Im Garten gibt es noch Wintergemüse. Pastinaken, neu austreibenden Grünkohl, vergessene Karotten, Haferwurzeln, Crosne, Süßwurzeln und Topinambur.
Ich habe letzte Saison 2 Sorten Topinambur angebaut, eine auf 5 qm normalem Gartenbeet, die jetzt so feucht sind, dass das Arbeiten mit der Grabegabel wahrlich kein Spaß ist – und eine neue Sorte zur Vermehrung im Kübel. Eben diesen Kübel habe ich mir vorgenommen um nachzusehen, wieviele Knollen die Pflanzen gebildet haben. Immerhin sind sie sehr gut gediehen und haben – im Gegensatz zu der anderen angeblichen Feinschmeckersorte – sogar geblüht. Aus einem halben, kleinen Mörtelkübel habe ich 2,5 Kg Knollen geerntet. Ich denke, das ist OK dafür, dass ich nur initial gedüngt habe.
Neulich, in der grauen Stadt am Meer, zog es uns wie eigentlich immer und überall in eine Buchhandlung. Da wir durch den Anbau von eigenem Obst & Gemüse und der weitgehend eigenen Erzeugung von Fleisch ja derzeit am Anfang des Experiments stecken, zumindest teilweise vom eigenen Land leben zu können und Parallelen zum Leben & Kochen in früheren Zeiten offensichtlich sind, zieht es mich zwecks Inspiration ohnehin immer zu alten Kochbüchern, Schilderungen regionalen Alltagslebens und ähnlichen Büchern.
Dieses Mal fiel mir das ‚Heimat‘-Kochbuch von Tim Mälzer in die Hände. Ich bin ziemlich unbedarft und weiß nur, dass Herr Mälzer eine sehr mediale Person ist, für Alltagsküche steht, aber viel mehr auch nicht. Auch wenn seine Heimat auch meine Heimat* ist und wir (geringfügig zeitlich versetzt) einige derselben Stationen durchlaufen haben.
Wie auch immer, ich habe dieses Kochbuch also auf Tauglichkeit für die Selberversorgerküche untersucht und festgestellt, dass es sich eignet. Das Rezept für die Topinambursuppe stammt aus diesem Buch (leicht abgewandelt weil wir nicht mit Alkohol kochen) und daher auch nicht voll zitiert.
Zutaten für 4-6 Personen:
- 1 kg Topinambur
- 150g weiße Zwiebeln
- 1 Knoblauchzehe
- Öl
- 1kleines Bund Thymian
- 150ml Apfelessig bei uns, bei ihm Grauburgunder oder Riesling
- 200g Schlagsahne
- Salz
Ein Großteil des Topinamburs wird geputzt und gewürfelt und zusammen mit ebenfalls gewürfelter Zwiebel und Knoblauch angebraten. Etwas gehackter Thymian wird zugegeben. Mit Essig/Wein ablöschen,um die Hälfte reduzieren lassen, mit 1l Wasser und der Schlagsahne aufgiessen, würzen und offen 30 Minuten kochen.
Restlichen Topinambur sehr fein hobeln, trocknen und in heißem Fett zu Chips frittieren, bis er goldbraun ist. Ein paar Zweige Thymian ebenfalls frittieren. Alles auf Küchenpapier abtropfen lassen.
Suppe pürieren, anrichten und mit Topinambur-Chips und Thymian garnieren.
Tim Mälzer, Heimat: Kochbuch, Mosaik Verlag
*An sich bin ich eingeborene Hamburgerin, sogar nach alter Definition.
Hello Oli, die Crosne musste ich Nachschauen, sind bei uns Stachis. In den Tags macht mich das arme Leute Essen schmunzeln. Mach doch eine Topfkolekte:)
Herzliche Grüsse, Bernhard
Moin Bernhard, ich weiß doch, dass das bei Euch Stachys sind, habe ich in dem Artikel über Crosne extra erwähnt! Die werden auch – leider zu wenig – in dem ProSpecieRara-Kochbuch behandelt.
Auf das klassische ‚Arme Leute Essen‘ kommt man meiner Meinung nach ganz automatisch wenn man das versucht, sich vom eigenen Land zu ernähren. Zumindest in unserem kleinen Stil. Irgendwann wollen wir es mal 1 Jahr durchziehen und sehen, wie weit wir kommen wenn wir nur Fett, Zucker, Salz, Getreide zukaufen.
