Mir wurde zugetragen, dass die werte Leserschaft eine (von mir verursachte) Erwartungshaltung bezüglich neuer, amüsanter und interessanter Artikel und Berichte aus dem landidyllischen Leben hat. Das freut mich und das soll auch so sein, denn mir macht der Austausch und das Schreiben sicher ebenso viel Spaß, wie vielen ebender Austausch und das Lesen auf der anderen Seite. Nur zu gerne würde ich euch ungefähr täglich an meinen Aktivitäten in Küche & Garten sowie an meinen Experimenten gespeist aus meiner kindlichen Neugierde und an den Beobachtungen den normalen Wahnsinn betreffend teilhaben lassen aber derzeit ist mein Leben im ‚fast forward-Modus‘. Eine Woche vergeht wie ein Tag, völlig überraschend türmen sich urplötzlich 10 Maschinen Wäsche vor mir auf, das Saatgut musste gestern ausgesät werden, schon wieder den zweiwöchentlichen Abholtermin der Mülltonne verschwitzt, die Steuer ist auch schon wieder fällig, die hungrige Meute will erschreckenderweise abends was essen und irgendjemand erzählte mir, dass demnächst Ostern sei …
Ich weiss zwar, dass ich in jedem Monatsrückblick über denjenigen klage, der an der Uhr gedreht hat, aber es wird immer noch verrückter. Beruhigend ist, dass dies nicht nur meine Wahrnehmung ist.
Der April kann meinetwegen machen was er will. Macht er ja wettertechnisch ohnehin seit Menschengedenken und immerhin müssen wir nur noch einmal schlafen und dann ist er schon wieder vorbei. Gefühlt.
Der März hingegen war meteorologisch abwechslungsreich, aprilesk und knorke. Die Natur explodierte, die Wildkräuter erschienen, froren kurzfristig wieder ein und dann kam die Hitzewelle! Jawohl, wenn man im März im Unterhemd draussen arbeiten kann, einem vom Wasserverlust durch Schwitzen ganz blümerant wird und das Kind nackt durch den Garten rennt und ins Wasser springen will, dann kann man wohl von Hitzewelle reden. Herrlich. Ich habe mir direkt eine Meyer-Zitrone gekauft.
Mich hätte ruhig mal jemand erinnern können, welch göttlichen Duft Zitronenblüten verströmen! Trotzdem hier stetig ein nordischer Wind geht, riecht der Hof rund um den Zitronenbaum verlockend. Was auch die Hummeln feststellten und die Blüten eifrig besuchten – ich erwarte stündlich die ersten Früchte …
Apropos Fluginsekten: Ende Januar unterhielt ich mich hier auf Landidylle über Imkerkurse, informierte mich im Zuge dessen über Angebote in der Nähe und stellte fest, dass die ‚grossen‘ Kurse an der ältesten Imkerschule Deutschlands, in Bad Segeberg, derzeit nicht in unseren Zeitplan passen. Sehr ärgerlich, Imkermeister Geert Staemmler und Imkermeister Jörg Pardey sind wohl weithin bekannt. Von ersterem habe ich zumindest ein Buch gekauft und letzterer gab in Kooperation mit einem Imkerverein einen kleinen Kurs an der VHS im nächsten grösseren Ort. Start: am übernächsten Tag nach Feststellung durch mich. Beherzt griff ich also zum Telefon, erwischte die Vorsitzende und wählte den schnellen Weg zur Anmeldung in letzter Minute. Im Februar und März habe ich also allerlei wissenswertes über Imkerei speziell in Norddeutschland erfahren, festgestellt, dass ich gefühlt mit jedem Termin ahnungsloser wurde und den Honigkurs absolviert.
Als ich unsere Sammlung von Palettenaufsatzrahmen aus dem Schuppen hervorholte, um ‚Instant-Hochbeete‘ zu bauen, entdeckte ich weitere interessante Insekten: schlummernde gelbe, grüne, orange und rote Florfliegen sowie Wespen. Bunte Florfliegen habe ich bewusst noch nie zuvor gesehen! Nach einer kurzen Online-Recherche weiss ich nun, dass adulte Tiere gegen Herbst gelblich werden, über die restlichen Farben konnte ich nichts herausfinden. Weiss von euch jemand mehr?
