Anstatt weiter mein schlechtes Gewissen zu pflegen, dass der ‚Willkommen November‘-Beitrag ausgefallen ist, viele weitere auch und Erklärungen abzugeben, warum mir bloss die Zeit wegrennt, schiebe ich schnell die Fotos aus dem Oktober nach und mit Glück schaffe ich es auch noch, ein paar Sätze dazu zu schreiben bevor mir entweder die Augen zufallen oder das Baby aufwacht oder aber sich unsere Internetverbindung wieder zur Nachtruhe begibt – eines ist wahrscheinlicher als das nächste. Meist passiert alles 3 gleichzeitig.
Der Oktober war schön und bunt, wir waren einige Male am Nord-Ostsee-Kanal spazieren und haben dort eine neue Ecke untersucht, die ich mir schon sehr lange einmal genauer ansehen wollte. Und siehe da: man kann dort allerlei wilde Früchte ernten, Hühnergötter finden, Streetart sehen (!) und sogar über einen parallelen Spazierweg in den Wald abbiegen. Es gibt dort Schlehen, Hagebutten, massig wilde Äpfel und sogar ein großes Gebüsch aus Sanddorn – allerdings ohne Früchte. Entweder sind das also alles weibliche Pflanzen, denen ein Mann fehlt (was man ändern könnte), oder es sind alles Männer, die eben leider nicht fruchten. Vielleicht wissen wir in einem der nächsten Jahre mehr. Nett ist es dort.
Während die Ernte bis zum Oktober fast ausschliesslich im Garten stattfand, erweitert sich im Oktober der Wirkungskreis und man kann hier auch Beute aus Feld und Flur nach Hause tragen.
Die Tochter bastelt nach wie vor ständig mit Materialien aus der Natur; im Haus und auch im Garten findet man Knochen, ‚Feuerstellen‘, Gestecke, Nester, Tipis, Fetische, Blumenarrangements, mit Federn geschmückte … Dinge. Im Oktober dekorierte sie nun aber auf einem neuen Niveau, ich bin begeistert!
Ich meine, welche fast fünfjährige schmückt die Türklinke zu ihrem Zimmer mit einem Schädel? Eben.
Es scheint also, die regelmässigen Besuche ‚in der Steinzeit‘, sprich im AÖZA machen sich bemerkbar. Und auch dort, im Archäologisch-Ökologischen Zentrum Albersdorf waren wir im Oktober anzutreffen, bevor der Steinzeitpark für die Winterpause die Pforten schliesst.
Und dann finden im Oktober ja für gewöhnlich die Mittelholsteiner Apfeltage statt – letztes Jahr fielen sie wegen Überflutung und Dauerregen aus, dieses Jahr gab es herrliches Oktoberwetter und wieder mal nette Kontakte und schöne Impressionen. Die Töpferware ist wieder von Silvia Rocker aus Hademarschen, die ich 2015 erstmals kennenlernte. Ihre Elfenkeramik ist wirklich etwas besonderes und bislang habe ich jedes Jahr einem Stück ein neues Zuhause in unserem Garten gegeben. Dieses Jahr ist ‚Oma Majoran‘ eingezogen. Besonders spannend finde ich für kühlschrankabstinente Selbstversorger die wassergekühlte Butterdose!
Und apropos Apfel: im Selbstversorgerforum empfahl ich einfach so unseren geliebten Dr. Seeligs Orangenpepping als Allrounder-Sorte, ohne zu wissen, dass dieser so gut wie nicht erhältlich ist. Eine aufmerksame Nutzerin machte mich dann darauf aufmerksam, dass diese Sorte auf der Suchliste des Pomologenverbandes steht und als verschollen gilt. Huch!
Ich nahm Kontakt zum Verband auf und nach nur wenigen Wochen einiger Zeit gab es plötzlich einen Anruf und eine Email gleichzeitig und 2 Pomologen wollten wissen, was es mit diesem unserem Baum auf sich hat. Spannend, aber die Quelle unseres Baumes war ihnen bereits bekannt und so konnten wir keinen weiteren Beitrag dazu leisten, dass die Sorte verifiziert werden kann und erhalten bleibt.