Und abgesehen davon: Ich kenne beide Seiten, ich war mal reich und jetzt bin ich nach normalem Maßstab arm. Ist beides OK und kann beides Spaß machen, die innere Einstellung zählt. Man sollte halt eben nur keine echten Geldsorgen haben. 🙂
Also wenn es hier mal eine Spendendose aka Topfkollekte gibt, dann ist es ernst. 🙂
Liebe Grüße, Oli
Liebe Oli,
entschuldige, habe deinen Artikel über Crosne/Stachys verpasst, nicht gelesen und bin dumm geblieben. Doch heute wurde es nachgeholt, Danke.
Apropos Spenden. Da war mal etwas mit einem Menschen namens Tom(?). War doch auf deinem Blog. Ist da etwas daraus geworden? Hat’s gereicht?
Muss ab zum Nachtessen.
LG, Bernhard
Hallo Bernhard,
ja, Dein Landsmann Tom ist in seinem deutschen Exil angekommen, hat ein altes Haus samt Scheune und Nebengebäuden gekauft und ist dort dermassen fleissig in Gange, dass er sicher schon bald wieder eine fast vollkommende Selbstversorgung aufgebaut hat!
Der erste Nachwuchs in Form von Küken ist (wenn ich es richtig verstanden habe) noch auf der Fahrt geschlüpft und es lässt sich alles gut an. Es wurde wahnsinnig viel gespendet, den Großteil haben wohl Mitbürger aus seiner alten Gemeinde Münchenbuchsee gegeben: http://www.eindachfuertom.ch/index.php/unterstuetzer
Ich denke daran kann man ermessen, dass er ein guter Mensch ist und die Hilfe verdient hat.
Liebe Grüße und guten Appetit, Oli
Super, das freut mich zu hören. Danke für die Info.
Liebe Grüsse, Bernhard
eine sehr feine Idee. Ich habe ja auch noch so viel Topinambur im Garten… 🙂
Dann mal los! 🙂
Mir sagen die Topinambur nicht besonders zu . Aber einmal habe ich die auf der Schneise im Wald eingesetzt . Da habe ich im Herbst ernten können 😉
Eine gute Idee, ich überlege, ob ich hier irgendwo Bärlauch auswildere. Andererseits haben wir keine richtigenWälder und das bisschen was da an Forsten ist, wird zum Teil sogar von den Besitzern abgesperrt.
Topinambur ist nicht mein Lieblingsgemüse, ich finde ihn etwas zu ’sauer‘, naja, dieser typische Geschmack eben, wobei das von Sorte zu Sorte ja auch unterschiedlich ist.
Aber mein Mann mag ihn, und er gedeiht ja wirklich unkompliziert was für ihn spricht, also schlecht ist es nicht, ihn als Backup zu haben. Als Ofengemüse finde ich ihn besser als als Suppe. Aber eben: wer es mag, liebt diese Suppe. 🙂
Bärlauch habe ich im Wald ausgesetzt , konnte aber nicht ahnen das der Fußweg dort stärker begangen wird . Aber der Bärlauch kommt immer wieder . Der steht ein Stück vom Fußweg entfernt , es gibt hier leider Leute , die die Hundescheise in Plastikbeutel einsammeln und dann in den Wald hineinschmeißen . Es ist echt gruselig . Grad dort waren die Morcheln .
Am Graben , zwischen den Gärten und Wald hat sich Bärlauch etwas breitgemacht . Den könnte man pflücken wenn da nicht ALLE Leute mit ihren Hunden vorbeigingen .
Also , ich würde es versuchen mit dem Bärlauch , an den Gräben unter Gebüsch .
Oh schade und igitt wie eklig.
Da, wo ich die schwarzen Hagebutten gefunden habe und die Schlehen sind, kann man auch nicht links und rechts vom Weg treten, ohne in die Sch**** zu treten. Gestern grad war ich dort spazieren und dachte ‚wie schade. Du guckst immer nur nach unten, dabei sind auch oben die schönen Dinge zu sehen.‘
Ach so , ich weiß noch eine Stelle wo der Bärlauch vorkommt , da muß ich allerdings weit raus in einen anderen Wald , Köllnischer Wald .. Dort steht er am Rand eines Baches im Buchenwald . Es wird dort ziemlich dunkel unter den Bäumen . Ich bin immer vorsichtig und nehme nur ein paar Blätter , denn soviel Bärlauch ist dort nicht .