Und wenn wir schon beim Thema ‚Dinge, die Oli durch Zufall herausfindet und die so noch nicht beschrieben wurden‘ sind, kommen wir doch direkt zu Yacon (Smallanthus sonchifolius). Meine Ernte 2015 hatte ich in Sand eingelagert, die Brutknollen zur Vermehrung im nächsten Jahr ebenso. Die Brutknollen sind mir leider vergammelt (sodass ich neue besorgen musste, welch ein Ärger) und die Yacon-Früchte haben wir nicht alle gegessen. Ein Eimer mit Yacon-Knollen in Sand stand also bis weit in den Winter 16/17 hinein in der Speisekammer und diente als Versuchsobjekt. Eine Verkostung ergab, dass die Knollen wattig geworden waren, ähnlich überlagertem Rettich oder Rüben. Die erstaunliche Entdeckung aber war, dass die Knollen sich umformen. Wie oben im Bild zu sehen bilden sie rundliche Auswüchse an einem Ende der Knolle, die Struktur der Oberfläche ist dort glatter und es bilden sich feine Wurzeln. Ich habe im englischsprachigen Internet keinen einzigen beschriebenen Fall gefunden, wo geschildert wird, dass aus Yacon-Frucht auch neue Pflanzen gezogen werden können aber was haben diese Knollen sonst vor? Es ist noch Leben in ihnen, sonst könnten sie sich nicht umformen. Ich habe die Knollen in ein Sand-Erde-Gemisch gepflanzt und an prominenter Stelle in den Garten gestellt. Hoffentlich haben sie die leichten Nachtfröste dort überstanden, ich wüsste zu gerne, was aus dieser Transformation weiter wird. Für’s Mitdenken und Hörensagen austauschen wäre ich dankbar!
Ein menschengemachtes Frankenstein’sches Experiment betrifft die extrem frühe, dabei aromatische und sehr rote Apfelsorte, die der Gatte im Garten eines Bekannten entdeckte und die nun in der Welt verbreitet werden soll. Es war die Zeit um Edelreiser zu schneiden und auf einen anderen Baum aufzupropfen. Ich brachte einige Reiser zu Schwerdtfegers in die Baumschule für alte Obstsorten und nahm im Gegenzug das nötige theoretische Wissen sowie Material mit nach Hause. Nachdem ich es nicht schaffte, auch nur ein Reis ohne Berg-und-Tal-Furchen zu schnitzen und die Schnittflächen somit nie exakt aufeinander lagen, riefen wir um Hilfe und Wolf Schwerdtfeger kam dankenswerterweise rüber, um sich der Sache anzunehmen und nochmals eine praktische Lehrstunde zu geben. Seiner Meinung nach werden wohl auch einige meiner Reiser anwachsen. Warten wir es ab. Wir freuen uns auf jeden Fall, diese unbekannte Sorte an verschiedene Standorte gerettet zu haben und hoffen auf eine gute Ernte in der Zukunft.
Passend zum Thema Äpfel kann ich kurz zwischendurch vermelden, dass das Experiment der Einlagerung über Winter sehr aufschlussreich und erfolgreich war. Ich werde zu den verschiedenen Lagerorten, Temperaturen usw. sicher noch einen ausführlicheren Bericht schreiben, aber da einige Leser ihr großes Interesse bekundet hatten hier schonmal vorab: man kann bis in den April hinein energieneutral Äpfel lagern und diese können sogar so frisch und knackig bleiben, dass man sie mit Genuss so essen kann!
Ansonsten habe ich so einige Anhänger voll gut abgelagertem Pferdemist bei einer Bekannten aufgeschaufelt und bei uns abgeschaufelt und damit unter anderem die oben erwähnten ‚Instant Hochbeete‘ gefüllt. Auf der Terrasse Mistplatte ist nun innerhalb der Granitumrandung, die ich im letzten Jahr noch gesetzt hatte ein Beet mit integrierter kleiner Feuerstelle entstanden und dank regem Pflanzentausch auch bereits bepflanzt. Abzuwarten bleibt, wie gut die Pflanzen im einzelnen auf der dünnen Erdschicht klarkommen.
Manch einer hätte gerne eine intakte Mistplatte und wir bedecken die unsere mit Erde, die Welt ist und bleibt ungerecht.
