Willkommen Oktober, bunt sind schon die Wälder

Willkommen Oktober, einer der schönsten Monate des Jahres. Sonnige, warme Tage mit frischem, kühlem Wind, bunten Farben in der Natur und dem dankbaren Rückblick auf das Gartenjahr und die Ernte.
Die großen Ernte- und Verarbeitungswellen gehen im Oktober meist zuende, die Vorratskammern sind hoffentlich gut gefüllt. Einige überlebende Sommergemüse sichern die Ernte noch bis zum Frost und das Wintergemüse auf den Beeten gibt uns das Gefühl, das wir gut vorgesorgt haben. Theoretisch.

Hier im landidyllischen Garten haben wir im September die Kontrolle verloren. Draussen auf den Hochbeeten hat das Unkraut das Heft in der Hand und im Folientunnel haben die Tomaten einen undurchdringlichen Dschungel gebildet. Ranken der Süßkartoffeln bilden dichte Teppiche von 3m Länge, der wohlschmeckende Malabarspinat erklimmt und fesselt alles, was ihm in die Quere kommt und wie es dem Spargel in den Hochbeeten in den ‚Abseiten‘ des Folientunnels geht kann ich nur mutmaßen – lange nicht gesehen.

Auf den Wiesen waren im September die Apfelbäume schwer beladen und hier haben wir es wirklich geschafft, den größten Teil abzuernten.
Mit Baby bleibt nicht für alles Zeit stellte ich mal wieder fest, schon gar nicht, wenn man es nicht weglegt, sondern bindungsorientiert teilhaben lässt. Mit Baby im Tragetuch Äpfel zu pflücken finde ich etwas ungünstig; die Angst vor auf-den-Babykopf-fallenden-Äpfeln und in-Babyaugen-pieksende-Äste ist dank Mamahormonen immer da.
Wie gut, dass der kleine Mann es schon für kleinere Zeiträume spannend findet, am Boden liegend neue Eindrücke zu sammeln.

Die Apfelernte war sehr gut, der ‚Holsteiner Cox‘ ist von einem Orange, wie ich es bei dieser Sorte noch nie gesehen habe, ‚Ingrid Marie‘ gewohnt rot und gut, die ‚Ananasrenette‘ hat viele aber kleine Früchte gehabt und der ‚Martini‘ war voll von großen, perfekt geformten Äpfeln mit sehr intensivem Duft. ‚Dr. Seeligs Orangenpepping‘ ist derzeit der einzige Hochstamm-Apfelbaum bei uns und hat in seinem 6. Standjahr beachtlich getragen; die Äste hingen schwer beladen bis auf den Boden.
3 Bäume haben diesen Sommer allerdings nicht überlebt, obwohl sie in diesem Alter an sich schon Wühlmausattacken und vorübergehende Dürre verkraften können sollten. Schade um 3 historische Sorten aber Platz für neue.

Auch sonst war der September ein Erntemonat, in dem das Füllhorn sich reich ausschüttete. Weiße Auberginen, leckere Physalis, Tomatillos, die ersten Feigen, hocharomatische Pfirsiche, knackige Paprikas, fruchtig-scharfe Chilis, mild-süßer Malabarspinat, verschiedene Kräuter, Wassermelonen, die erste Nashi und Herbsthimbeeren … viel mehr als wir verwerten konnten.

Es erfüllt uns mit großer Dankbarkeit und auch mit Stolz, dass wir nun nach und nach die Früchte unserer Arbeit genießen können. Es ist eine so tiefe und echte Befriedigung, von diesem Reichtum der Natur schöpfen und sich nähren zu können. Der Plan geht auf und gedeiht immer weiter, die einzelnen Faktoren verflechten sich zu einem Netzwerk aus geben und nehmen – sogar in diesem Jahr, in dem so vieles liegen geblieben ist.

Wie mag es erst in einigen Jahren sein, wenn der frisch gepflanzte Walnussbaum uns Nüsse bringt, die Kiwi trägt, die neue Mirabelle, die wilde Aprikose, die Mini-Kiwis, die Mandel, die Esskastanie?
Irgendetwas gedeiht immer und bringt reiche Ernte – und im Gegenzug gibt es wohl auch jedes Jahr etwas, was mißlingt. Je breiter das Sortiment gefächert ist, desto eher ist sichergestellt, dass es man jedes Jahr satt wird und Überschüsse zum Tauschen hat.