Gibt es nicht auch Bärlauchsamen ?
Ja, ich hab hier noch eine Tüte Samen stehen. Vielleicht frage ich einfach meinen Mann ob er weiss, in welchem Waldstück wenig los ist. Als Jäger ist er ja öfter dort.
Liebe Oli!
Habe eben in deiner Gemüseliste für 2016 das erste Mal von „Haferwurzeln“ gelesen. Und hier schreibst du auch darüber. Erklärst du mir bitte, wie die schmecken, wie du sie verwendest, wie du sie kultivierst und wie lang du sie erntest? Das wär SUPER!!
Ich suche nämlich immer neues Wintergemüse, das es richtig lang im Garten aushält. 🙂
Danke!!
Herzlich
Katharina
Die schmecken mild, einige sagen wie Austern. Man kann sie wie Schwarzwurzeln verwenden (nur, dass man sie nicht unbedingt schälen, sondern auch gut abbürsten kann) und ich stelle gerade fest, dass ich dieses Jahr anscheinend doch keine Haferwurzeln habe?! Ich werde nachher nochmal gucken, letztes Jahr war da soooviel Saatgut, die müssten sich eigentlich selbst ausgesät haben. Allerdings wird in dem beet alles von Kamille und Knollenziest überwuchert, keine guten Bedingungen also. Dafür habe ich dieses Jahr einjährige Schwarzwurzeln, nächstes Jahr dann wieder Haferwurzeln und (wenn ich es nicht wieder verpenne) Zuckerwurzel.
Haferwurzeln sind halt toll, weil sie so robust sind, die kann man problemlos draussen lassen und ernten wenn man sie braucht. Ansonsten ist es wie mit den meisten zweijährigen, kurz vor Blüte wird die Wurzel fest und zäh und ich las eben, dass man auch von der Haferwurzel die Blätter und Blüten essen kann. Sieh an. Kultivierung fand ich einfach, wahrscheinlich zu einfach denn sonst hätte ich sie mehr gehätschelt (ich muss wirklich mal schnell raus und gucken!!!)
Also geschmacklich finde ich Schwarzwurzel besser aber nix geht über Vielfalt und die Haferwurzeln kann man auch gut selber vermehren, die machen so Pusteblumen.
Liebe Grüße von Oli
Oh wow, ist das toll, tausend Dank für die ausführliche Antwort!!
Schwarzwurzeln stünden eigentlich auf meiner dringlichen To Do-List für 2017, aber mir ist alles sehr sympathisch, das pflegeleicht ist und sich selbst brav vermehrt. Ich glaube, die schreib ich mir auf.
Zweijährig heißt: Im zweiten Sommer, erst nachdem sie einen Winter erlebt hat, beginnt die Wurzel zu blühen, oder?
Liebe Grüße
Katharina
Genau ja, das heisst es, und die Saatgutgewinnung ist einfach (wenn man nicht das gewonnene Saatgut bei der Flucht vor dem Platzregen stehen lässt, nicht, dass uns das passiert wäre, um Gottes Willen) Also sie erfüllen deine Kriterien, dann solltest du sie testen. Ich wäre gespannt, was du daraus dann zauberst. 🙂
Suuuper, das wird unbedingt angebaut! HA! Bin schon sehr gespannt, danke nochmal!
Wenn das ganze Saatgut versehentlich nass wird kannst du damit noch leere Beete mulchen und so quasi gleich nochmal ansäen (für milde Winter). So haben wir – unfreiwillig – letzten September nochmal ganz viel Salat angesät, der bis jetzt hält (langsam wächst er aus, also bis Ende Juni muss er weg).
Liebe Grüße
K.
Sehr gerne Katharina.
Ja, ich weiss auch nicht. Wir waren doof. Wir waren mit Freunden im Garten, haben Saatgut genommen (was die eigentlich mitnehmen wollten) dann wurde es nass. ich kann mich erinnern, dass entweder vorher oder nachher noch eine Menge ‚Fallschirmchen‘ geflogen sind. Ich hätte das nasse zeug ja auch normal aussäen können, macht die Natur ja auch so. Es war einfach doof und ich muss dringend nachsehen, ob in dem Beet etwas kommt. Da das mein Dauerbeet ist, in dem fast nur mehrjährige stehen, ist das ziemlich überwuchert.
LG Oli