Die Baumfrau hatte ich vor einiger Zeit mit der Brombeerhecke verkuppelt, entstanden ist ein hochspannendes Interview mit sehr informativen Tipps zum Downshifting. Ein Thema, was seit einiger Zeit einen großen Teil meiner Gesprächspartner beschäftigt. Vielleicht schreibe ich selber irgendwann auch etwas zu meiner nun 6-jährigen Erfahrung damit. In Zusammenhang damit fiel ein Fehler im WordPress-System auf. Dieses schlug unter bestimmten Umständen Beiträge fälschlich einem anderen Autor zu. Es war mit ein wenig Aufwand verbunden, bei WordPress das richtige Ohr, verbunden mit dem richtigen Köpfchen und Tatendrang zu finden, aber eine sehr kompetente Irin nahm sich des Bugs an und dieser ist nun Geschichte. Bitteschön WordPress, ich habe es gerne getan, eine gute Tat …
Eine gute Tat kann man übrigens auch via smile.amazon.de vollbringen. Natürlich werden viele aus Prinzip nicht den Internet-Giganten unterstützen, wer aber – so wie ich – viele Bücher antiquarisch kauft, kommt kaum daran vorbei und dann ist es vielleicht ein Stück Gutes im ach so Bösen, wenn man sich kurz eine nach persönlichem Empfinden unterstützenswerte Organisation aussucht und ab sofort ohne Mehrkosten bei jedem Kauf etwas gespendet wird.
Dann haben wir im März noch Befreiungsschläge vorangetrieben. Es ist einfach unschön, seine Lebenszeit damit zu verschwenden, sich von unfreundlichen Verkäufern anblubbern oder vom Kfz-Mechaniker abzocken zu lassen, auch der Bäcker, der sich über körperliche Einschränkungen lustig macht bekommt unser Geld nicht, der Telefonanbieter mit der langen Leitung nicht, nicht der Steuerberater, der bei der Steuer die Beratung vergisst und den Versicherungsfritzen, der mir über Wochen alle paar Tage versichert hat, dass mein erster Haftpflichtschaden seit über 20 Jahren bezahlt würde und die Bestätigung seit Tagen in der Post sei, den will ich in meinem Leben auch nicht mehr. Strom, Telefon & Internet kommt nun also von den Gemeindewerken um die Ecke, andere Werkstätten haben auch starke Hebebühnen, Fertigmischungen für Luftbrötchen sind leider kein Alleinstellungsmerkmal mehr, es gibt Buchhalter, die meine Sprache sprechen und wo ich in einer Stunde mehr gelernt habe als in Jahren woanders und alle unsere Versicherungen werden nun gebündelt in einer schönen, kleinen Stadt direkt an der Nordsee von einem kompetenten Menschen verwaltet, der klarer Worte mächtig ist. Das Leben vergeht weit zu schnell, als dass man seine Zeit mit Vampiren verbringen sollte, die sowohl Kraft und Nerven als auch Lebenszeit absaugen.
Ebenfalls im März werden überall noch schnell die letzten Knicks gestutzt bevor die Vögel brüten. Kurz darauf lodern allerorten die Feuer wenn alle Beteiligten zusammen traditionell das Buschwerk verbrennen, grillen und das ein oder andere Bier trinken. Weil wir besonders fleissig Holz gemacht haben, haben wir mehrmals gebrannt und auch zuhause ist die Lagerfeuersaison eingeläutet worden. Dieses Jahr wird die große Feuerstelle endlich mit Steinen ausgekleidet und in einem Dutch Oven wollen wir dort dann möglichst oft draussen kochen. Hoffentlich fällt der hiesige Sommer nicht wieder einem Monsun zum Opfer.
Weil die Produktion ja weitergehen muss, Kraft endlich ist und man Zeit irgendwann auch mal anders als schuftend an Haus und Garten verbringen könnte, habe ich mich im März mal wieder verstärkt dem Thema ‚mehrjährige Nutzpflanzen‚ gewidmet. Es gab hier vor dem Datenverlust eine wunderbare Liste von entsprechenden Pflanzen für diese Klimazone, die ist nun zwar weg aber viele andere Hobbygärtner haben ebenfalls etwas zu dem Thema geschrieben. Vor allem auf Permakulturseiten findet sich dazu logischerweise ein reicher Fundus an geeigneten Pflanzen und Erfahrungen. Ich habe langsam begonnen, schon einmal die ein oder andere Art anzuschaffen und dabei auf Vermehrungen von privaten Hobbygärtnern zurückgegriffen. Und weil ich weiss, dass viele von euch nun auf Quellen lauern: ganz einfach. Über eBay verkaufen wirklich viele Leute Ableger, Samen, Stecklinge & Co. aus ihren Gärten. Eine gute Möglichkeit, wenn die Tauschpartner im offline und online das gewünschte Sortiment nicht bedienen können und man auf Tauschportalen noch nicht genug Punkte gesammelt hat.
