Normalerweise gehört es wohl zu den ersten Aufgaben, die dringend zu erledigen sind wenn man ein neues Haus bezieht, eine Feuerstelle anzulegen. Eine Feuerstelle ist kommunikativer, meditativer und sozialer Mittelpunkt des Gartens, man kann sich dort wärmen, kochen und auf jeder Baustelle finden sich allerlei Dinge, die man dort thermisch vernichten kann.
In diesem Fall hat es ganze 4 Jahre gedauert, bis die Feuerstelle auch nur angefangen wurde. Klar, ich war zwischendurch schwanger und konnte über viele Monate nicht einen Schritt schmerzfrei gehen und auch danach war für viele, viele Monate nicht an Grabearbeiten zu denken und ausserdem musste mit erster Priorität das Haus bewohnbar gemacht werden. Aber ernsthaft: 4 Jahre!
Natürlich haben wir auch schon vorher Feuer gemacht wie verrückt, es wurde nur keine Grube ausgehoben sondern mitten auf der Koppel gekokelt. Der Vorteil von richtigen Feuerstellen ist ja aber nicht nur, dass die Flammen am Ort ihrer Bestimmung züngeln und der schöne Rasen nicht verbrennt, das Feuer bekommt in der Grube den richtigen Zug, der Wind hat nicht soviel Angriffsfläche und man sieht den Feuerschein nicht ganz so weit. Manch ein besorgter Bürger hat ein Lagerfeuer schon für einen Hausbrand gehalten und die Wehr alarmiert hörte ich. Ob besagte besorgte Bürger eher vorbeifahrende Städter sind oder einheimische, die die Situation nicht besser einschätzen können weil die zugezogenen Feuerteufel vergassen sich beim Zuzug den Eingeborenen vorzustellen, vermag ich nicht zu beurteilen. Betrifft uns auch nicht.
Unsere Feuerstelle war und ist ein geselliger Ort und bei Massenandrang könnte man sogar einen kompletten Ochsen über dem offenen Feuer grillen.
Im Herbst 2015 machte ich den ersten Spatenstich und hob zunächst die Grassoden (die natürlich aus Quecke bestehen) ab. Diese legte ich umgedreht auf die Grundfläche eines kleinen Hochbeetes, welches ich aus dem Aushub baute und mit einem Friesenwall einfasste.
Die Stelle liegt mitten auf der Koppel mit Blick auf den Teich, in ausreichendem Abstand zu umliegenden Bäumen und der Boden ist dort nicht so nass, dass die Grube voll Wasser läuft. Man hat von dort fast das ganze Gelände gut im Blick und der Ort fühlt sich richtig an für eine Lagerfeuerstätte. Sind die Bäume erstmal groß und alt, wird es ein geschützter, verwunschener Ort sein.
Rings um die Feuerstelle waren über die Jahre die verschiedensten brennbaren Materialien fest in ein Gespinst von Quecke eingewachsen und zu lebensgefährlichen Stolperfallen geworden. Einer von uns war der Meinung, dass man diese potentiell brennbaren Dinge zack-zack mit einem kleinen Kraftakt aus dem Grasteppich reissen könne, der andere nicht. Letztlich waren nach knapp einer Stunde echt mieser Arbeit gefühlt mehrere Kubikmeter Feuerholz geborgen und konnten zu mehreren Belohnungsfeuern werden.
Um die Feuerstelle herum bauten wir Gabionen als Sitzbänke auf und ich füllte sie mit Feldsteinen, die ein benachbarter Bauer mal hier ablud. In diesem Zustand war die Feuerstelle schon recht komfortabel (vor allem, wenn man die Schaffelle auf die Gabionen legte und sich nicht das harte Metallgestänge in den Hintern piekt) und wurde gerne genutzt.