Die Zwiebelernte ist dieses Jahr eher kläglich, auch Knoblauch haben wir wenig. Zum Glück hatte ich die doppelte Menge gesteckt. Auf Lagerkohl müssen wir ganz verzichten, auch Kürbisse haben wir wenig, der Porree ist sehr klein, rote Bete waren wenige große nach der Dürre vorhanden, Wurzelpetersilie, Pastinaken & Co. haben wir dieses Jahr nicht. Körnerbohnen sind nichts geworden, Sellerie haben wir nicht und vermutlich viele andere Gemüse sind den anderen Umständen oder der sommerlichen Hitze und Dürre zum Opfer gefallen.
Und trotzdem können wir zufrieden sein.

Außerdem hatten wir im September viel Besuch. Sehr viel. Soviel, wie man es einem Baby von 4 Monaten eben zumuten mag. Und da eben dieses Baby in sich ruht haben wir auch unsere aushäusigen Aktivitäten wieder sachte gesteigert.
Zum Beispiel waren wir zur historischen Kartoffelernte in Arkebek, wo die Kinder selber Kartoffeln stoppeln konnten, die Erwachsenen alle paar Schritte Bekannte zum Schnacken trafen, einige historische bäuerliche Maschinen im Einsatz waren sowie verschiedene Kartoffelsorten zum Kauf angeboten wurden.

Auch von der Flohmarkt-Saison konnten wir noch einen kleinen Teil erleben, endlich war es nicht mehr zu heiß und das Baby alt genug für ein kurzes Eintauchen in die Menge. Bei diesen Gelegenheiten wird uns immer stark bewusst, wie sehr sich die Gesellschaft verändert hat und dass wir eigentlich zur falschen Zeit geboren sind. Immerhin konnten wir einige Schnäppchen machen und Beute nach Hause schleppen. Über die Reinigung der verrosteten gußeisernen Pfanne hatte ich hier berichtet.

Die Tochter entwickelt ein sehr gutes Gespür für’s Sammeln und war einige Male mit ihrem Vater im Wald auf Pilzsuche. Mittlerweile geht ein nicht unerheblicher Teil der Beute auf ihr Konto. Es macht sie sehr stolz, auf diese Weise zur Versorgung der Familie beizutragen.

Ebenso gut wie im Wald kennt sie sich in der Steinzeit (im Archäologisch-Ökologischen Zentrum Albersdorf) aus, wo sie in diesem Jahr endgültig Dauergast geworden ist, nachdem Vater und Tochter oftmals alleine Ausflüge unternahmen, um für den jüngsten Nachwuchs zuhause für ruhige Auszeiten zu sorgen.

Ich habe zum ersten Mal gemeinsam mit beiden Kindern eine kleine Sammeltour gemacht und Schlehen gepflückt – besonders weit kann man in die stark bewehrten Büsche nicht hineinlangen, wenn man ein Baby vor dem Bauch hat. Aber gut, alles hat seine Zeit und die gegenwärtige Zeit gilt es so gut wie möglich zu gestalten und zu genießen.

Zuhause wurde ein Meilenstein erreicht. Die Vollendung der Sanierung soll in die Endphase gehen. Ich schreibe das bewusst vage weil derlei Aktionen bei uns seit ein paar Jahren ewig zu dauern scheinen. Also: das letzte Stück Rohbau soll bewohnbar gemacht werden. Denn auch wenn wir ein Wohnzimmer bislang nicht wirklich vermisst haben weil wir eine Wohnküche haben, wo sich alles abspielt, ist es eine verlockende Vorstellung, einen Rückzugsort zu haben. Ein Wohnzimmer soll also entstehen mit Ausgang zur Terrasse, Blick über den Garten und Sicht auf den Sonnenuntergang. Und ein kleines, abgetrenntes Schlafkabuff ist auch geplant, denn irgendwann in den nächsten 3 Jahren werden wir das elterliche Schlafzimmer zugunsten eines Kinderzimmers aufgeben.
Die Elektriker waren schon da, nun muss die Decke gedämmt und vertäfelt werden und die Fenster luftdicht abgeklebt, es muss der Bodenaufbau gemacht werden und Putz an die Wände, Farbe und Schalter an die Wand, ein Ofen herbei und bald schon könnten wir …

Und solange man auf die Zimmerleute wartet und sich darauf freut, nach deren Einsatz die Arbeiten der restlichen Gewerke selber machen zu können, kann man ja schonmal neue Baustellen anfangen. Zum Beispiel haben wir auf dem Hofplatz eine der letzten Baustellen angefangen: die Forsythie, die zwar eine wunderschön symmetrische Halbkugelform hatte mit der sie die Sicht auf die Stirnseite des Folientunnels verdeckt hat aber für kein Insekt und keinen Vogel Nutzen brachte und höchstens an Kaninchen verfüttert werden konnte, ist weg.
An dieser Stelle soll wieder ein Hochbeet aus Granit-Fundamentsteinen entstehen, darin ein Erdkeller, darauf ein kleines Gewächshaus für die Anzuchten und dann ist noch Platz für eine Pimpernuss und einen Mandelbusch.
Nun sieht der Hof erstmal wieder furchtbar aus, aber vor meinem geistigen Auge ist ja zum Glück jederzeit abrufbar der Endzustand zu sehen. Was wird das schön!