- Wirklich gute Rocambole/Rockenbolle-Brutzwiebeln verkauft(e) diese nette Dame.
- Dieser Herr hat(te) sowohl alle mir bekannten, als gut frosthart beschriebenen Feigen als Stecklinge im Angebot als auch sehr interessante, aussergewöhnliche Sorten die dann wiederum wohl nichts für jeden Standort sind. Heiße Tips zum Bewurzeln gibt es bei ihm noch dazu.
- Kraxelwalter hat(te) Yams, Feigen und eine gute Goji-Sorte.
- Erdmandel, Erdbohne, Szechuan-Pfeffer und einige interessante Arten mehr habe ich hier gekauft.
Die ersten Wildkräuter habe ich bereits im Solardörrer als Jahresvorrat konserviert. So zart und voller Leben sind sie nie wieder. Ansonsten bereichern die Wildpflanzen unseren Speiseplan der natürlich entsprechend der Saison zu einem grossen Teil aus Lagergemüsen und zu einem anderen aus Eiern besteht.
Ich hätte schon noch ein wenig mehr zu erzählen, aber nach 6 Stunden Sortier- und Schreibarbeit für diesen Beitrag lasse ich es nun gut sein. Ich freue mich wie immer sehr über eure Kommentare, Emails, Besuche, die Tauscherei und sehr gerne auch immer persönliches Feedback – auch wenn es, so wie heute passiert, ein Wink mit dem Zaunpfahl ist, dass ich mich ja nun selber in die Situation der Bringeschuld manövriert habe. 😉
Wir sind übrigens auch besuchbar, ob es gerade passt und in welchem Rahmen beschnackt man am besten (kurz) vorher. Aber Vorsicht: ich rede mindestens soviel wie ich schreibe, vor allem wenn es um ‚meine‘ Themen geht und Sympathie vorhanden ist.
„Herrlich. Ich habe mir direkt eine Meyer-Zitrone gekauft.“ You made my day!!!
Ja ist doch wahr! 😛
(Ausserdem ist es vermutlich besser, eine Meyer-Zitrone zu haben, als eine zu brauchen – und wehe das Teil überlebt hier nicht!)
Wir versuchen es grade mit Kaffir-Limetten…. 😉
Wie immer hatte ich viel Spaß beim Lesen und lieben Dank für die vielen Infos.
Was eine Arbeit – Chapeau!!!
Ich hatte letzten Sonntag meinen ersten Probeimkertag (so heißt hier der Imker Anfängerkurs). Schon sehr verwirrend das Ganze – aber das wird schon 🙂
Zur Einführung kann ich Dir das Buch vom Bienenpapst Dr. Gerhard Liebig „Einfach imkern“ empfehlen.
Ich hatte per Email bei ihm direkt bestellt und wollte vorab überweisen, was er ablehnte.
Sein Kommentar dazu: Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser. Sehr sympatisch…
Herzlichen Dank für dein Feedback Bea, das freut mich immer! Die Einstellung des Dr. Liebig ist wirklich sympathisch, „ein Mensch, ein Wort“ – diese gute alte Tradition lohnt es zu erhalten in diesen seltsamen Zeiten. Das Buch werde ich mir mal genauer ansehen. Heute Abend will ich mal eine Veranstaltung des Imkervereins besuchen und gucken, was ich da an Wissen mitnehmen und welche Kontakte ich knüpfen kann.
LG Oli
Wieder ein schöner Artikel, dem man die Lust und Laune auf den Frühling und das Gartenjahr anmerkt. Bin auch sehr gespannt auf Deinen Äpfel-Lager-Bericht! Wir sind absolute Apfelfans und bei der Menge an Bäumen zu der wir uns haben hinreissen lassen müssen Lösungen für den Herbst her. 😉
Danke Denise, es ist wirklich so: je weiter wir hier dem Ziel kommen, je mehr wächst und gedeiht und je mehr Routine in den Selbstversorger-Alltag kommt, umso mehr Lust und Laune habe ich. An sich könnte ich den ganzen Tag grinsen und tanzen und es kaum erwarten, den Garten in dem Zustand zu sehen, den ich im Sinn habe.
Na, den Bericht über das Apfellager habe ich ja zwischenzeitlich endlich geschrieben. Komfortabler und chicer ist sicher ein richtiger Erdkeller so wie ich ihn in Tschechien hatte, aber so geht es nachgewiesenermassen also auch!
LG Oli