Ich wünsche allen Lesern ein gesundes & friedliches Jahr 2018. Glück, immer eine Handbreit Groschen im Portemonnaie und für Hobbygärtner natürlich einen guten Ertrag in der nächsten Saison.
Ist es vermessen, den ersten Beitrag im neuen Jahr mit einem Matsch-Foto einzuleiten?
Ich denke nicht, denn Niederschläge, Matsch und Überschwemmungen sind das bestimmende Thema hier im echten Norden und – wie ich höre – nun auch anderswo.
Die Bauern konnten ihre Felder zu großen Teilen noch immer nicht befahren und viel Mais steht noch auf den Feldern. Auch die Gülle konnte nicht verklappt werden, die Gruben liefen über und es wurde schnell eine Sondergenehmigung erlassen: Bauern können jetzt ‚Gülle-Teiche‘ ausheben und den Überschuß dort zwischenlagern, bis man wahlweise die Felder wieder befahren kann oder einem schlauen Menschen etwas besseres einfällt.
Ich bin nur ein einfacher Geist und würde dafür plädieren, nur das zu verfüttern, was das eigene Land hergibt und auf Soja aus Südamerika (sowie das tägliche Fleisch) zu verzichten. Denn das, was bei uns ‚Überschüsse‘ sind, fehlt anderswo im Kreislauf. Gülle-Flugzeuge – ach was! am besten direkt Gülle-Drohnen – sind hingegen keine Lösung, denn von den Feldern rinnt so schon das Wasser (und die Nährstoffe) im großen Stil herunter, bildet reißende Bäche, versandete Straßen und lässt Klärwerke überlaufen.
Bei uns im Garten steht das Wasser nun schon auf dem Hofplatz in Pfützen – und der ist mindestens 2m höher gelegen als die Koppel mit Hühnerstall. Die Hochbeete sind immer noch zu nass, um den Boden zu bearbeiten und hätten wir keine Hochbeete, so könnten wir hier nichts mehr anbauen. Nichts. Außer vielleicht Reis.
Umso froher bin ich, dass wir den Folientunnel haben, zwar steht auch dort stellenweise das Wasser weil es aus dem Boden drückt, aber immerhin erspart man sich das kühle Nass von oben.
Wie fatalistisch der echte Norddeutsche mit den Wassermassen umgeht kann man schön auf diesem Foto sehen. Es zeigt einen Parkplatz mitten im Zentrum von Heide, wo auf dem größten Marktplatz Deutschlands ein Weihnachtsmarkt ganz ohne Betonpoller und Maschinengewehre, aber dafür mit … jeder Menge Wasser (und ausnahmsweise auch mal strahlendem Sonnenschein) stattfand.
Aber es war nicht alles Regen im Dezember, für einige Tage änderte das Wasser auch seinen Aggregatzustand und bescherte uns Schnee. Echten Schnee! Teile davon blieben sogar für einige Tage liegen und wie ich hörte, gab es so einige Kindergartenkinder, die sich zu Tode fürchteten vor diesem seltsamen, kalten Zeugs. Unsere Tochter hingegen hatte schon seit ungefähr immer auf diesen Zeitpunkt gewartet und entsprechend hohe Erwartungen in Punkto Schneemänner bauen, Schlitten fahren, Schneeflocken aus der Luft mit der Zunge fangen und Schneeballschlachten. Dass nicht jeder Schnee gleich gut geeignet ist, um oben genannte Dinge zu tun, können die Kinder hier und heute leider nicht aus eigener, praktischer Erfahrung wissen.
Gewöhnungsbedürftige Vorstellung.
Die meisten Wintergemüse haben den Frost und Schnee gut überstanden. Mein Rotkohl ‚Roodkop‘ hat zwischen meiner letzten Kontrolle und dem Ernteversuch des Gatten leider aufgegeben und war matschig. Unverzeihlich.
Vom Weißkohl ‚Marner Lagerweiß‘ musste ich nur einige äußere Blätter entfernen die glasig geworden waren, die entferne ich aber ohnehin weil darunter meist kleine Tierchen Unterschlupf suchen.