Aber egal ob mit Brief und Siegel oder nicht, unser ‚Dr. Pepper‘ ist unser Hochzeitsbaum und er ist zum so essen, als Apfelmus, zum Backen und überhaupt ein wirklich guter und leckerer Apfel.
Und irgendwie habe ich es im Oktober auch noch geschafft, sortenreines Apfelmus zu kochen. Und dabei habe ich meinem Empfinden nach wahrlich nicht viel auf die Reihe bekommen, ein Baby und ein eifersüchtiges Vorschulkind zu haben, einen selbstverschmutzenden Altbau mit angegliederter Baustelle (auf der es im Oktober tatsächlich auch wieder ein Stückchen voran ging), das bisschen Haushalt, ein paar Viecher, Transfers zum und vom Kindergarten, ab und an ein paar Stunden arbeiten und stillen, stillen, stillen kann ganz schön tagesfüllend sein.
Entrümpelt habe ich im Oktober auch. Entrümpelt im Sinne von entsorgt, weggeschmissen, vernichtet, mich davon befreit – und auch wieder alte Umzugskartons gesichtet, den Inhalt kritisch nach nützlich und schön oder nur schön aber platzraubend im Selbstversorgerhaushalt bewertet und zum Teil verkauft.
Die alte Milchkanne ist zur Aufbewahrung von Meisenknödeln im Windfang perfekt geeignet und hält Schädlinge fern, die Pendelkerzenhalter für den Weihnachtsbaum finde ich zu schön und zu praktisch, um sie wegzugeben, für den alten Bilderrahmen wird mir niemand etwas bieten, er ist für den Kunst-Schrott-Turm, ein elegantes Esszimmer, welches einen Tafelaufsatz verlangt habe ich nicht mehr, also weg mit dem Rest. Vom Erlös kann man beispielsweise Nussbäume kaufen, die uns in einigen Jahren nähren.
Befreiungsschlag!
Ansonsten gab es im Oktober auch noch einiges aus dem Folientunnel zu ernten und wir haben wieder Sauerkraut hergestellt und Kimchi als Medizin. Mein Kartoffelexperiment mit Saatkartoffeln in 10l-Eimern ist beendet (ausser Sapo Mira hat keine Sorte ausreichend große Knollen gemacht, zum Erhalt der Sorte, zur Produktion von Saatkartoffeln reicht es aber wohl).
Zu guter letzt gibt es hier eine Situation mit Vögeln: ein Specht versucht unsere Regenrinne aus Zink zu demontieren und vom Gelände einer Privatjagd sind mehrere Hundert (die Rede ist von 1000-2000) Fasane ‚ausgebüxt‘. Den Specht finde ich recht amüsant, die Tatsache, dass in jedem Garten, auf jeder Strasse, in jedem einzelnen Graben und wirklich ü-ber-all im Umkreis mehrerer Dörfer Fasane in Gruppen rumsitzen und rumstehen nicht so sehr. Die Tiere sind komplett ahnungslos, was das Leben in der Natur angeht, latschen einem vor das Auto oder fliegen schreckhaft davor (der Gatte hat auf diese Weise einen Scheinwerfer eingebüßt)
Ach Oktober, Halloween. Ja, Halloween ist ausgefallen. Die Realität mit Kindern und Wetter ist manchmal anders als man es sich erträumt. Manchmal besser aber manchmal leider auch nicht.
Das war der Oktober. So grob umrissen zumindest. Fürs Protokoll.
Hi Oli,
Ich höre gerade ein Stück Musik, das eure Lebensart sehr gut beschreibt. Es heisst „Step on your watch“ und ist von Slickaphonics (https://www.youtube.com/watch?v=b_OYP-h5Gc0)
Dein Oktober Bericht hat mir sehr gut gefallen, speziell die Äpfel haben mich neugierig gemacht – schmecken sie sehr anders oder wie würdest du sie beschreiben?
Zu den Fasanen kann ich nur bemerken, dass, wenn sie Jagdwild wurden, sehr gut mit Speck umwickelt entweder auf der Rotisserie oder auch im Ofen gut werden. Man muss sie ein paar mal drehen, der Speck macht den Rest.
