Eier-Ragout aus Dithmarschen

Vor etwa einem Jahr erwähnte der Gatte, dass er bei einer Bäuerin in seiner alten Heimat Dithmarschen Eier-Frikassee gegessen hätte. Vor meinem geistigen Auge spielten sich furchtbare Szenen ab, schlimmer war nur noch der Kurzschluss in den inneren Geschmacksnerven.
Er erinnerte hin und wieder an dieses Gericht, aber ich konnte mir darunter nichts konkretes vorstellen und das Kopfkino tat sein übriges.
Vor einigen Wochen dann besorgte er das Rezept. Ich las es wirklich wohlwollend und führte mir Beispiele vor Augen, in denen diese Zutaten ebenfalls kombiniert werden und etwas leckeres daraus entsteht.

Einzig, es funktionierte nicht. Eier mit Gewürzgurken und Schinken geht klar. Hartgekochte Eier mit Schwitze? Nein!
Überhaupt: Schwitze mit Sahne und Wasser? …?
Außerdem sprach der Indigene doch von Frikassee und nicht von Ragout?

Das sauber und ordentlich notierte Rezept hing also einige Wochen an unser Pinnwand in der Küche und wurde zum Ärgernis. Die Eierschwemme kam und der Gatte verwies ungefähr täglich darauf, wie passend da doch dieses Rezept wäre, in dem mal eben 10 Eier verbaut werden. (Eier in Schwitze …)

Im Laufe der Zeit wurde er immer ärgerlicher, dass dieses leckere Mahl noch nicht auf den Tisch kam. Ich empfahl ihm doch selber aktiv zu werden; die Kinder und ich könnten ja währenddessen Pfannkuchen essen. Er unterstellte mir, aus purer Gehässigkeit die Herstellung des Eier-Ragouts zu verweigern und ich konterte, dass ich es nun aus Prinzip gar nicht mehr kochen würde. So! Ehestreit. Sowas kommt von Eier-Frikassee, oder Ragout. Generell wenn man hartgekochte Eier in Schwitze badet.

Wenig später dann kochte ich dieses seltsame Gericht doch. (Vermutlich weil ich eine gehässige Person bin und mir ausmalte, wie furchtbar es schmecken würde und wie ich schweigend mit hochgezogener Augenbraue den Teller von mir schiebe und stattdessen (ohne zu klagen) eine Scheibe trockenes Brot herunterwürge.)

Wer es ebenfalls wagen möchte; hier kommt das original Rezept für das Eier-Frikassee-Ragout-Dings aus Dithmarschen

10 Eier kochen und achteln
3 Gewürzgurken würfeln
250g Schinkenwürfel
Schwitze herstellen mit Wasser und Sahne
Salz und Pfeffer nach Geschmack
Eier, Gurken und Schinken unterrühren. Reis dazu.
Guten Appetit wünscht E.L.!

Alles klar? Tja, schnell gemacht, Zutaten im Wesentlichen aus der Speisekammer, ein Rezept für den Spätwinter und das Frühjahr wenn die Eierschwemme einsetzt und man aus dem Garten noch nichts ernten kann aber noch Konserven wie Schinken, saure Gurken und Reis hat. Sahne und Eier hatten und haben die Bauern sowieso. Ich verorte das Rezept direkt in die Zeit der hungry gap und das macht es für mich natürlich interessant.


Ach so, ja. Und es schmeckt tatsächlich gut! Ich nahm 2 Portionen.
Ich bin ja bekannt dafür, Fehler und Fehleinschätzungen unumwunden zuzugeben – nur bietet sich die Gelegenheit normalerweise nicht weil ich nahezu unfehlbar bin. In diesem Falle aber gebe ich hiermit ehrlich und öffentlich zu, dass – obwohl die Zutatenliste sich für mich immer noch seltsam liest – Eier-Ragout oder Eier-Frikassee wirklich und ehrlich gut schmeckt. Sowohl uns Erwachsenen als auch den Kindern.
Herzlichen Dank für das Rezept also an die Dithmarscher Bäuerin E. Lütje

Eier-Frikassee

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10 Gedanken zu „Eier-Ragout aus Dithmarschen

      1. einfachtilda

        Mich überzeugt das Rezept. Die leichte Säure der Gurken und das deftige vom Schinken finde ich perfekt. Bei mir wird es Kartoffeln dazu geben 😊😋👍🏻

  1. Alex

    Wirklich lustig, Oli. Wobei – Ich kenn die Variante in der ich ankündige, es wird xy geben. Auf dem Weg dorthin habe ich einen Einfall (find ich gut, weil wer will immer das Gleiche essen?) und bekomme vorwurfsvolles Schweigen oder laute Vorwürfe. Statt eine gute Tat zu tun bin ich im dog house 😦
    Das Rezept find ich etwas ungewöhnlich, aber probieren würd ich es schon.

    Antwort
    1. Oli@Landidylle Autor

      Vorwurfsvolles Schweigen ist ja fast noch schlimmer als laute Vorwürfe! Aber beides ist mMn unangebracht denn wie du schon feststellst, wer will immer das Gleiche essen. U d Experimentieren und improvisieren hat hier schon zu manch leckerem Hausgericht geführt.

      Besonders link ist es auch wenn während des Essens der Kommentar kommt: „Ich mach‘ mir nachher noch ein Brot …“ :-O
      Wirklich passiert.
      Je mehr Herzblut man ins Kochen (und die Herstellung der Lebensmittel) steckt, umso empfindlicher ist man wohl für gewöhnlich gegen Meinungsäusserungen anderer. 🙂
      LG Oli

      Antwort
      1. Alex

        Seh ich genauso 🙂 Wobei der Satz mit dem „Ich mach mir nachher noch ein Brot“ zur Einstellung der Kochleistung führen würde (zumindest zeitweise.
        LG Alex

  2. miteigenenhaenden

    Uh! Bei uns heißt das Gericht „Eierfrikassee“. Es ist eine Erinnerung an das Schulessen, was es bei uns früher gab. Allerdings hat man sich damals den Kochschinken gespart. Es war nur eine weiße, geschmacklose Tunke mit Eierschnipseln drin. Ich bekaupte von mir, dass ich nicht viele Gerichte nicht mag, aber Eierfrikassee habe ich nach der Schulzeit nie wieder gegessen. Da mach ich mir dann auch lieber ein Brot. 😉 , auch wenn es für die Köchin eine Nichtachtung ihrer Mühe ist. Sei mir bitte nicht böse.

    Liebe Grüße und danke an die Erinnerung an fühere Zeiten, Sibylle von miteigenenhaenden

    Antwort
    1. Oli@Landidylle Autor

      Haha, nee, ich bin nicht böse. Immerhin habe ich mich standhaft wochenlang geweigert, das zu kochen. Aber ich schätze, dieses Ragout/Frikassee wird wohl noch anders hergestellt als euer Schulessen damals; denn auch wenn die Zubereitung für mich gewöhnungsbedürftig ist, geschmacklos war es nicht. 🙂

      Liebe Grüße,
      Oli

      Antwort
  3. Ilka

    Buuaaaaah, Schulspeisungsessen. Gern in Kombination mit Kartoffelbrei und grauslich eingelegter roter Bete. Aber wenn die Abwandlung passt (und die Verknüpfung nicht da ist) vermutlich gut essbar.
    Lieben Gruß
    Ilka

    Antwort

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