Und wenn wir schon bei unschönen Bildern sind, gibt es hier gleich noch eines:

Der Gatte hat sich nämlich wieder einen Schwung Flugenten angelacht und da das Ausmisten vom Entenstall bislang alles andere als ein Vergnügen war, hat er beherzt eingegriffen und ein paar Parameter verändert.

Ansonsten sieht man langsam den Erfolg der Anlage des Bienenbeets. Derzeit blüht der Fingerstrauch noch unermüdlich und das blau der Katzenminze und der Bartblume leuchten um die Wette. Ginster, Spiere, Honigbeere, Sommerflieder, Sommertamariske und Kandelaber-Ehrenpreis haben in diesem Beet auch Platz und erfüllen mit ihren Blühzeiten einen Teil des Trachtfließbandes, was ich errichten will. Der Begriff stammt von Bernhard Jaesch, Gärtnermeister und Imkermeister sowie Inhaber des Immengartens, einer Gärtnerei, in der man alle erdenklichen Bienenpflanzen findet sowie detailierte Angaben zu Pollen- und Nektarwert einer Pflanze und Tipps, wie man erreichen kann, dass im eigenen Garten das ganze Jahr durchgeblüht wird. Unsere Bienenpflanzen habe ich hier aufgelistet und einige stehen noch auf der Wunschliste.

Die restlichen Eindrücke des September zeige ich der Einfachheit halber in einer Galerie. Selten war die Zeit so knapp wie jetzt und ich freue mich schon, überhaupt den Monatsrückblick verfasst zu haben auch wenn mich das 3 müde Abende gekostet hat.
Ich hoffe, ihr habt einen tollen, warmen, bunten Herbst mit reicher Ernte, wunderschönen Spaziergängen und Glück im Bauch!

Bunt sind schon die Wälder,
gelb die Stoppelfelder,
und der Herbst beginnt.
Rote Blätter fallen,
graue Nebel wallen,
kühler weht der Wind.

Wie die volle Traube
aus dem Rebenlaube
purpurfarbig strahlt!
Am Geländer reifen
Pfirsiche, mit Streifen
rot und weiß bemalt.

Flinke Träger springen,
und die Mädchen singen,
alles jubelt froh!
Bunte Bänder schweben
zwischen hohen Reben
auf dem Hut von Stroh.

Geige tönt und Flöte
bei der Abendröte
und im Mondesglanz;
junge Winzerinnen
winken und beginnen
frohen Erntetanz

 

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2 Gedanken zu „Willkommen Oktober, bunt sind schon die Wälder

  1. Alex

    Was habt ihr es schön! Ich will gar nicht an all die Arbeit denken, aber zum Anschauen ist es sehr schön. Es freut mich sehr, dass eure Projekte voranschreiten und auch von Erfolg gekrönt sind. Es gibt immer Rückschläge, aber an denen wachsen wir.
    Ich freue mich vor allem, dass ihr den Mut gefunden habt, euch auf ein solches Experiment einzulassen. Wie man sieht, zahlt sich der Mut (und Wissen, und harte Arbeit) aus.
    Schreib weiter solche schönen Berichte Oli, ich für meinen Teil freue mich immer, wenn ich etwas von euch lese.
    LG Alex

    Antwort
    1. Oli@Landidylle Autor

      Danke Alex, es freut mich natürlich besonders, wenn du die schönen Seiten siehst, denn immerhin kennst du ja aus erster Hand die ‚Rumpelecken‘. Es wird herrlich!
      Bei den Rückschlägen finde ich ja immer wichtig zu wissen, warum etwas schiefgegangen ist, dann kann man damit arbeiten – und das wissen wir ja dieses Jahr. Aber insgesamt: wow, was man aus einer leeren Wiese und einer Ruine alles machen kann. 🙂
      Ich berichte weiter und bin selbst gespannt auf die vorher-nachher-Bilder, die ich irgendwann zeigen will.
      LG Oli & Anhang

      Antwort

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