Während Mispeln im Mittelalter in Europa weit verbreitet waren, findet man heute anscheinend nur noch wenige Vorkommen. Rezepte mit echten Mispeln sind rar gesät, wenn Foodblogger von Mispeln schreiben, kann man anhand der Fotos meist erkennen, dass sie Loquats, also die asiatische Mispel verarbeitet haben. Die echte Mispel, auch deutsche Mispel genannt hatte früher eine Tradition als Naturheilmittel, ihre Wirkung ist unter anderem harntreibend.
Ich hatte zwar geplant, einen Mispelbaum zu pflanzen, aber wer weiss, ob ich es wirklich getan hätte, wäre nicht mal wieder der Zufall zu Hilfe gekommen. Während der ersten Bauphase hatte ich die Koppel dem Reiterhof die Straße runter überlassen. Sie konnten dort 2-3 Pferde beköstigen und ich musste mich ums Mähen nicht kümmern. Win-win.
Nur fand man anscheinend niemanden zum Abäppeln – kaum vorstellbar, aber nachdem wir nach ewigem hin- und her einen Nachbarsjungen fanden, der mit wenig Elan immerhin etwa die Hälfte der Äppel für 5€ die Stunde zu sammeln bereit war, konnten wir die Kalamitäten des Reiterhofs besser nachvollziehen. Als Entschädigung brachte mir die Pferdewirtin den Mispelbaum vorbei. So kam es also dazu, dass zwischen Äpfeln, Kirschen und Pflaumen ein Mispelbaum steht, der während der Vegetationsphase durch seine wunderschönen Blüten und das tolle Laub auffällt. Mispeln eignen sich prima als Hausbäume, ich wünschte, ich hätte damals bereits einen Platz näher am Haus für ihn gehabt.
Ich mag es, wenn Dinge eine Geschichte haben.
Dieses Jahr trug der Baum bereits etwa 1 Kg Früchte, ich pflückte sie nach dem ersten Frost und liess sie noch etwa 3 Wochen liegen, bis die Mispeln richtig braun und matschig waren. Hört sich ungewohnt an, ist aber das übliche Vorgehen bei Mispeln. Sie sollen Frost gehabt haben und möglichst ein wenig liegen um wirklich verwertbar zu sein. Manchmal hört man, dass die Früchte auch ohne Frosteinwirkung und nur durch längere Lagerung reifen, mir gelang das nicht aber vielleicht unterscheiden sich die Sorten da ja – oder die Geschmäcker.
Ich habe mich dafür entschieden, die Mispeln zu einer Fruchtsauce zu verarbeiten weil ich denke, dass der Geschmack sehr gut zu Fleisch, insbesondere zu Wild passen dürfte. Ich habe die Sauce ganz pur und unverfälscht gelassen, würzen kann man ja später immer noch.
Das Aroma würde ich irgendwo zwischen Esskastanien und Zitrone verorten, demnach plane ich Maronenknödel und Wildschweinbraten zu Mispelsauce. Höchstwahrscheinlich ein wunderbares Wintergericht.
Ich habe das Innere von etwa 1 Pfund reifer Mispeln herausgequetscht, schwarze Stellen herausgeschnitten, die Kerne zur Aussaat aufbewahrt und die Schale der Mispeln mitgekocht. Da in ihr viele Aromastoffe sitzen und ich die Sauce ohnehin püriert habe, bot sich das an.
Die Mispeln habe ich mit etwas Wasser aufgesetzt, aufkochen lassen und unter gelegentlichem Rühren simmern lassen. Dann püriert. Je nach Aroma der Früchte und persönlichem Geschmack kommen dann etwa 3 EL Zucker hinzu, die Sauce wird weitergekocht, bis sich der Zucker gelöst hat und die Sauce eine schöne Konsistenz hat. Dann wird sie verwendet, eingefroren oder eingekocht.
Aah, jetzt kommt die Mispelsoße. Ein Kilo Früchte geht ja noch. Einige Rezeptseiten findet man aber doch. Braucht man bei Mispeln auch vielleicht 2 Bäume damit sie sich gegenseitig befruchten können?
Meine Mispelkerne habe ich ja fast auf dem ganzen Rückweg in die Gegend gespuckt. Bin ja sehr gespannt ob das was wird.
Bei Mundraub kann man einige Standorte der deutschen Mispel finden.
Ich les‘ immer, dass sowohl Quitten als auch Mispeln selbstfruchtbar sind. Aber vielleicht tragen die Bäume ja auch besser, wenn weitere in der Nähe stehen. Wo in der Nähe wäre dann gut zu wissen. In Windrichtung werd ich nix mit dem Aussäen der Kerne, da ist es zu nass oder zu schattig. Ich werde die kerne wohl erstmal in die Baumschulabteilung geben und während ich auf Wachstum warte, in der Obstbaumschule nachfragen.
Nächstes Jahr machen wir die Baumscheiben der Obstbäume auf der Fläche frei weil da dann Hühner laufen sollen, das wird den Bäumen wohl gut gefallen, vielleicht tragen sie ja sogar in 2017 schon mehr. Dann brauche ich definitiv mehr Rezepte. 🙂
Klingt interessant und sehr verlockend. Bin jetzt schon gespannt auf das Ergebnis mit dem Braten.
LG Alex
Es ist eine aussergewöhnliche Mischung von Aromen wie ich finde. Ich bin auch sehr gespannt, ob es so gut passt wie erwartet!
LG Oli
Vor ein paar Jahren habe ich das erste Mal Mispeln zubereitet. Sie lagen im Bioladen rum und wurden vernachlässigt. Sowas kann ich schlecht mit ansehen. Also habe ich sie mitgenommen 😊. Mir gefiel sofort der Geruch und der glatte Kern. Und gelesen habe ich, dass die Mispel im Wappen der Stadt Viersen zu finden ist. Spannend. Viele Rezepte habe ich auch nicht gefunden und habe so eine Art Marmeladen-Kompott gemacht. Ich finde es immer wieder toll, dass Ihr/Du so „Sortenretter“ seid. Liest sich wunderbar! Danke dafür!
Gerne, wir finden es auch gut, dass wir so leben und sind 😛 Vielfalt ist deutlich lebenswerter als Einfalt stelle ich immer wieder fest und die vermeintliche Vielfalt der Konsumtempel entpuppt sich immer öfter als Humbug. Du hast einen tollen Bioladen, wenn der Mispeln führt, das finde ich richtig knorke.
Früher – also ganz früher – müssen Mispeln ein echter Renner gewesen sein, irgendwie und irgendwo werde ich noch Rezepte auftreiben, vielleicht im Mittelalter-Kochbuch. 🙂
Die Mispeln aus dem Laden werden japanische sein. Schmecken lecker, aber ganz anders als die hiesigen Mispeln.. Die unseren haben sehr viele Kerne.
Oli, wahrscheinlich hast du schon nach Rezepten gestöbert. Naja.
http://www.mispel.ch/Rezepte/
http://blog.werner-rebel.de/tag/mispel/
Mittelalterliche Rezepte gibt es fast keine authentische.
Arme Leute und dazu zählten ja fast alle ,hatten kein Geld für die teuren ausländischen Gewürze. Die Rezepte sind allerdings voll davon.