Der bunte Mangold ‚Bright Lights‚ hat den Frost ziemlich gut überstanden, das kannte ich bislang nur von ‚Lukullus‚ und siehe da: der oft als ach so empfindlich bezeichnete Stangensellerie (Giant Pascal) kann auch ein bisschen Frost und Schneebedeckung ab.
Der ‚russische rote Kohl‚, heute auch gerne als Wildkohl bezeichnet und verkauft hat sich in den vergangenen Jahren als nicht so frostfest erwiesen wie einheimische Sorten, aber auch er steht noch gut da.
Neben dem Wintergemüse, welches noch ein wenig auf dem Beet stehen kann gilt es, die eingeschlagenen Vorräte zu kontrollieren und zu verarbeiten sowie nach und nach die Kühltruhen zu leeren. Anlässlich der Nachfeier des nachwüchsigen Geburtstages gab es also eine Familienportion Gulasch mit Zwiebeln und Paprika satt aus eigenem Anbau. Mein Gulasch gehört zwar zu den einfachsten Rezepten der Welt, haut aber trotzdem reihenweise Leute vom Hocker und sollte vielleicht der Vollständigkeit halber einmal veröffentlicht werden.
Ansonsten ist der Gatte seiner väterlichen Verantwortung nachgekommen und hat seiner Tochter die Zubereitung der beiden Plätzchensorten nahegebracht, für deren Herstellung er sich hier verantwortlich zeichnet.
Währenddessen hat die Herrin des Hauses sich mit der Herstellung von Wein und angesetztem Schnaps aus eigenen Meyer-Zitronen beschäftigt sowie der ‚Veredelung‘ von Wein zu Essig. Was man halt als Schwangere so macht.
Ansonsten habe ich mit dem Töchterlein pädagogisch und ökologisch sowie ökonomisch wertvolle Geschenke und Basteleien hergestellt, namentlich einen total missratenen Adventskranz, den sie sofort wieder abgeschmückt hat (sind die Sicherheitshinweise auf der Kerze nicht irre?), neue Wachstücher in chic und Suppenpulver.
Eine neue Katze ist zugelaufen, hat sich ihren Platz in der Freßordnung des Windfangs erkämpft und bei mir um Toleranz gebuhlt, indem sie voller Vertrauen die Augen schließt, wenn ich sie ansehe. OK, kann bleiben, ist vor allem auch eine Glückskatze und wenn ich mich recht entsinne, begegneten wir uns im Sommer im Nachbardorf, als sie mir vor’s Auto lief und ich ihr riet, lieber bei uns einzuziehen und sich im Mäusefang zu üben.
Kulinarisch waren Wintergerichte wie Dithmarscher geschmorter Kohltopf, besagte Fliederbeerensuppe, Grünkohl, Gumbo mit eigenem Marans-Hahn und selbst gemachter Schokoladenpudding mit Chocolate Nibs dran. Ausserdem war Schlachtfest und der leider einzige Moschuskürbis wurde in viele Einzelportionen zerteilt, zum Teil verkocht und verkostet: deliziös! Gleiches gilt für die Yacon, die wir dieses Jahr erstmalig als ‚Morado‚ im Anbau hatten und die seitdem regelmässig in dem Obstsalat des Gatten verbaut wird.
Dann haben wir Wintersonnenwende am Lagerfeuer zu feiern versucht und nach kurzer Zeit abgebrochen, weil das Kind in einer Tour jammerte: „Wann gehen wir rein? Können wir reingehen? Mir ist kalt! Wann gehen wir rein? Können wir reingehen? Mir ist kalt! Wann gehen wir rein? Können wir reingehen? Mir ist kalt! Wann gehen wir rein? Können wir reingehen? Mir ist kalt! Wann gehen wir rein? Können wir reingehen? Mir ist kalt! Wann gehen wir rein? Können wir reingehen? Mir ist kalt!“ Ad infinitum. Auch das gehört zum Elternsein mit einem angeblich wettergegerbten Waldkind.
