Vor ziemlich genau einem halben Jahr habe ich aufgrund aktuellen Bedarfs recherchiert und getestet, wie gut sich langer, weißer Sommerrettich zur Herstellung von Hustensaft eignet. Sehr, sehr gut war in meinem speziellen Fall das Ergebnis.
Vor 6 Monaten galt wie heute:
Runder, schwarzer Winterrettich soll eine stärkere Wirkung haben als langer, weisser Sommerrettich, das kann man zumindest auf den populärwissenschaftlichen Seiten und solchen, die es sein wollen permanent lesen.
aber auch, dass es dazu durchaus andere Meinungen gibt.
Eine meiner Erklärungen war:
Schwarzer Rettich prägt vermutlich die Assoziation mit Hustensirup weil er zeitig zur winterlichen Erkältungswelle reif ist und im Winter als Lagergemüse zur Verfügung steht.
Ich würde heute noch hinzufügen, dass man Pflanzen, die sich gegen Wind, Kälte oder andere widrige Umstände behaupten müssen nachsagt, dass sie mitunter besonders viele wirksame Bestandteile anhäufen, denn diejenigen Wirkstoffe, die die Pflanze stärken oder Angreifer abwehren sollen, sind manchmal genau die, die wir uns zunutze machen.
Nun habe ich den Test mit dem runden, schwarzen Winterrettich also wiederholt, allerdings waren die Bedingungen nicht optimal denn meine Winterrettiche standen eingefroren auf dem Beet und ich habe einen konventionell angebauten Rettich vom Türken gekauft. Das Anbaugebiet lag ganz sicher auch nicht in Deutschland oder ähnlich nördlichen Gefilden. Der Versuch muss also an sich nochmals mit Winterrettich aus eigener Ernte wiederholt werden.
Ich berichte euch trotzdem schon einmal.
Während ich den langen, weißen Sommerrettich kurzerhand ganz banal geraspelt und mit Zucker vermischt habe, hielt ich mich dieses Mal an das Prozedere, für welches sich der runde Rettich so gut eignet. Das eindrucksvolle Ritual, bei dem der Hustensirup Tropfen für Tropfen in das Glas fällt, gülden gefärbt und den Betrachter mit dieser Langsamkeit becircend, die Kostbarkeit suggeriert.
Dabei wird vom Rettich ein Deckel abgeschnitten, das Fleisch ausgehöhlt (ein großer scharfer Löffel wäre perfekt), die Spitze des Rettichs eingekürzt, kreuzförmig eingeschnitten, um einen Ablauf zu gewährleisten, das Fleisch zerkleinert, 1:1 mit Zucker vermischt und wieder eingefüllt. Der Deckel wird aufgelegt, der Rettich auf ein Glas gesetzt und bald fallen die ersten Tropfen.
Insgesamt kann man den Rettichsirup gut über nacht durchlaufen – oder eben im Glas ziehen lassen.
Die überschüssigen mit Rohrohrzucker vermischten Rettichraspel habe ich in ein Glas gefüllt und dort Flüssigkeit ziehen lassen. Im Glas funktionierte das schneller und die Ausbeute schien mir höher zu sein. Eine Schwierigkeit bei der Benutzung von Winterrettich – wenn nicht die Schwierigkeit – ist, dass dieser im Vergleich zu Frühlings- oder Sommerrettich sehr trocken ist. Im Glas vermischt sich Rettichfleisch, Zucker und fertiger Sirup, die Rettichraspel liegen im Sud und es wird mehr Flüssigkeit entzogen. Im Rettich funktioniert das nicht.
Dort bleibt das ganze eine eher trockene Angelegenheit. Die Schnippsel nach dem ersten Durchgang im Rettich nochmals im Glas Sirup ziehen zu lassen hat übrigens dann auch nicht mehr viel gebracht. Aber wie gesagt: Winterrettich ist nunmal von Haus aus trockener als Frühjahrs- oder Sommerrettich.
Der Geruch und Geschmack dieses Hustensirups war unangenehm. Während ich den Hustensirup vom Sommer wirklich gerne mochte, hatte dieser einen eher strengen Geruch und Geschmack. Das kann seine Ursache in petrochemischen Düngemitteln haben. Kreuzblütler sind da zu recht etwas zickig manchmal.
Mein eigener Husten hat sich spontan verabschiedet als der Hustensaft fertig war, ich kann was die Wirksamkeit betrifft also nicht auf eigene Erfahrungen zurückgreifen, sondern nur auf die Aussage des Gatten. Er bestätigt aber meinen Verdacht: auch mit der Wirksamkeit ist es nicht so weit her gewesen. Da greift die klinisch erforschte Binsenweisheit also mal nicht, nach der ‚bittere‘ Pillen besser helfen weil der Mensch von wirksamer Medizin einen schlechten Geschmack erwartet.
Das Killerargument schlechthin, trotzdem runden, schwarzen Winterrettich zu benutzen ist der Winter. So einfach ist das.
Saisonal soll das Hustenmittel sein, hilfreich und gut. Regional angebaut wäre vermutlich auch besser gewesen und bio-Herkunft sowieso.
Die empfohlene Dosierung liegt bei bis zu stündlich einem Teelöffel voll, der fertige Sirup kann 3-4 Tage benutzt werden, sofern er im Kühlschrank gelagert wird und auch Kinder können den Hustensirup einnehmen, so liest man für gewöhnlich die Einnahmeempfehlungen für dieses Hausmittel.
Liebe Oli, eine gute Idee mit dem Rettich auf dem Glas, kannte ich so noch nicht. Beruhigend, dass bei Dir auch Gemüse im Frostboden schlummert. Irgendwie vergisst man jedes Jahr etwas, was man schon längst rausnehmen wollte. Und dann geht es auf einmal nicht mehr. Bei mir ist es der Meerrettich. Dafür habe ich dies Jahr geschafft, die Möhren und Rote Bete rechtzeitig zu ernten und einzulagern. LG Annette
Ja, hier liegt so einiges brach. Beim Chinakohl und Rucola war es teils Absicht, da wollte ich gucken, wie der wieder hochkommt und was der abkann. Fazit: ist einige Male eingefroren und sah danach wieder lecker aus, aber irgendwann war auch mal gut … Herbstrüben dito, Rettich auch. Im Endeffekt habe ich gelernt, dass bei unserem feuchten Winterwetter hier oben eine Beetabdeckung notwendig ist und dann halten sich viele Wintergemüse richtig gut draussen auch wenn man sie mal vergisst.
Meine Bete stehen ebenfalls testweise in Sand eingeschlagen draussen, sind also sicher auch schon eingefroren gewesen. Die sehen gut aus, treiben wieder und sind nur minimal weich geworden. 🙂
LG Oli
Liebe Oli, da scheint mir das Aufwand – Nutzen Verhältnis eher mangelhaft. Bleibe also weitehin bei Salbeipastillen und Thymiandampf. Liebe Grüsse Bernhard
Salbei ist auch eine gute Wahl und den Rettich kann man notfalls ja auch ganz ohne großen Aufwand verspeisen. Hilft auch.
Liebe Grüße, Oli