Raritäteneintopf mit Rotbeerbohne

An dieser Stelle geht es gar nicht so sehr um die Zubereitung eines Bohneneintopfs – ich denke, das bekommt auf die eine oder andere Art und Weise wohl jeder hin – sondern vielmehr darum, eine Lanze zu brechen für alte Sorten.
Über die Rotbeerbohne findet man schwerlich Informationen, in 1-2 Samenarchiven scheint es sie zu geben und einige Bohnenenthusiasten bauen sie an, veröffentlichen aber anscheinend nicht. Ich bekam diese Buschbohnensorte beim Samentausch der von mir so genannten norddeutschen Frunslüt von Salmandra und baute sie 2017 zum ersten Mal an.

Rotbeerbohne

5 Samen bekam ich, davon waren 2 taub, die restlichen 3 hegte und pflegte ich, rettete die Büsche mehr oder weniger gut vor der diesjährigen Schneckenplage und konnte am Ende nicht nur das Saatgut vermehren, sondern auch eine passable Portion zum Testen entnehmen. Neben einer Portion Saatgut habe ich von den 3 Pflanzen 430g Bohnenkerne geerntet, die leider nicht alle ausgereift waren. Das ist weniger als bei ‚Borlotto‘ (1kg) und ‚Tiger’s Eye‘ (660g) aber ich hoffe, das Ergebnis in den nächsten Jahren noch steigern zu können, wenn ich auf feuchtigkeitsresistente Schläge selektiert habe. Nebenbei war dieses Anbaujahr in Schleswig-Holstein in jeder Hinsicht schwierig: viel zu viel Wasser, kaum Wärme, wenig Sonne.

Das überhaupt eine gute Portion zum Verkosten entstand ist ja nicht unwesentlich, man will ja wissen, ob sich der Anbau auch in kulinarischer Hinsicht lohnt und immerhin hätte es ja auch sein können, dass diese Sorte nicht ohne Grund dabei war zu verschwinden …

Der Bohnenkern wird mittelgroß, ist bei der Ernte noch relativ schwach ausgefärbt und dunkelt später nach, dann hat die Bohne einen altrosa-roten Grundton und braun-schwarze Sprenkel. Was hübsche Körnerbohnen angeht, lege ich ein elsterhaftes Verhalten an den Tag: ich muss sie haben (und bräuchte wesentlich mehr Anbaufläche, als ich habe…). Die Rotbeerbohne ist eine extravagante Schönheit, die ich auch sehr gerne ansehe.

Dieses Jahr hatte ich einige Bohnenraritäten in der Vermehrung und darüber war es kurz zu einer Verwirrung gekommen, bei der ich mich fragte, ob meine Rotbeerbohnen überhaupt etwas geworden waren oder verschwunden oder verkreuzt – in Folge bekam ich von Salmandra dankenswerterweise eine zweite Charge Saatgut.

Nun habe ich also den ersten Bohneneintopf mit der Rarität ‚Rotbeerbohne‘ gekocht und bin sehr zufrieden. Die Körner werden beim Kochen schön groß, zerfallen aber nicht leicht sondern behalten ihre Form. Die Farbe verblasst nach rosa, die Bohne ist mehlig ohne lästigen Widerstand zu bieten. Den Geschmack zu beschreiben fällt mir etwas schwerer, ich würde sagen, dass es Körnerbohnen gibt, die wesentlich ‚bohniger‘ schmecken, die Rotbeerbohne ist da feiner. Soweit der Erfahrungsbericht zum Anbau und zur Ernte dieser interessanten und hübschen Sorte.


Für die, die es interessiert folgt hier nun noch mein Rezept für den Rotbeerbohneneintopf:

  • 2 große Zwiebeln
  • 1 Pfund Kartoffeln
  • 1 Pfund Karotten
  • 1 Pfund frische (blanchiert eingefrorene) Bohnenkerne, hier: Rotbeerbohne
  • 1 Pfund grüne Bohnen
  • 1 Scheibe Speck von 1cm Dicke, bei mir 150-200g
  • 1 Handvoll Paprikagemüse
  • 1 TL Chilipulver
  • 3-4 TL Suppenpulver oder eine gute körnige Brühe
  • evtl. Bratöl
  • frischen/eingefrorenen Stangensellerie nach Geschmack

Zwiebeln putzen und würfeln, Speck würfeln. Speck in einem großen Topf auslassen, ist er nicht fett genug, Bratöl zugeben und die Zwiebeln darin anbraten.

Karotten und Kartoffeln geputzt und gewürfelt zugeben, kurz sanft anbraten und dann mit etwa  2l Wasser angiessen. Suppenpulver zugeben und warten, bis die Flüssigkeit beginnt zu köcheln.

Bohnen und Paprikawürfel zugeben und gar köcheln lassen.

Kurz vor Ende der Garzeit den fein geschnittenen Sellerie zugeben und kurz vor dem Servieren mit Chili und nach Belieben anderen Gewürzen abschmecken. Körnerbohnen vertragen viel Würze und ich persönlich finde, dass Chili und Paprika immer eine gute Wahl sind.

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5 Gedanken zu „Raritäteneintopf mit Rotbeerbohne

  1. Linsenfutter

    Das hört sich schwierig und kompliziert an. Rotbeerbohne, den Begriff habe ich noch nie gehört. Sorry, aber hat das was mit der Kidneybohne (wg. des ähnlichen Aussehens) zu tun?

    Antwort
    1. Oli@Landidylle Autor

      Bohnen finde ich superleicht anzubauen und zu erhalten, einzig ein feuchter Sommer/Herbst verhindert allzu oft ein vernünftiges Ausreifen und vor Schnecken muss man sie schützen.

      Wikipedia sagt zu Kidney-Bohnen: „Kidney-Bohne ist ursprünglich nur ein anderer Name für die Gartenbohne, bezeichnet heute aber auch bestimmte rotsamige Sorten.“

      Ich kenne es auch so, dass Kidneybohne eine sehr bohnenförmige, knallrote Sorte meint. z.B. ‚Canadian Wonder‘ oder ‚Red Kidney‘, die sehen bei mir so aus:

      Die Rotbeerbohne ist schon wesentlich runder. 🙂

      Antwort
  2. katjetko

    Toll, dass es Leute gibt, die sich für alte Gemüsesorten interessieren. Ich habe schon ein paar Reportagen bzw. Dokus zum Thema gesehen. Wir haben keinen Garten, aber ich überlege, schon länger für meine Eltern ein paar alte Tomatensorten zu besorgen, weil ich sie gern probieren würde 🙂

    Antwort
    1. Oli@Landidylle Autor

      Ich bin auch total dankbar, dass es Leute gibt und gegeben hat, die ihre alten, bewährten, regionalen und an das Mikroklima angepassten Sorten durch die Zeiten gerettet haben!
      Die Aromen und die Vielfalt an Formen und Farben ist kein Vergleich zu den standardisierten Wirtschaftssorten, die auf Lagerfähigkeit, Ertrag, gleichmässiges Abreifen usw. optimiert sind.

      Ich kann dich nur dazu ermutigen, es mit alten Tomatensorten zu probieren – aber Vorsicht! es könnte sein, dass du danach keine Supermarktsorten mehr essen magst 😀
      Und du wärst bei weitem nicht die erste, die vom Genusssegment her zum Hobbygärtnern kommt. 🙂

      Antwort
      1. katjetko

        Ja, wir essen auch so schon nur noch Tomaten im Sommer und vor zwei Jahren hatten wir ein paar auf dem Balkon angebaut 🙂 Wenn wir mal einen Garten haben, dann probier ich sicher etwas aus

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