Nach dem Julfest folgte wenige Tage später die moderne Variante.
Für das weihnachtliche Menü mussten wir den ausgefallenen Rotkohl also ersetzen und entschieden uns für die Sorte ‚Flower Sprout‚. Die Mischung aus Rosenkohl und Grünkohl bildet zwar auch kleine Köpfe am Stamm wie Rosenkohl, diese sind aber rotbunt und sehen eher dem Grünkohl ähnlich. Wenn ich als Hinterwäldler richtig informiert bin, rangiert ‚Flower Sprout‚ ganz vorne mit unter den vermeintlichen Super Foods. Und da wir wohl echte Hillbillys sind, haben wir Kulturbanausen natürlich nicht nur die zarten Röschen geerntet und verwendet, sondern auch die großen, etwas zäheren Blätter. Sehr lecker! Nussig, grünkohlig, fein aber würzig, ertragreich, robust, kann man gut mal haben.
Die Gans lief auf der Koppel eines Bekannten – wir selber hatten 2017 wegen der Gefahr der Vogelpest ja keine Landgänse – aber der Gutteil des Weihnachtsessens kam vom eigenen Land und da wir 2 Wochen vor dem Fest uns vorgenommen hatten, letzte Einkäufe zu erledigen, um nicht mehr ins Getümmel zu müssen, verlebten wir dann doch noch eine relativ entspannte Zeit. Auch wenn der turbulente Alltag bei uns, wie bei den meisten anderen, bis zum letzten Arbeitstag vor Heilig Abend anhält. Bis 23.12 21 Uhr um genau zu sein, da rief der letzte Kunde an, um noch schnell was zu klären. So richtig trüben liess sich die Idylle auch nicht durch den Infekt, der uns rechtzeitig zum Fest noch erwischte, es scheint normal zu sein, dass der Körper Krankheiten zulässt, wenn man mal zur Ruhe kommt. Fliederbeersuppe hilft.
Kaum waren die Feiertage vorbei, entwickelte sich bei mir schon wieder unbändige Lust auf’s Gärtnern, ich freue mich wie verrückt auf die neue Saison – auch wenn ich nicht weiß, wieviel ich letztlich schaffen kann – und bin aufgeregt wie ein kleines Kind über die neuen Sorten, die ich entdeckt und getauscht habe und die ich testen werde!

‚Hutterite Soup‘ eine fast weiße Suppenbohne der Hutterer. Mitgenommen über den großen Teich und nun wieder zurückgekommen.
Der hormonell bedingte Nestbautrieb verschafft sich auch weiter Geltung und nachdem ich angefangen habe, den Rohbau zu entrümpeln und den Gatten unter Druck zu setzen, damit wir pünktlich zur Niederkunft ein Wohnzimmer als Rückzugsort haben, hängte ich endlich dann auch mal die ganzen Bilder in der Küche auf, die schon viel zu lange darauf warteten. Dauert sowas bei anderen auch 5 Monate? Und woher kommt es bloß, dass Töchterchen sich ganz selbstbewusst Nagel und Hammer schnappt und ausgerechnet den Schornstein mit Bildchen verziert? Immerhin bekommt sie akkurat einen Nagel in die Wand gehämmert – das schafft heute auch nicht mehr jeder.
Das Bild im Vordergrund, die ‚Tonvögel in der Normandie‘ wurde vom Künstler hier vorgestellt.
Im Dezember ist also anscheinend doch ein wenig passiert, obwohl es zumindest zwischen den Jahren noch ganz beschaulich wurde – wir arbeiteten nur auf dem eigenen Hof und nicht auswärts, hatten Besuch, haben besucht und gut gegessen.
Für 2018 hoffe ich, dass die schwarzen Wolken, die sich demjenigen, der sich alternativ direkt an den Quellen informiert am Horizont zeigen, wieder verziehen und wir ein gutes & friedliches Jahr bekommen. Was denkt ihr?
Wasser ist Leben. Wasser kann aber auch Leben vernichten. Im Moment ist es einfach des Guten zu viel. Die Menschen, die von den eigenen Erzeugnissen leben wollen, oder müssen, erhalten mein Mitgefühl.
