen, rotem Winterapfel & Honig

Ich habe eine neue Hagebuttenmarmelade entworfen und sie ist sehr gut. Zwar habe ich noch nie eine schlechte Hagebuttenmarmelade gegessen, aber diese ist verbessert. Und sie weckt Erinnerungen an Zeiten des Schweigens, der schroffen Landschaften und des tösenden Windes im Herbst auf einer Nordseeinsel. Herrlich. Friesenwälle, Apfelrosen überall, Reethäuser, Möwen, gedämpfte Farben und stundenlange Märsche durch die Dünen ohne ein Wort.

Diese Zeiten gibt es natürlich nicht mehr, denn wir haben Kinder.
Optimistisch geschätzt gibt es erst wieder in etwa 15 Jahren die Gelegenheit, mindestens einen Tag lang kein überflüssiges Wort zu hören oder sagen zu müssen – und dann hält einen vermutlich die Angst vor während der sturmfreien Budenzeit von den Kindern in Schutt und Asche gelegtem Eigentum davon ab, gedankenfrei nur durch karge Landschaften zu marschieren und sich den Wind ins Gesicht pusten zu lassen, an nichts zu denken ausser, ob es Scholle oder Krabben geben soll.

Warum nun ausgerechnet eine Hagebuttenmarmelade Erinnerungen an stille Zeiten weckt, will ich gerne erzählen. Es begab sich, dass zwei frisch vermählte Selbstversorger in spe eine Hochzeitsreise machten. Und weil sie sich ihre Abenteuer selber zuhause bei der Sanierung eines Hofes und Anlage eines Garten machen würden, brauchten sie nicht weit hinaus in die Welt. Sie hatten ihre Auslandsjahre hinter sich und was kann es schöneres geben, als schroffe, norddeutsche Landschaften?

So marschierten sie also tagein tagaus durch markante Dünen, wüste Heideflächen, durch allgegenwärtigen Sand (und manchmal auch durch pittoreske Dörfer).
Aber mitten in der Amrumer Pampa stand eine Frau, die Hagebuttenmarmelade verkaufte. Mitten im Nirgendwo. Ein Stand mit Hagebuttenmarmelade. Was auch sonst.

Nun waren wir allerdings nicht im Kurzurlaub auf einer Insel, sondern sind nur kurz zum Ernten von Sanddorn und Hagebutten an die Nordsee gefahren. Mit Kindern. Auch schön. Denn das Baby schlief selig und die Große pflückte fleissig die dicken Butten der Apfelrose, die hier zwar nicht heimisch ist, an der See aber weit verbreitet. Ihr Wurzelwerk und Ausbreitungsdrang halten das kostbare, dem Meer abgerungene Land fest.

Meine Kamera weilte zuhause, insofern ist es ja eh umso passender, euch schöne alte Fotos vorzusetzen. Aber nun zum Rezept.


Zutaten für etwa 600ml Hagebuttenmarmelade

  • 350 g Hagebutten von der Apfelrose
  • 700g Wasser (man kann auch Apfelsaft nehmen, das Ergebnis wird dann aber recht ‚apfelig‘)
  • etwas Zitronensaft
  • 1 milder, mürber Apfel. Ich nahm ‚Roter Winterkalvill‘
  • 200g Honig, Rapshonig passt gut zum Land und zum Rezept

Hagebutten waschen, Stiel und Blüte entfernen und 350g mit der doppelten Menge Wasser und einem Schuss Zitronensaft aufsetzen. Die Hagebutten weich kochen, bis man sie durch die flotte Lotte drehen kann. Den Apfel in Spalten kurz vor Ende der Garzeit dazugeben und ebenfalls butterweich kochen.

Meine neue flotte Lotte hat anscheinend nicht das passende Sieb für Hagebuttenkerne, ich bin untröstlich. Viel zu viel von dem kostbaren Mark bildete mit den Kernen einen derart festen Breis, dass er sich nicht durchs Sieb treiben ließ In meinem Fall wäre es besser gewesen, die Butten von Hand zu entkernen.

Es sollten nun etwa 500g Hagebutten-Apfelmus gewonnen worden sein, sollte es noch zu flüssig sein, wird es auf etwa 400g eingekocht. Den Honig zugeben, aufkochen, die Masse in saubere Gläser füllen und entweder ganz retro mit echtem Cellophan abdecken oder einen Deckel aufschrauben und die Gläser kurz auf den Kopf stellen.

Wieviele Hagebutten mag die Amrumer Frau in der Einöde wohl gesammelt haben, um einen Verkaufsstand damit bestücken zu können?
Aber immerhin gibt es sie dort überall, die Apfelrosen.


 

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8 Gedanken zu „Hagebutten-Marmelade aus Apfelrosen, rotem Winterapfel & Honig

  1. marliesgierls

    Sieht wunderbar aus und schmeckt bestimmt köstlich. Auch ich verbinde damit weite Dünenlandschaften in Dänemark, wo wir oft mit Hund und Kind schöne Tage verbrachten. Das schmeckt nach Erinnerungen.
    Lieben Gruß Marlies

    Antwort
    1. Oli@Landidylle Autor

      Schön, dass du damit ähnliches verbindest! Ich habe mir die Verknüpfung Herbst-Hagebutten-See bis vor kurzem gar nicht bewusst gemacht und dabei ist sie ziemlich stark. 🙂

      Liebe Grüße, Oli

      Antwort
  2. miteigenenhaenden

    Hagebuttensammeln steht bei mir noch aus. Hab ich zu Mittwoch eingeplant. Danke für dein Rezept!
    Mit der Flotten Lotte habe ich das Durchdrehen auch schon versucht. Klappt nicht. Nur mit dem Sieb hab ich es hinbekommen. Die Kerne habe ich gemahlen und mische die unters Müsli.
    Liebe Grüße, Sibylle

    Antwort
    1. Oli@Landidylle Autor

      Ich habe während des Misserfolgs mit der flotten Lotte (und weil das Baby krank und quakig war und die Große überdreht) ein wenig den Nerv verloren, es nochmal anders zu probieren. Letztes Mal nahm ich ganz klassisch ein Sieb und das funktionierte gut. Ich kann mich sooo ärgern, das schöne Fruchtmus.

      Interessante Idee, die Kerne gemahlen zu essen, muss ich direkt mal die Geschmacksprobe machen. Danke für den Tipp!

      Liebe Grüße, Oli

      Antwort
  3. miteigenenhaenden

    Naja, pur sind die geschmacklich eher mau, sie haben aber wertvolle Inhaltsstoffe. Daher gebe ich sie ins Müsli.
    Ich wünsche dir starke Nerven mit deinen Kinderlein. Manchmal gibt es so Momente, doch allermeistens sind die Kinder doch eine echte Bereicherung.
    Liebe Grüße, Sibylle

    Antwort
  4. katjetko

    Bein „optimistisch geschätzt“ musste ich lächeln, weil ich dieselbe Hoffnung hege. Bis jetzt steht bei uns nur gekaufte Hagebuttenmarmelade im Schrank. Ich frage mich seit einiger Zeit, wo ich sie überhaupt ernten könnte. Das Rezept klingt lecker!

    Antwort
  5. Basti

    Das Ergebnis sieht lecker aus 🙂 Schön auch deine Erzählung drumherum, bei den Bildern wünsche ich mir auch mal wieder Weite und eisigen Küstenwind im Gesicht.. Einen schönen Abend. Lieben Gruß Paultschi

    Antwort

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