Vom Look & Feel war das Ganze noch immer nah am Schrottplatzambiente dran, aber immerhin. Die Feuerstelle ganz normal mit Steinen auszukleiden, war für die nächsten anderthalb Jahre der Plan für die nächste Zukunft. Dazu kam es erstmal allerdings nicht, dafür haben wir viel Gemüse angebaut, geerntet, gejagt, Hühner und Wachteln bekommen, gegessen, Gänse aufgezogen, geschlachtet und gegessen, Enten ausgebrütet, bekommen und gegessen, Katzenkinder bekommen, Creme gemacht, gebastelt, jede Menge Brennholz gemacht, Kinderzimmer gebaut, gekocht, so einige saumässig leckere Dauerbrenner entworfen, Versuche gemacht, ausgewertet, anderswo mit Steinen gespielt im kleinen wie auch im großen und die Feuer liefen ja trotzdem.
Ich hatte nach dem Bau der Granitmauer ums Haus und dem Hochbeet auf der ehemaligen Mistplatte aus Granit zwar noch einige Steinchen bewegt, habe aber inzwischen eingesehen, dass es mir nicht ohne Grund ärztlicherseits verboten ist, schwer zu heben.
Kürzlich brachte der Gatte für einen halben Tag einen Hofhelfer mit und wir waren beeindruckt, wieviel mehr man schafft, wenn nur 2 weitere Hände zum Arbeiten da sind! Der Helfer wurde also damit beauftragt, den länger gehegten Plan in die Tat umzusetzen und die Feuergrube mit Steinen auszukleiden. (Wofür er natürlich keinen halben Tag brauchte …)
Und wenn man schonmal dabei ist, kann man ja auch gleich den Boden zwischen den Gabionen und der Feuerstelle pflastern. Wie gut, dass wir für so ziemlich alle spontanen Bauvorhaben gerüstet sind und Material jeglicher Couleur bereit steht. In diesem Fall kamen einige Quadratmeter der Sandsteinplatten zum Einsatz, die wir einmal ersteigert, in Hamburg aufgenommen, in völlig überladenen Fahrzeugen auf’s Land gekarrt, sodann auf auf Euro-Paletten gestapelt und von einem Bagger in den Garten runter fahren lassen haben. Haben ist besser als brauchen und wenn das Geld alle ist, können wir immer noch wochenlang weiterbauen. Das nenne ich eine echte Investition in die Zukunft.
Und weil das Legen von Polygonal-Platten in der Theorie zwar ganz einfach ist, weil es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit irgendwo das passende Stück gibt und man es nur finden muss – oder alternativ fachgerecht die Stücke zuschlagen kann – in der tückischen Praxis die Steine sich aber verstecken und auch noch verschieden hoch sind, haben wir direkt einen Fachmann rangelassen, der zufällig auf dem Hof wohnt. Der Gastarbeiter karrte Kieselsteine ran, die – ebenfalls zufällig – in ziemlich großer Menge noch neben dem Haus lagern und der Gatte legte die Platten passgenau, ohne Stolperfallen und schön rund in das Kiesbett.
Das erste Feuer musste natürlich testweise nebenher laufen und obwohl ich beim Bau von Feuerstellen sehr kritisch bin und es für mich wichtig ist, direkt den richtigen Zug zu haben, bin ich komplett zufrieden mit der Arbeit des Helfers. Die Steine halten – auch wenn sie nicht so aufgeschichtet sind, wie man es bei norddeutschen Friesenwällen macht – der Zug ist gut und der Boden eben – was wichtig ist, wenn man dort das Dreibein, den Pfannenknecht oder den Dutch Oven zum Kochen aufstellt.
Es ist ein sehr schöner Platz mit einer richtig chicen Feuerstelle geworden und ich freue mich auf viele entspannte Stunden in angenehmer Gesellschaft dort.