Da hast du recht, neulich habe ich gehört, dass die Wintersaaten auch nicht eingebracht werden konnten. Ist ja an sich logisch aber ich hatte daran gar nicht gedacht. Also ist die Ernte 2018 zum Teil auch schon gelaufen durch das Wetterchaos. Kann man die Regenwolken nicht einfach woanders hinschicken? Kalifornien brennt lichterloh …
Hi Oli,
Bis auf das Wetter scheint es euch gut zu gehen, das ist das Wichtigste. Auch finde ich es schön, deine Aktivitäten zu bewundern. Ich selbst bin außer der Bloggerei (und der Kocherei) relativ lethargisch und sehne mich danach wieder mit dem Fahrrad rauszukönnen (ich meine für mehr als nur ein paar Minuten.
Übrigens finde ich habt ihr eure Galerie sehr schön gehängt!
LG Alex
Moin Alex, danke für dein Lob, ich finde die Galerie auch sehr schön, ich sehe da gerne hin, sie fügt sich gut ein und fällt trotzdem sofort ins Auge – passt.
Lichtmangel und fehlende Möglichkeiten zur Aktivität im Winter macht lethargisch, ja. Mir geht hier die Arbeit ja zum Glück nicht aus und dank Hormonen gebe ich auch Gas. Allerdings bin ich gerade von meinem Körper bzw. Hebamme und Ärztin angezählt worden, nun wird es wohl doch Zeit, mehr zu delegieren. Mal sehen, ob ich das hinkriege. Ich wünsche uns allen einen baldigen Frühlingsbeginn mit Sonne und etwas Wärme, dann wird alles besser!
LG Oli
Mir gefällt Euer verschmähter Adventkranz sehr. Gut gegessen, recht so. Gutes Essen wertschätzend zubereitet und dankbar verspeist, so soll es sein, so ist es recht. Wohl bekomms! Herzliche Grüße aus dem Donauland, deingruenerdaumen.
Danke dir, ja, das Essen und seine Frische und Qualität wissen wir immer zu schätzen und sagen uns ganz oft, dass wir gesegnet sind – gleichzeitig aber auch ganz schön verwöhnt, wir können kaum mehr auswärts essen. 🙂
Ich habe beschlossen, nächsten Winter bei einer Bekannten in die Lehre zu gehen, was das Binden von Kränzen und Girlanden angeht. Sie kann das so toll, könnte Profi sein. Da kann ich mir hoffentlich noch ein paar Kniffe abschauen.
Liebe Grüße, Oli
Ach Oli, lass uns zuversichtlich sein, auch mit dunklen Wolken werden wir dem neuen Jahr wieder viele gute Momente abgewinnen können. Selbstversorgern fällt das gar nicht so schwer mit Garten, Tieren, handwerklichem Geschick und viel handfestem Wissen. Wenn ich Deine Berichte lese, bin ich direkt auch ein wenig stolz darauf, was in der Selbstversorgung alles möglich ist!
Tja Salmandra, ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass wenn man die Nachrichten, die nicht den lokalen oder regionalen Dunstkreis betreffen ausblendet, es einem ausgesprochen blendend gehen könnte inmitten des eigenen Paradieses. Es sei denn, man wohnt in der Nähe der Stadt oder nahe an Brennpunkten jeglicher Couleur.
Ich mache das ja von Zeit zu Zeit, dass ich mich komplett ausklinke – herrlich.
Wirklich betreffen tut einen doch recht wenig und beeinflussen … tja, ich komme immer mehr davon ab zu glauben, dass man im großen Einfluß nehmen kann. Im kleinen sicher und damit schliesst sich der Kreis zur Selbstversorgung, der Subsistenz, zum Erhalten von Fähigkeiten und Wissen, dem Tauschhandel. 🙂
Insofern hast du doppelt recht! Ich blicke an sich total zuversichtlich und beschwingt in das neue Jahr und die neue Saison – die unnötigen Konflikte bedrücken mich aber trotzdem ein wenig.