Liebe Grüsse,
Alex
Hi Alex, das Stück höre ich mir später an, wenn grad kein Baby auf meinem Schoß schläft … bin gespannt,
Die Äpfel sind schön fest und knackig, mit eher rauher Schale (ich mag di dünnen, wachsigen Schalen nicht), ausgewogen süß-säuerlich und sie altern in Würde. Werden etwas schrumpelig und mürbe, das Aroma verstärkt sich durch den Wasserverlust aber ganz toll.
Wenn das dein Ding sein könnte, schicke ich dir nächstes Jahr gerne welche zum Kosten – oder du bist zufällig hier auf dem Eck. Dieses Jahr haben wir keine mehr, auch die Lagerhaltung hat unter dem allgemeinen Zeitmangel gelitten.
Einen von den Fasanen bekamen wir vor einigen Tagen geschenkt, leider hatte der Jagdhund den ordentlich durchgekaut und wir konnten ihn nicht zubereiten. Da die Viecher aber wirklich überall dekorativ herumstehen – auch hier im Garten – bin ich zuversichtlich, dass wir noch einen bekommen. An sich könnte man sie fast im Vorbeigehen erschlagen 😉
Das mit dem Speckmantel machen wir dann so.
LG Oli
Ich bin mal gespannt, ob Dir das Musikstück gefällt – aber ich tippe mal auf Ja 🙂
These are New York Jazz sophisticates of the 90ies *g*
Viel Glück dabei die Fasane im Vorbeigehen zu erschlagen, aber das Foto scheint die Möglichkeit zu bestätigen…
LG Alex
Das Stück finde ich ganz nett, vor allem von der Stimmung her.
Hier habe ich mal in eine Stichstrasse fotografiert, wo Fasanenversammlung war. Es sind wirklich seeehr viele. 🙂
Hallo Oli, schön wieder von Dir zu lesen…
Ich habe Erfahrung mit einer solchen Butterdose (vor Jahren gekauft, nicht selbst gedreht). Bei mir nahm sie nach längerem Gebrauch den Geruch ranziger Butter an. Kannst Du bei Gelegenheit mal Deine Erfahrungen schildern? Vielleicht habe ich nur ein Problem-Stück?
Zu den Fasanen schließe ich mich Alex an. In meiner Kindheit gab es hin und wieder Fasan in der Weihnachtszeit. Für Fleischesser mit Speck umwickelt ein Leckerbissen…😉
Liebe Grüße. Birgit
Hallo Birgit,
ich habe die Butterdose nicht gekauft, bin aber sehr interessiert an Erfahrungen. Das was du schilderst ist ja unschön, ich könnte mir aber vorstellen, dass es an der Glasur liegt oder?
Den nächsten Fasan wickeln wir in Speck ein, klingt gut und wenn schon 2 das empfehlen … !
Liebe Grüße, Oli
Ich bin mir damit nicht sicher… die Butter liegt ja im unglasierten Teil kopfüber im Wasserbad (zum Kühlen) ohne Sauerstoffzufuhr. Ich selbst hatte auch mal eine herkömmliche Butterdose mit apfelgrüner Glasur, da gab’s dasselbe Problem. Jetzt mit meinen runden Dosen und transparenter Glasur ist alles bestens. Vielleicht verträgt sich nicht alles mit Butter bzw. lässt die eine oder andere Glasur doch Sauerstoff zur Butter, und dann kommt es zu diesen unschönen Begleiterscheinungen…?
Schönen dritten Advent für Euch…
Hm stimmt auch wieder. Vielleicht verträgt sich wirklich nicht alles mit Butter oder in einigen Materialien können sich doch irgendwie Mikroorganismen einnisten. Wir hatten auch mal eine Butterglocke, die furchtbar nach Buttersäure gerochen hat, obwohl sie genauso behandelt wurde, wie andere Butterglocken auch. Derzeit haben wir ein Modell aus ‚Industriekeramik‘ und das steht nur im wirklichen Sommer im Kühlschrank, da wird irgendwie nix ranzig drin. Seltsam und gediegen, ich habe jetzt mal danach gegoogelt und festgestellt, dass das Problem öfter auftaucht und anscheinend ungelöst ist.
Wünsche auch einen schönen dritten Advent!