Das sieht klasse aus 🙂
Bei uns im Dorf könnte es dir aber auch passieren, dass die Feuerwehr vor der Türe steht 😉
Danke, ich bin auch ganz begeistert. In unserem Dorf ist es ja zum Glück entspannt aber vielleicht würde es anderswo helfen, wenn man zur Einweihung der Feuerstelle die Feuerwehrleute einlädt. *Prost*
Ich behalte den Tipp im Hinterkopf für irgendwann, wenn ich ein Häuschen habe 🙂
Wow, das ist wirklich toll geworden ! Und natürlich mit Steinen besser als „nur“ Erde. Und die Sitzgelegenheiten ringherum – genial ! Viel Spaß bei vielen schönen Festen rings ums Lagerfreuer, LG Birthe 🙂
Vielen Dank! Ich finde gerade bei diesem Projekt sieht man bei den vorher-nachher-Bildern wunderbar, wie passend es geworden ist.
LG und einen schönen Maifeiertag,
OLi
Stimmt ! :-). Ebenfalls ein schönes langes Wochenende und LG, Birthe 🙂
*seufz*…. Von den Top Ten des Entspannens, steht das Sitzen am Lagerfeuer mit ’nem Bier in der Hand ganz oben! Toll geworden!
Haha, so ist es. Dort sind irgendwie immer alle entspannt und auch Kerle kann man prima besänftigen wenn man ihnen in Aussicht stellt, nach vollbrachter Mühsal ordentlich kokeln zu können! 😀
(für diese Zeile bekomme ich sicher wieder einen Anschiss vom Gatten hehe)
Ich danke dir und wünsche dir ein tolles langes Wochenende!
🙂 Feuerstelle muß sein! Da bin ich ganz deiner Meinung! Eure ist großartig geworden! Wir haben auch eine Feuerstelle im Garten, allerdings nicht ganz so professionell ausgebaut. Sie hat eher den Charakter „Wildwest“: in Ring aus großen Lesesteinen, sonst nichts. Der beste Wochenausklang: Freitagabend am Lagerfeuer sitzen und in die Flammen schauen…
Ich wünsche dir unendlich viele wunderbare kommunikative, meditative Lagerfeuerstunden in lustigen und freundlichen sozialen Kreisen – ohne Feuerwehrunterbrechung 😉
Herzlichen Dank!
Die jetzige Feuerstelle sieht sogar so professionell aus, dass einer meiner Schwanger nicht glauben wollte, dass sie bei uns im Garten sich befindet als er das Foto sah. 🙂
Ich finde Feuerstellen in allen möglichen Ausführungen toll und habe eine ziemliche Sammlung auf Pinterest angelegt. Bekannte haben auch einen Ring aus Fundamentsteinen und der passt super in den Garten, andere eine mit Sandstein ausgelegte Grube – passt dort auch perfekt.
Hauptsache ist immer, sie werden gut genutzt und sorgen für eine tolle Zeit.
Danke auch dir vielmals, ich wünsche ein entspanntes langes Wochenende mit viel Zeit für die guten Dinge!
Da könnte man glatt neidisch werden, wenn ich nicht so beruhigt wäre dass auch andere Menschen nicht alles rund um Haus & Hof im ersten Jahr fertigstellen können. Bisher habe ich noch keine Feuerstelle, aber nun habe ich die Hoffnung dass es doch noch etwas werden kann mit der Lagerfeuer-Romantik! Wie war das noch gleich? Was lange währt, wird endlich gut! Sieht wirklich toll aus…:)
Danke, das ist ein Stückchen Arbeit, was sich wirklich lohnt. Und je nachdem, wie man die Feuerstelle baut ist es an sich ja kein so grosser Akt. Ich kann mich mittlerweile etwas ärgern, dass wir es nicht eher in Angriff genommen haben.
Wow, eure Feuerstelle sieht wirklich super aus 🙂 Ich will auch so eine haben 🙂 Ich kann förmlich schon die gegrillten Knackers richen 😀
LG Florian
Aaach ja, zum Maifeuer sassen wir wieder an der Feuerstelle bei Stockbrot, Würstchen und dem selbst angesetzten Holunderblütensekt. Fürwahr eine tolle Sache, ich hoffe, du baust dir auch eine!?
LG Oli